Das Gift der Drachen Drachen3
lieber an Land bleiben, im Drachenhort des Himmelsstürmers, zu dem Xxamer Zu umbenannt wurde. Von allem, was ich in meinem Leben erreicht habe, betrachte ich nur zwei Dinge als unbestreitbaren Erfolg: dass ich Savga und Agawan großgezogen habe und dass ich für die Djimbi Xxamer Zu als einen Eier produzierenden Drachensitz gesichert habe. Auf dem der Tempel keinerlei Einfluss mehr besitzt.
Als ich Savga verließ, hat sie mir einen Teil meiner Seele herausgerissen, und ich hege und pflege diesen Schmerz, denn er gehört mir, mir ganz allein, und ich habe jedes Recht, ihn zu empfinden. Aber sie wollte nicht mit mir kommen, die eigensinnige junge Frau, die sie geworden ist, und ich konnte nicht bleiben. Wäre es mir überlassen gewesen, wäre ich in Malacar geblieben, im Wahnsinn des Giftes versunken und ebenso qualvoll krepiert wie Jotan Bri letztes Jahr. Aber Savga schrie mich unter Tränen an, verlangte, dass ich ihr sagte, wie sehr ich sie liebte, und sie dann … freigab.
Sie wollte meinen unausgesetzten Kampf gegen meine Sucht nach Gift nicht länger mitansehen. Sie wollte auch nicht miterleben, wie ich diesen Kampf vielleicht ein letztes, entscheidendes Mal verlor.
Und das wäre vermutlich mein Schicksal gewesen. Ja, ich gebe es zu: Ich wusste, dass ich am Ende, wäre ich nicht vor den Drachen und ihrem unvergleichlichen Lied geflohen, ebenso verreckt wäre wie Jotan Bri.
Die mir bis zu ihrem Sturz in den Wahnsinn und ihrem brutalen Selbstmord letztes Jahr eine wundervolle Verbündete und Freundin war. Ihr Netzwerk aus Spionen, ihr Wohlstand, ihre Intelligenz und der Einfluss, den sie durch die jahrhundertelang gefestigten Beziehungen ihrer Familie genoss, hatten mir sehr dabei geholfen, mein erklärtes Ziel zu erreichen – das war meine Ersatz-Sucht, sozusagen -, nämlich Xxamer Zu zu der selbstregierten Gemeinschaft zu machen, die diese Brutstätte heute ist. Jotans Einfluss ist es auch zu verdanken, dass der Rat der Sieben, der sich umbenannte in »die Eiserne Faust«, sich meine Ansichten anhörte, immer und immer wieder, während er versuchte eine neue Grundlage zu schaffen, auf der eine Nation errichtet werden konnte. Drei der ursprünglichen Sieben wurden im Lauf der Jahre umgebracht. Einige behaupten, durch Angehörige der Eisernen Faust selbst.
Aber trotz der Trauer und der unzureichenden Unterstützung, welche die Eiserne Faust mir bei meinem entschlossenen Bemühen gewährte, Xxamer Zu in einen sich selbst verwaltenden Drachenhort zu wandeln, hat diese mächtige politische Kraft viel Gutes für mein Volk bewirkt, die Djimbi. Nicht aus Mitgefühl oder Mitleid. Nein. Wo läge da der Profit, hm? Sondern wegen der Macht, die ein junges DjimbiMädchen vor ihren Augen aus dem Himmel herabgerufen hatte, und wegen der Macht, die meine Schwester Waivia besessen hatte, solange sie mit Kratt zusammen war.
Ich bin jetzt auch eine Djimbi. Endlich, vor einigen Jahren, fand ich den Mut, den Bann zu brechen, den meine Mutter bei meiner Geburt um mich gelegt hatte. Meine Haut ist so braun wie die einer Bisamratte, und die Flecken darauf sind so grün wie nasser Efeu. Es überrascht mich immer noch, wann immer ich mich in einem Spiegel oder im Wasser betrachte. Aber ich bin es trotzdem. Zarq Kavarria Darquel. Zarq von meiner Mutter Kavarria und meinem Vater Darquel.
Und was die Faust angeht: Sie hat ein ausgesprochen kluges Programm ins Leben gerufen, das die Symbole, Feiertage und Rituale des Drachentempels langsam und unwiderruflich mit neuen und uralten religiösen Praktiken der Malacariten und Djimbi verschmilzt. Diese Verschmelzung wird im Lauf der Jahre helfen, die Präsenz des Tempels in Malacar auszulöschen und das Land unter einer einzigen Religion zu vereinen.
Jedenfalls ist das meine Hoffnung.
Was aus den Drachen geworden ist? Aus den fünfzehn Bullen, derentwegen so viele Menschen gestorben sind, als sie versuchten, sie zu beschützen an jenem Tag, an dem die Efru Mildron zusammenprallten? Ich beantworte die zweite Frage zuerst: Sie wurden uns weggenommen, wie Tansan es vorausgesagt hatte.
Als Xxamer Zus Verbündete wieder ihre eigenen Wege gingen, nahm der Rat der Sieben alle Bullen mit. Doch aus dem Todeskokon des uralten Brutdrachen, den Tansan aus Xxamer Zus Eierstallungen vor dem Ausbruch des Krieges gestohlen und in die Hügel gebracht hatte, ist ein Drachenbulle geschlüpft. Mehr brauchten wir nicht, nur diesen einen Drachenbullen. Aus diesem Bullen und den Brutdrachen, die man uns
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