Das Gift der Drachen Drachen3
stolperten, einen von Furchen durchzogenen Acker, der von knorrigen Slii-Bäumen gesäumt war. Ihre kleinen Geschwister auf den Rücken gebunden, würden diese Kinder dann die bröckelige Erde bestellen, jäten, eggen und die Pflanzen bewässern und schließlich mit einem Sack runzliger Knollen zurückkehren.
Nachdem sie eine kärgliche Mahlzeit aus kalten gerösteten Kadoob verzehrt hatten, oder manchmal auch nur irgendeine undefinierbare Suppe, gingen alle anderen Angehörigen des Arbiyesku, bis auf die Ältesten, hinaus auf die umliegenden Felder. Die vom Alter gebeugten Greise, die zurückblieben, weil sie kaum noch laufen, sondern sich nur mit Mühe humpelnd und schlurfend fortbewegen konnten, erledigten die Kwano-Pflichten. Das heißt, sie durchforsteten das stinkende Lagerhaus und suchten zwischen den Yamdalar Cinaigours nach Kwano-Schlangen, um sie zu enthaupten. Sie fanden nur wenige, denn die Kwano ist eine Dschungelschlange. Gelegentlich jedoch erblickten ihre entzündeten Augen eine Schlange, eine Kwano oder irgendeine andere, die in das Lagerhaus geglitten war, angelockt vom Gestank des Todes. Der Eindringling wurde immer enthauptet, in einem Tumult aus Ekel, Panik und Furcht.
Der Tempel lehrt, dass die Kwano die Verkörperung des Bösen ist; ihr Ahnherr, der Vater aller Kwano-Schlangen, ist der ewige Feind des Einen Drachen. Aus diesem Grund musste das Yamdalar-Lagerhaus jeden Tag von diesen teuflischen Schlangen gesäubert werden, aber auch von den harmlosen anderen Schlangen, die sich zufällig dorthin verirrt hatten.
Während die Ältesten mit dieser Aufgabe beschäftigt waren, bestellten die anderen aus dem Arbiyesku die dürre Erde, brachen die von Unkraut übersäten Erdklumpen auf und kultivierten das spärliche Getreide, das sie ernährte. Von den hageren Leibern waren die Felder meilenweit in alle Richtungen gesprenkelt; braune, gekrümmte, von grünen Wirbeln gefleckte Rücken, die sich unter der Sonne dunkel verfärbten.
Ich lernte bald, dass alle Rishi von Xxamer Zu auf den Feldern arbeiteten, ganz gleich, welchem Handwerkerclan sie angehörten. Gelegentlich wurde ich von dieser Arbeit befreit, wenn meine Rippen zu sehr schmerzten und die Arbeit zu anstrengend war, aber dann, dadurch beschämt, beschäftigte ich mich von morgens bis abends mit anderen Tätigkeiten.
Mit Savga an meiner Seite wob ich Matten und Körbe und reparierte die Löcher in den Barackenwänden, indem ich neue Jutefasern zwischen die alten flocht. Savga hackte das wilde Gras, und ich mischte es mit Drachendung, den andere aus den Stallungen der Brutdrachen holten. Aus diesen Dungklumpen fertigten wir Brennmaterial. Unsere Handflächen klatschten auf den weichen Dung, während wir ihn zu Briketts formten und anschließend trocknen ließen. Wenn wir damit fertig waren, bereiteten wir aus dem restlichen Dung einen Brei, den wir über die Lehmhütten der Männer strichen, um die Außenwände zu festigen und zu glätten. Der dünne Schlamm trocknete schnell auf den sonnengewärmten Wänden, und wir mussten uns beeilen, wenn wir ihn auftrugen, damit alles gleichmäßig und ordentlich aussah. Das Summen und Stechen der Mistfliegen ignorierten wir, während wir in der grellen Sonne blinzelten, die uns heiß auf unsere Rücken brannte.
Savgas Gegenwart war bittersüß. Einerseits hatte ich nicht das Gefühl, ihre Hingabe auch nur im Mindesten verdient zu haben, und jeden Tag, den wir zusammen waren, verhielt sich Tansan mir gegenüber kälter. Andererseits genoss ich Savgas Gesellschaft und Zuneigung, die ich, wenn auch schuldbewusst, ihrer Mutter stahl.
Manchmal schob Savga während unserer Arbeit scheu ihre kleine Hand in meine. Das bedingungslose Vertrauen, das in dieser schlichten Geste lag, fesselte mich, als hätte ich etwas Zartes, Verletzliches und Seltenes gefangen. Es flößte mir Ehrfurcht ein, und ich konnte es einfach nicht zurückweisen.
In der Nacht war ihr warmer Körper an meiner Seite ein wahres Geschenk, eine Erinnerung daran, dass nicht das ganze Leben hart und gnadenlos war. Das schwache Sichheben und -senken ihrer kleinen Rippen bei ihren Atemzügen, wenn sie schlief, ihr Geruch nach glattem, sonnengewärmtem Stein, nach gezuckerter Nussmilch, drang in meine Träume ein und umhüllte mich mit den Erinnerungen an meine eigene Kindheit. Ich wusste noch, wie sicher und zuversichtlich ich mich gefühlt hatte, wenn ich des Nachts zwischen meiner älteren Schwester und meiner Mutter gelegen hatte. Ich
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