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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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erreichte Waivia.
    Versuchte den glitschigen, blutverschmierten Speer aus ihrem Rücken zu ziehen. Vermochte es nicht.
    Nein. Nein. NEIN!
    Ich streichelte ihre rußige Wange, die sich an das hölzerne Ebenbild des Drachen presste, auf das sie durch den Speer gespießt war. Ihr Bitoo bestand nur noch aus Asche, ihr Haar war ein rauchender Knoten. Ihre Augen waren leblos.
    Nein. Meine Schwester, meine Schwester! NEIN!
    Neben mir bewegte sich jemand.
    Kratt.
    Er schwankte. Offenbar hatte ich ihn auch an der Brust verletzt, denn seine Weste war blutüberströmt.
    Eitler Fatzke, dachte ich absurderweise, du hättest eine Rüstung anlegen sollen!
    Er hob das Schwert zum tödlichen Schlag.
    In diesem Moment geschahen zwei Dinge gleichzeitig.
    Ein grauenvolles Geräusch erschütterte den Tempel, und ein Sturm fegte hindurch, durchsetzt mit Leichengestank. Ich riss meinen Blick von Kratt los, von seinem blutverschmierten Schwert, sah zu den vielen Sitzreihen des Tempels auf und erblickte …
    … ein unmögliches Ding darüber. Einen gewaltigen, aufgesperrter Schnabel mit rasiermesserscharfen Zähnen, der rasend schnell größer wurde, als er auf mich zukam. Ich konnte die vibrierenden Muskeln der von Fäulnis zersetzten Kehle sehen.
    Meine Mutter.
    Sie war gekommen, ihr totes Kind zu rächen.
    Und im selben Augenblick fielen die letzten giftgrünen Bänder ab, mit denen meine Schwester den Feuerzyklon an die Erde gebunden hatte, und Tansan, der wahre Himmelswächter, durchbrach die Kuppel des Tempels und schwang sich in den weiten, endlosen Himmel hinauf.
    Glasmosaike, Putz und Keramik zersplitterten in einer gigantischen Staubwolke, als die Pfeiler des Tempels barsten. Die Erde unter meinen Füßen bebte, und eine Lawine aus Trümmern von Kuppel und Mauern donnerte um mich herum zu Boden.
    Ich ließ mich auf den schwankenden Boden fallen, schlang meine Arme um den Kopf und schrie meine Furcht und meine Qual heraus.
    Dann kehrte Stille ein.
    Absolute Stille.
    Rauch waberte durch die Luft.
    Langsam stand ich auf.
    Die Leiche meiner Schwester war verschwunden. Das große Drachenstandbild, an das Gen sie genagelt hatte, war verschwunden. Kratt war verschwunden. Gen auch. Der Tempel, in dem wir gewesen waren, die Mauern und Stützpfeiler, der goldene Turm, der die weißen, glatten Kuppeln überragt hatte, der riesige steinerne Altar, der in der Mitte gestanden hatte … all das war spurlos verschwunden.
    Ich stand in einem Krater, einem gähnenden Loch aus versengter Erde.
    Und in meinem Inneren, ohnmächtig ohne Waivia, wütete und wehklagte der Geist meiner Mutter. Am Ende hatte sie mich also doch beschützt.
     
    Ich kletterte aus dem Krater, durch ein Meer aus Staub und Rauch. Die schwarze Erde unter meinen Händen, Knien und Füßen war so heiß wie glühende Kohlen. Meine Haut warf Blasen, platzte auf und schwitzte vor Hitze.
    Ich erreichte den Rand des Kraters und zog mich hinaus. Dort blieb ich auf dem Rücken liegen und verfolgte den Flug des Himmelswächters, der über den Rauchwolken dahinglitt.
    Seine brennenden Schwingen schienen das gesamte Firmament zu verdecken. Er zog Rauchstreifen hinter sich her. Es war ein echter Himmelswächter. Hätte meine Mutter noch außerhalb von mir existiert, hätte ihr Geist neben diesem Wesen winzig gewirkt. Und zwar nicht nur, was die reine Größe anging, sondern auch im Vergleich zu der knisternden Macht, die das Wesen ausstrahlte und die in ihm fühlbar war.
    Statt nach Tod zu stinken, roch es nach geschmolzenem Kupfer, nach frisch geschmiedetem Stahl. Seine baumgroßen Krallen strahlten wie Messing. Blitze zuckten über seine blauen Schwingen. Der qualmende Schnabel war aus massivem Gold, seine Zähne groß wie gezackte Klingen, und seine Augen waren kleine Lavaseen, aus denen blubbernd geschmolzenes Magma sprühte. Seine Schwanzfedern waren nicht dünn und peitschenartig wie bei dem Geist, sondern ein großes, dichtes Büschel aus leuchtend blauen Federn wehte hinter ihm her. Der Himmelswächter stieß einen Schrei aus, der wie das Brüllen eines Taifuns klang, und die Erde unter mir bebte, als wäre sie eine Meereswoge.
    Savga tauchte neben mir auf. Sie betrachtete mich einen Augenblick. Die Augen in ihrem rußverschmierten Gesicht blickten ernst. Agawan lag still in ihren Armen und blickte staunend zu dem Himmelswächter hinauf.
    »Kann man sie reiten?«, fragte ich krächzend.
    »Wenn ich sie darum bitte.«
    »Bitte sie.«
    Savga öffnete den Mund und sang. Es war das Lied

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