Das Gift der Drachen Drachen3
belebten mich. Gen hatte uns gerufen! Er hatte einen Teil der Stallungen gesichert, hatte einen Weg gefunden, wie ich unentdeckt bei einem giftigen Drachen liegen, wieder das Lied der Drachen hören konnte, auf dass ich des Geheimnisses teilhaftig würde, wie man Drachenbullen in Gefangenschaft züchten konnte. Es wurde Zeit für mich, den Arbiyesku zu verlassen.
Die anderen beobachteten uns aus den Augenwinkeln. Fwipi sah uns zu. Ihr sehniger alter Körper war angespannt.
Der Drachenmeister blähte wütend seine Nasenflügel, weil ich nicht so reagierte, wie es einer Frau anstand, die gerade von ihrem Gebieter den Ruf zur Paarung erhalten hatte. Aber ich konnte mich beim besten Willen nicht an die schickliche Antwort erinnern, die ich ihm zu geben hatte. Ich hatte in meiner Kindheit oft gehört, was meine Mutter zu meinem Vater sagte, nachdem er ihr eine Nuss in die Hand gedrückt hatte, hatte andere Frauen die traditionelle Erwiderung murmeln hören, wenn sie von ihren Gebietern aufgefordert wurden. Aber jetzt fiel mir kein einziges Wort davon ein.
Einen Moment fürchtete ich, der Drachenmeister würde mich für meine Dummheit schlagen. Der Griff der Hand, mit der er meine noch umklammerte, verstärkte sich und presste meine Knochen zusammen. Er drückte einmal, ließ mich dann los, drehte sich um und schlurfte in seinem affenähnlichen Gang zur Paarungshütte.
Ich schluckte und drückte meine schmerzende Hand auf meinen Bauch. Savga tauchte neben mir auf.
»Wird er dir wehtun?« Zweifellos dachte sie an die frischen Striemen und Blutergüsse auf dem Gesicht ihrer Mutter. Sie war doch viel zu jung, um sich mit so etwas zu belasten!
»Nein.« Ich lächelte. Die Anspannung fiel sichtlich von ihr ab, denn sie erkannte, dass mein Lächeln nicht gezwungen war. Das war es auch nicht. Mein Herz schwoll vor Freude bei dem Gedanken, dass Gen Erfolg gehabt hatte, dass ich Gift schmecken und das Lied der Drachen hören würde. Ich zerzauste Savgas Haar und strich ihr sanft über den Kopf. »Überhaupt nicht, kleine Ameise. Er wird mir nicht wehtun.«
Ich lächelte Fwipi zu, um auch sie zu beruhigen. Mein unbekümmertes Grinsen schien ihr zu missfallen.
Ich umschloss den Kieselstein, den der Drachenmeister mir in die Hand gepresst hatte, mit der Faust. In der Steppe gab es anscheinend keine Kugelnüsse. Rasch ging ich zwischen den plaudernden Leuten zur Paarungshütte. Ich stieg die baufällige Treppe hoch, reckte mich vorsichtig und schmerzerfüllt zum Türsturz und legte den Kieselstein in die irdene Schale, die dort stand, damit der Eine Drache meinen Leib mit dem fruchtbaren Samen meines Gebieters segnen möge.
In der Paarungshütte war es dunkel und stickig, als wäre hier lange nicht gelüftet worden. Ein schmaler Gang in der Mitte teilte die Hütte. Er war so eng, dass meine Schultern an den Trennwänden aus geflochtenem Schilf zu beiden Seiten entlangstrichen. Es war noch ein Paar hier; ihr Keuchen durchdrang die nach salzigem Moschus riechende Luft, und die ganze Hütte schaukelte sacht unter ihren Bewegungen.
Die Hütte war klein. Es gab nur vier Paarungskammern und den obligatorischen Festraum für die Männer am rückwärtigen Ende. Ich fand den Verschlag, in dem der Drachenmeister saß, sofort; ein ungeduldiges Klopfen eines Fußes auf den Boden drang heraus. Ich wartete einen Moment, bis sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, dann schob ich mich seitlich, wegen der Enge des Gangs, zu der Kammer, in der er saß.
Ich trat ein und zog die pergamentdünne Tür hinter mir zu. Der Drachenmeister saß leicht vorgebeugt am Ende der Pritsche.
»Ihr habt von Gen gehört!«, flüsterte ich froh.
»Was?«
Ich wollte meine Worte wiederholen, aber der Komikon winkte ungeduldig ab. »Vergiss Gen. Wir werden noch Wochen nichts von ihm hören …«
»Wochen?«
Er runzelte die Stirn bei meiner lauten Antwort. »Die Mutter dieses Görs, das dir wie ein wimmerndes Kätzchen folgt, wie heißt sie? Wer ist ihr Gebieter?«
Meine Enttäuschung schlug in Boshaftigkeit um, und ich genoss es, dass ich es wusste, der Drachenmeister aber nicht. Ich wartete eine Weile, bevor ich antwortete. »Tansan. Ihr Gebieter ist Keau. Warum?«
»Diese drei Jungbullen, die an dem Abend unserer Ankunft zu ihren Füßen hockten, wer sind die?«
»Das kann ich herausfinden. Ich glaube kaum, dass diese Information ein Geheimnis ist.«
Er rollte mit den Schultern und stand plötzlich auf. »Ich habe sie belauscht, diese vier. Sie
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