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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Sie hockte neben mir und betrachtete mich nachdenklich, als wäre ich eine Schlange, der sie entweder die Giftzähne ziehen oder den Kopf abschlagen oder aber keine Bedeutung beimessen würde.
    In dem dämmrigen Licht des frühen Morgens schienen ihre Augen die Schatten förmlich aufzusaugen, so dass sie so schwarz waren wie Drachengift. Die zarten, runden Schlüsselbeinknochen, die Mulde unterhalb ihres Halsansatzes, ihre Schultern, Oberarme und Unterarme schienen nicht von einem rauen Leben des gemeinsamen Ackerbaus und der Armut geformt zu sein, sondern von einem Bildhauer, der mit Stein arbeitete; einem Stein, der so warm und dunkel war wie Teakholz und aus dem nur Schönheit und Pracht geschaffen werden konnten.
    Ihre Augen schimmerten, als ich sie anblickte. »Lass meine Tochter in Ruhe, Debu Zweite Tochter. Verstanden?«
    Mein trockener Hals half mir, ihren Tonfall zu erwidern. »Sie kommt mir wie eine vor«, gab ich heiser zurück, »die selbst entscheidet.«
    Tansan stand auf. Ihre lässige Haltung, ihre geschwungenen Hüften, die Stärke, die aus der perfekten Balance ihres üppigen Leibes sprach, als sie auf mich heruntersah, all das verlieh ihr eine unermessliche, unbewusste Anmut. Zudem war offenkundig, dass sie einen eisenharten Kern besaß, und der Klang ihrer Stimme, als sie antwortete, ließ mein Innerstes erzittern.
    »Es war meine Milch, die Savga Leben gab. Nichts, was du sagst oder tust, kann das ändern. Wo sind deine Kinder, hm?«
    Damit drehte sie sich um und ging davon, so üppig und entspannt, als würde ich ihr nicht nachblicken, bis sie durch die schiefe Tür aus geflochtener Jute verschwunden war. Ich wäre ihr am liebsten hinterhergelaufen, hätte sie breitbeinig und mit blitzenden Augen zur Rede gestellt und ihr mitgeteilt, dass mir diese Brutstätte gehörte, verdammt noch mal! Ich war keine verfluchte Zweite Tochter; ich war Zarq-die-Ausgeburt, die berüchtigte Rishi Via, die offen dem Tempel getrotzt hatte.
    Gebrochene Rippen, ein Körper so steif wie ein mehrere Tage alter Leichnam und der Zwang, unbedingt anonym bleiben zu müssen, nagelten mich reglos auf dem Rücken fest.
    Während ich vor Wut kochend dalag, begannen die Frauen um mich herum zu erwachen. Sie rollten ihre Schlafmatten zusammen, wickelten ihre Babys, weckten die Kinder auf und flochten ihr Haar. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mich aufzusetzen. Unmöglich. Ich fühlte, wie mir das Blut aus den Wangen wich, als der Schmerz in meinen Rippen durch meinen ganzen Oberkörper zuckte. Ich schloss die Augen und blieb, wie mir schien, nur einen Moment liegen, um den Willen aufzubringen, noch einmal den Versuch aufzustehen zu wiederholen. Ich muss jedoch dabei eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder aufschlug, war die Morgendämmerung dem hellen Licht des Tages gewichen. Ein Kind fegte neben mir den Boden des Frauenhauses und sah mich wegen meiner Faulheit missbilligend an.
    Der Besen fegte kratzend vor meinen Füßen über die Planken wie der Schweif eines wütenden Tieres.
    Ich biss mir in die Innenseite der Wange und zwang mich dazu, mich auf die Seite zu rollen. Dann mühte ich mich auf meine Knie, von dort auf die Füße. Einen Moment blieb ich schwankend stehen. Ich wünschte mir milchigen Maskawein, um meinen Schmerz zu betäuben. Noch lieber wäre mir jedoch eine dieser stinkenden Maskawurzeln gewesen, wie ich sie am Abend zuvor gekaut hatte.
    Am besten wäre natürlich Drachengift.
    Eine kühle Hand berührte meine. Ich blickte in die schrägen Augen Savgas, Tansans Tochter.
    »Beste Freundin, du kannst dich beim Gehen auf mich stützen. So, siehst du?« Sie legte meinen Arm um ihren zarten Hals und lächelte mich an, unsicher und beflissen.
    Ich bedauerte meine impulsive Handlung vom gestrigen Abend. Es war nicht richtig gewesen, dem Kind meine Freundschaft zu versprechen, sein Vertrauen zu missbrauchen, nur um seine Mutter zu ärgern.
    »Ich brauche deine Hilfe nicht, Savga, vielen Dank.«
    Ein gekränkter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, dem jedoch sofort danach eine halsstarrige Miene folgte. »Ich bin stark genug. Komm, du hast das Frühstück schon verpasst. Fwipi-Oma sagt, du sollst uns beim Arbeiten zusehen. Sie hat mich geschickt, dich zu holen. Also komm schon.«
    Sie zog mich weiter. Die Bewegung schmerzte, und ich hätte das Mädchen am liebsten wie eine lästige Fliege verscheucht. Stattdessen biss ich jedoch die Zähne zusammen und schlurfte durch das Frauenhaus, wobei ich

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