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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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den Kopf.
    »Verflucht seist du, Savga. Geh. Lauf so schnell, dass man dich nicht fangen kann. Du weißt, wohin du gehen musst.«
    Der Muskelberg ließ sich nicht anmerken, ob er meine Worte gehört hatte. Zum Glück war er ein Djimbi und würde dem kleinen Mädchen hinter mir erlauben, meinem Schicksal zu entrinnen. Falls sie genug Verstand besaß, es überhaupt zu versuchen.
    »Savga …«, zischte ich, aber die Hand um meinen Arm riss mich herum.
    Ich starrte in die Augen von Rutgar Re Ghepp.
    Sein dunkles Haar war leicht zerzaust, und die vollen Lippen in seinem elfenbeinfarbenen, vornehmen Gesicht waren vor Erstaunen leicht geöffnet. Seine walnussbraunen, mit goldenen Punkten gesprenkelten Augen verdunkelten sich jedoch rasch, als er seine Überraschung überwand.
    Da er mich betrachtete, blähten sich seine Nasenflügel wie die eines aufgeregten Drachen. Dann blickte er weg. Ich glaube, wir erinnerten uns beide an unser letztes Treffen auf einem Hof voller toter Inquisitoren. Hinter Ghepp hatte sich eine Schar von Aristokraten versammelt und starrte mich angewidert und empört an.
    Ghepp blickte zu dem Muskelberg, der mich festhielt. »Schaff sie nach draußen«, befahl er kühl. »Zwei meiner Paras bringen sie in den Kerker. Ich werde mich später um sie kümmern.«
    Hinter mir spürte ich plötzlich eine schnelle Bewegung.
    Ich wagte nicht, über die Schulter zu blicken, weil ich die Aufmerksamkeit nicht auf das sechsjährige Mädchen lenken wollte, das hinter mir durch das dichte Gedränge auf der Treppe flüchtete.
     
    Zwei Paras führten mich über die Hauptstraße. Ich musterte sie mit einem kurzen Seitenblick. Einen erkannte ich; es war der, welcher mir Gens Unterpfand in die Hand gedrückt hatte, damals, als Savga und ich vom Arbiyesku weggeführt worden waren. Seine Gegenwart beruhigte mich ein wenig, obwohl seine zusammengebissenen Zähne und seine Weigerung, mir in die Augen zu sehen, für mich auch Alarmzeichen waren.
    Die beiden führten mich zu der dunklen Gasse, durch die Savga und ich kurz zuvor gerannt waren. Wo sie wohl stecken mochte? Ich betete, dass sie klug genug gewesen war, zurück zu Yimtranus Hütte zu laufen, um dort die Nacht abzuwarten und erst am nächsten Morgen zu ihrem vertrauten Arbiyesku zu flüchten.
    Es tut mir leid, Savga. Verzeih mir.
    Mutterlos und trauernd hatte ich sie direkt in die Gefahr geführt. Sie war jetzt wahrhaftig allein, und es schüttelte mich, als ich mir vorstellte, wie sie sich, klein und schwach, durch diese dunklen Gassen kämpfen musste. Ein Betrunkener, ein Rudel hungriger Hunde oder ein Mann mit primitiven Bedürfnissen und ohne irgendwelche Skrupel könnte sich mit Leichtigkeit über sie hermachen und ihr den Tod bringen. Es widerte mich an, dass ich sie in diese schreckliche Lage gebracht hatte. Sie war doch erst sechs Jahre alt.
    Auf Befehl eines der mich flankierenden Paras wurde das riesige Eisengitter vor dem Kerker der Drachenjünger geöffnet, und ich wurde hineingeführt. Wir gingen über eine bucklige Steinbrücke, dann eine feuchte Treppe hinauf, durch zwei große, glänzende Türen aus gehämmertem Zinn, einen von Fackeln beleuchteten Gang entlang, durch den der erstickende Geruch von Weihrauch waberte, an weiteren gehämmerten Zinntüren und etlichen Drachenstatuetten vorbei, die in Nischen in den weißen Steinwänden standen. Mehrfach begegneten wir Drachenjüngern oder Akolythen, die sich hastig in eine dieser muschelförmigen Nischen flüchteten, damit wir weitergehen konnten.
    Man führte mich wortlos in den stickigen, mit Kissen überladenen Raum, wo ich Drachenjünger Gen in seiner Verkleidung als Wai Vaneshor zum ersten Mal begegnet war. Die Tür schloss sich mit einem Knall hinter mir. Dann wurde von außen mit einem metallischen Schaben ein Riegel vorgeschoben. Ich stellte mir vor, wie die Paras zu beiden Seiten der Tür Stellung bezogen.
    Ich ließ mich auf einem Haufen klumpiger Kissen nieder, aus denen eine Staubwolke aufstieg. Ich hustete, nieste und starrte auf die Öffnung des Fensterschachts hoch oben an der gegenüberliegenden Wand. Es war schrecklich heiß in dem Raum, und ein übler Geruch lag in der Luft. Als hätte sich ein Vogel oder eine Maus hierher verirrt und wäre gestorben.
    Dunkle Schatten glitten gemächlich an der düsteren Wand entlang, während die Nacht verstrich. Mein Bitoo klebte verschwitzt an meinem Körper. Meine Schläfen pulsierten schmerzhaft. Ich war förmlich ausgetrocknet. Der Druck der

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