Das Gift der Drachen Drachen3
dafür verantwortlich, dass Savga in diese Handschellen gelegt worden war.
Ich wandte mich zur Seite und erbrach mich. Galle spritzte gegen die krummen Holzplanken eines der baufälligen Gebäude, die die schmale Gasse säumten.
Der Zweck dieser hölzernen Schuppen war an ihrem Äußeren nicht zu erkennen, trotz der runzligen alten Frauen, die vor jeder Hütte saßen und in großen Pfannen, die auf qualmenden Feuerkörben balancierten, lilienweiße Flüssigkeit siedeten. Die Alten sahen uns an, als wären wir Pashnor Ki Fa Cinai Ersen, die Handschrift des aufgebrachten Reinen Drachen. So werden in der Sprache des Imperators die Ruinen genannt, die ein Hurrikan hinterlässt.
Als wir vorübergingen, blieb eine Rishi stehen, deren Haut so dunkelbraun wie eine durchnässte Wasserwühlmaus und von schlammgrünen Flecken übersät war. Sie schob einen leeren Handkarren. Eine Gruppe Jugendlicher kam aus einer Seitengasse, große, mit Featonkörnern gefüllte Kiepen auf den Rücken geschnallt. Ihre Haut war wie ein Mosaik aus Braun-und Grüntönen: ockerfarben, braunschwarz, braun wie Beeren, grün wie dem Licht ausgesetzte geschälte Zwiebeln, oliv-und salbeigrün. Die Flecken auf ihrer Haut sahen aus wie Ranken aus Grünspan, und ihre Mienen verrieten bei unserem Anblick in nur wenigen Herzschlägen erst Schock, dann Wut und schließlich bemühte Gleichgültigkeit. Vielleicht hielten sie sogar mehrere Augenblicke lang den Atem an.
Die Paras, die uns geleiteten, marschierten mit den Händen auf den Griffen ihrer Schwerter neben uns her, und ihre wilden Narben verliehen ihren Gesichtern einen finsteren, geierhaften Ausdruck.
Schließlich erreichten wir eine Hauptstraße, eine breite, staubtrockene Landstraße, die von beiden Seiten von Anwesen flankiert wurde. Ein Jugendlicher mit fleckiger Haut zog eine Rikscha über die Straße. Darin saßen zwei Bayen-Frauen, geschützt durch einen riesigen, elfenbeinfarbenen Sonnenschirm, auf dessen Stoff winzige Spiegel und Hunderte von feinen Glasperlen funkelten. Sie würdigten uns nicht einmal eines Blickes.
Die Drachenjünger führten uns über diese Hauptstraße. Mein Blick wurde unwillkürlich von den prachtvollen Anwesen entlang der Straße angezogen.
Die Fassaden dieser Herrenhäuser waren unvorstellbar glatt und weiß, als wären sie aus Knochen geschnitzt. Nur ihre Sockel waren von rotem Staub verkrustet. Aus den Fronten ragten Balkone und Balustraden hervor wie handgeschmiedete Rippen, und darauf standen irdene Gefäße mit blutroten Blumen, deren üppige Pracht bis zum Boden reichte. Der Duft dieser Blumen war kupfern und schwer wie frisch vergossenes Blut.
Es war kurz nach Mittag, und die Sonne pulsierte über uns wie ein eitriger Tumor.
Wir folgten der Hauptstraße eine Weile und bogen dann in eine Seitenstraße ab, deren festgetretener Lehm von vertrockneten, braunen Gemüseabfällen übersät war. Unvermittelt erreichten wir den Rand des Iri Timadu Bayen Gekin, des Marktplatzes von Xxamer Zus Höchst Vornehmen Aristokraten. In seiner Mitte erhob sich der Wai Bayen Tempel.
Neben mir stieß Savga einen Laut aus wie ein kleines Tier, das von einem Wildhund gepackt wird. Sie starrte auf den Tempel mit den weitaufgerissenen Augen eines gefangenen Singvogels.
Über einem ungeheuren Sockel aus Sandstein, der mit geometrischen Mustern übersät war, erhoben sich die drei Kuppeln des Tempels von Xxamer Zu. Die größte Kuppel, die man von jeder Ecke der Brutstätte aus sehen konnte, war golden und von einem Turm gekrönt. Zwischen Pfeilern aus Sandstein lugten drei unterirdisch gelegene, zu den Seiten hin offene Amphitheater wie schwarze Pupillen hervor. Das kühle Innere dieser Amphitheater roch wie nächtliche Weiher, und die gläsernen Mosaike auf den Pfeilern in ihrem Inneren funkelten wie blauweiße Sterne.
An der Westseite des Tempels standen wie ein Regiment gewaltiger, viereckiger Soldaten eine Reihe von Gebäuden. Die Schreib-und Schlafsäle, die Schatz-und Vorratskammern, die Speise-und Gebetsräume der Heiligen Hüter von Brut Xxamer Zu. Dies war die Anlage, in der vor nicht ganz einer Woche eine Schar bewaffneter Inquisitoren versucht hatte, mich zu ermorden.
Die strengen Fassaden dieser Gebäude wurden in regelmäßigen Abständen von düsteren Fensterhöhlen unterbrochen. Am Fuß der Gebäude schwangen sich Steinbrücken über nicht existierende Teiche wie die Höcker einer gigantischen, versteinerten Schlange. Ein gewaltiger Eisenzaun, fünf Meter hoch
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