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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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fort.
    »Arbiyesku Xxamer Zus Rudiks Rutvia, gemeinhin genannt Oblan; Arbiyesku Xxamer Zus Keaus Waivia, gemeinhin genannt Savga …«
    Ich drehte mich so langsam um, als wäre ich von zäher Melasse umhüllt. Die sechsjährige Savga mit ihren mandelförmigen Augen, ihrer Stupsnase und dem zarten Muttermal neben ihrem linken Nasenflügel warf sich auf ihre Großmutter. Ich sah, wie Agawan von Fwipis Schoß auf den Boden rollte. Savga klammerte sich weinend an Fwipis Hals fest.
    »… sowie der Hatagin Komikon und seine Wai Roidan Yin«, fuhr der Drachenjünger fort. Ich brauchte eine Weile, bis die Bedeutung seiner Worte zu mir durchdrang.
    Ich stand ebenfalls auf dieser Liste. Auch ich sollte in die Sklaverei verkauft werden.
    »Tretet augenblicklich vor, dann wird kein Blut fließen!«, erklärte der Drachenjünger. »Für jede Person, die sich uns widersetzt, werden acht von euch bestraft.«
    Fwipis Blick aus schneckenfarbenen Augen und meiner trafen sich. Sie stand mühevoll auf, während die Frauen um sie herum wehklagten und ihre Arme voller Trauer in die Luft warfen, sich auf den Knien wiegten und sich bäuchlings auf den Boden warfen. Die aufgerufenen Mädchen waren von einer Traube von Tanten, Cousinen und Nichten umringt. Auch Savga war hinter einer wogenden Gruppe von Leid geschüttelter Frauen verschwunden.
    Fwipi blieb vor mir stehen und sah mich ausdruckslos an.
    »Du musst bei ihnen bleiben, heho! Du bist jetzt ihre Mutter. Du allein kannst ihnen Liebe und Schutz spenden, sie vor Übel bewahren. Denk daran, Kazonvia!«
    Savgas Tiwana-Tante watschelte auf mich zu. Sie blähte die Nasenflügel, und ihre von Slii-Kernen geschwärzten Lippen bildeten einen schmalen Strich in ihrem Gesicht. Savga klammerte sich an sie, kreischend und jammernd.
    Ich würde ohnmächtig werden, davon war ich fest überzeugt. Das konnte doch nicht wirklich geschehen, nicht jetzt, nicht hier, nicht nach allem, was ich durchgemacht hatte.
    Tiwana-Tante stand mit geröteten Augen vor mir, flankiert von Frauen, die sich voller Trauer wiegten und schwankten. Blut von ihren zerkratzten Armen verschmierte ihre Wangen, und Strähnen ihres ausgerauften Haars hingen unter ihren Fingernägeln wie schwarze Seidenfäden. Ihr Blick bohrte sich in meine Augen und schien meine Seele zu verzehren, mein Herz zu versengen.
    Langsam löste sie Savgas Arme von ihrem Hals.
    »Nein! Nein! Lass nicht zu, dass sie mich mitnehmen! Fwipi-Oma, nein!«
    Dann spürte ich Savgas Gewicht in meinen Armen. Schwer, verschwitzt und unerwünscht. Ihre dünnen Arme und Beine waren starr vor Furcht.
    »Mama!«
    Ihr gellender Schrei machte mich schwindeln.
    Fwipi legte Savga eine Hand auf den Kopf, dann kehrte sie ihrem Enkelkind den Rücken. Sie stolperte einige Schritte von uns weg und fiel auf die Knie, als hätte man sie niedergeschlagen. Mit blutverschmierten Händen fing sie ihren Sturz ab.
    »Du bist jetzt ihre einzige Mutter, Kazonvia«, krächzte Tiwana-Tante. »Denk immer daran.«
     
    Savga war schwer. Weit konnte ich sie nicht tragen. Also setzte ich sie auf dem Boden ab. Sie ging neben mir und rang krampfhaft nach Luft, während die Kette, welche ihre Handschellen mit den meinen verband, bei jedem Schritt klirrte und ihr Gewicht uns hinabzog. Durch das Rucken des blanken Metalls der Fesseln fühlte ich Savgas stolpernde Schritte auf meiner zarten Haut, direkt über den schmalen, zierlichen Knochen meines Unterarms, spürte Savgas Furcht und ihre Verletzlichkeit. Diese kalte, gleichgültige Kette verband uns wie eine Nabelschnur aus Metall.
    Neben mir gingen die beiden anderen kleinen Mädchen, die für immer aus dem Arbiyesku gerissen worden waren: Oblan und Runami. Sie drängten sich an mich, zitternd und weinend, Kinder, mit Metall an eine Realität gefesselt, der sich kein Kind stellen sollte. Es waren auch zwei Jungen aus dem Arbiyesku geraubt worden. Sie gingen steif und zaudernd neben uns, bemüht, ihre Furcht nicht zu zeigen, ohne sie jedoch verbergen zu können.
    Der lehmige Pfad unter unseren nackten Füßen war glatt und schlüpfrig von feuchtem Gras. Neben uns explodierten Samenkapseln, wenn wir sie streiften, und die Samen segelten ein kurzes Stück durch die Luft, bevor sie sich wie winzige Pfeilköpfe in Kleidung, Erde oder Haar bohrten.
    Die Sonne brannte auf uns herab und trocknete die Haut aus. Mein Kopf war schweißnass und glühend heiß. Die Paras neben uns stanken nach schwarzem Leder und ungewaschenen Leibern. An der Spitze

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