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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Slii-Kernen, obwohl auch ihre Lippen bereits diese verräterischen schwarzen Flecken aufwiesen. »Du willst doch nicht wie eine Frau des Imperators aussehen, heho!«
    Sie stand auf, schob ihren Bauch vor und stolzierte mit gespreizten Füßen herum.
    »Ich bin der Imperator!«, verkündete sie und versuchte die dröhnende Stimme des Kriegerfürsten des Archipels zu imitieren. »Ich bin der große, fette Imperator! Ich stecke meine Frauen in Säcke wie Aale in Körbe.«
    Die anderen Kinder kicherten. Dann drehte sie sich um und drohte mir mit einem Finger. »Für mich«, verkündete sie, »siehst du gut aus in einem Aalsack! Gut, gut! Leckerer Aal!«
    »Das reicht, Savga!«, fuhr Fwipi sie scharf an. »Tansan, sag meinem Enkelkind, dass es seine Zunge hüten soll. Ein leichtsinniger Mund kann Knochen brechen.«
    Die Ältesten des Clans murmelten zustimmend. Ich sah zu Tansan, die auf den Stufen des Frauenhauses saß und ihr Baby stillte. Drei junge Männer hockten zu ihren Füßen.
    Tansan hob den Kopf. »Lass sie die Wahrheit doch aussprechen, heho!«
    Ärger wallte in mir hoch. Ich konnte nichts dagegen tun. Tansan war so alt wie ich, stillte ein gesundes Baby an ihrem Busen und war auch noch die Mutter des altklugen Mädchens neben mir. Sie hatte eine besonnene Mutter, einen Clan, nicht nur einen, sondern gleich drei Verehrer, saß über uns und abseits, während sie die Gefahr herunterspielte, die die Worte ihrer Tochter heraufbeschwören konnten. Tansan hatte Dinge, die ich verloren oder nie besessen hatte und vielleicht auch nie besitzen würde. Das brannte in mir, wie auch die Erinnerung daran, dass sie mein Leben verdammt hatte.
    Wie immer sprudelten mir meine Gefühle sofort über die Zunge. »Du lässt deine Tochter reden und das Risiko eingehen, dafür bestraft zu werden?«
    Tansan sah mich mit nachsichtiger Belustigung an, was mich noch mehr in Rage brachte. »Hast du selbst nicht eben noch den Imperator mit deiner Pisse verglichen, hm?«
    »Ich bin erwachsen, kenne die Konsequenzen, die es haben kann, wenn meine Worte belauscht werden. Kinder dagegen sind verletzlich …«, meine Stimme klang plötzlich erstickt. »Eine gute Mutter«, fuhr ich heiser fort, »gibt ihren Kindern ein Vorbild, beschützt sie.«
    Tansans dunkle Augen blitzten. »Du glaubst, ihr würde nicht die Zunge von der Axt eines Heiligen Hüters gespalten werden, wenn du schlecht über den Imperator redest? Ich weiß nicht, woher du kommst, Zweite Tochter, aber hier teilt jeder, der die Beleidigung eines Spötters gehört hat, seine Strafe.«
    Ein unbehagliches Schweigen senkte sich über meinen neuen Clan. Tansan und ich maßen uns gegenseitig mit Blicken … Doch ich hatte Schwierigkeiten, mich nicht von dem Schmatzen des Säuglings an ihrer Brust ablenken zu lassen.
    Eine kleine Hand berührte zögernd meine Schulter. Ich gab das Blickduell mit Tansan auf und sah Savga an.
    »Bist du böse auf mich?«, fragte mich das Mädchen. Seine schlehenfarbenen Augen waren ganz dunkel, und es runzelte die Stirn.
    »Nein.« Dann nahm ich Savgas kleine Hände in meine, mir der Wirkung voll bewusst, die mein Tun auf Tansan ausübte. »Wie sollte ich böse auf dich sein? Du bist klug und amüsant und hübsch, alles, was sich eine Freundin nur wünschen kann.«
    Savga riss erstaunt die Augen auf. »Wirklich? Sind wir Freunde?«
    Ich spürte, wie Tansan sich auf den Stufen der Treppe anspannte.
    Aber ich blickte nur Savga an, als ich feierlich nickte. »Ich, Kazonvia, verspreche hiermit, dass ich die beste Freundin Savgas aus dem Arbiyesku von Xxamer Zu sein werde.«
    Savga strahlte, entzog mir die Hände und verschränkte sie vor Entzücken. Ein wenig selbstgefällig klopfte sie mir auf den Kopf, damit alle anderen Kinder es auch ja sahen. »Freunde«, sagte sie. »Kazonvia und ich sind allerbeste Freundinnen.«
    Aus den Augenwinkeln verfolgte ich, wie Tansan geschmeidig aufstand und im Frauenhaus verschwand.

3
    E twas weckte mich. Ich wusste nicht, wo ich mich be befand.
    Alles um mich herum war in das rauchige Grau des frühen Morgens gehüllt. Über meinem Kopf sah ich ein Reetdach und neben mir die Silhouette einer hockenden Frau. Eine weiße Narbe lief über ihre gefleckte Wange wie die Parodie eines Grinsens.
    Ich schrie auf und zuckte zurück. Schmerz brannte in meinen Rippen. Mit dem Schmerz kam die Erinnerung, und ich erkannte die Gestalt vor mir. Es war die vernarbte Djimbi, die mein Leben als debu erklärt hatte, als verflucht. Tansan.

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