Das Gift der Drachen Drachen3
uns huschte eine Ratte durch die Gasse. Eine heruntergekommene Gestalt lag schnarchend auf dem Boden. Savga wimmerte.
»Wir sind fast da, geh einfach weiter«, murmelte ich.
Wir erreichten die Hauptstraße der Bayen. Der schlanke Mann hatte offenbar seine beiden weiblichen Schatten nicht bemerkt und betrat den Garten eines mit Blüten überwucherten Hauses, das hell erleuchtet war.
»Schnell«, sagte ich. Mein Puls raste. Ich konnte den Ruf des Giftes beinahe hören. Ich zerrte Savga weiter, die mir stolpernd folgte, während mein Blick keine Sekunde von dem Haus wich, das von Licht und Musik erfüllt war.
An der staubigen Einfahrt des Hauses hielt ich inne. In der Dunkelheit wirkte die weiße Fassade unheimlich, gespenstisch. Die Lichter, die in jedem Raum brannten, warfen schwache Schatten über die zahlreichen Rikschas, die in kunterbuntem Durcheinander vor dem Haus standen, über den von Blättern übersäten Springbrunnen, der aussah, als wäre noch nie Wasser aus ihm in die Höhe gesprudelt. Von den Balkonen im Obergeschoss des Hauses hingen üppige Blumen herab, die in der Dunkelheit schwarz aussahen. Der Geruch von gerösteten Zwiebeln und Wild hing in der Luft. Aus den offenen Fenstern des Anwesens drangen Gelächter, berauschender Rauch und die Musik von Zimbeln und Flöten.
Offenbar war hier eine Feier in vollem Gang. Ich vermutete, dass entweder der Gastgeber oder einer seiner Gäste Gift zu der Festlichkeit mitgebracht und Yimtranus Bote irgendwie davon erfahren hatte.
»Hinten herum, zum Dienstboteneingang«, murmelte ich.
»Savga, bleib stumm, auch wenn jemand dich anspricht, verstanden?«
Ihre Augen wirkten wie schwarze Knöpfe, und ihre kleine Brust hob und senkte sich unter ihren angestrengten Atemzügen. Sie spitzte die Lippen und nickte. Sie zitterte. Ich packte ihre Hand, hob den Kopf, straffte die Schultern und marschierte die Auffahrt hinauf.
Unter unseren Füßen knirschten Kieselsteine. Die Rikschafahrer blickten von ihrem Würfelspiel hoch. Ich ignorierte sie und setzte meinen Weg zur Rückseite des Hauses fort.
Eine Bayen auf einem Balkon kicherte und wehrte sich gegen die gierigen Hände eines Adligen. Aber ihr Kichern hatte einen scharfen, atemlosen Unterton, und ihr Kampf gegen seine Aufdringlichkeit wirkte echt, nicht nur gespielt. Er zog sie aus.
»Geh weiter«, murmelte ich Savga zu.
Wir bogen um die Ecke zur Rückseite des Hauses und blieben abrupt stehen. Vor uns auf dem Hof befand sich eine offene Küche, in der ein geschäftiges Treiben herrschte. Unter Bratspießen loderten Feuer. Djimbi hackten Holz, Frauen arbeiteten geschäftig an Ziegelöfen und aufgebockten Tischplatten. Messer blitzten, und überall flogen Federn von gerupften Vögeln herum. Kinder rannten hierhin und dorthin, trugen Stangen mit toten Singvögeln und schleppten Wassereimer. Ein Geruch von heißem Teig, kochendem Knoblauch, menschlichem Schweiß und bratendem Fleisch umhüllte uns. Savga wich zurück.
Hastig ließ ich meinen Blick über die Szenerie gleiten. Der schlanke Mann war uns entkommen.
Ich stieß einen Fluch aus, wiederholte ihn. Aber noch würde ich nicht aufgeben. Ich zog Savga weiter.
Junge Rishi-Frauen, allesamt Senemeis , trugen mit Speisen beladene Platten von der Außenküche über eine kurze Treppe hinab ins Haus. Sie trugen saubere Bitoos aus reinem, weißem Leinen, und die Kurven ihrer Brüste und Hüften zogen die Blicke auf sich, wenn sie gingen. Mein Bitoo konnte sich kaum mit den ihren messen, und ebenso wenig vermochte mein schlanker, harter Körper mit ihren weichen Kurven mitzuhalten … aber ich wollte verdammt sein, wenn mich das aufhielt.
Vollkommen unverfroren marschierte ich zu einem der Tische und griff nach einer Platte. Eine große, schwitzende Djimbi arrangierte gerade rohe Paprika und in Würfel geschnittene Eier um einen ganzen gerösteten Leguan, der eine verkohlte Mango in seinem aufgerissenen Maul hielt.
Ich nahm die Platte hoch, noch während die Frau weitere Eier darauf platzierte.
»Sie ist noch nicht fertig!«, fuhr sie mich an, wischte sich mit dem Arm über die Stirn und hinterließ dabei einen Rußfleck.
»Mein Herr verlangt jetzt danach.« Ich hob gebieterisch das Kinn. »Dieses Mädchen und ich bieten ihm eine besondere Art von Vergnügen, auf das er beim Verzehr von geröstetem Leguan großen Wert legt. Er wartet bereits viel zu lange darauf.«
Die große Frau blickte mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid von mir zu Savga und
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