Das Gift der Drachen Drachen3
und als ich ihre Schnauze sah, durchzuckte mich Hoffnung, diese mächtigste und gewöhnlichste Form der Magie, die allen Menschen eigen ist. Denn Savga und Ryn waren auf die Escoa gestiegen, die bei meiner Flucht vom Gelände der Drachenjünger nicht verletzt worden war. Also war das hier nicht ihr Reittier.
Vor Erleichterung stiegen mir Tränen in die Augen.
Sei am Leben, Savga. Sei in Sicherheit.
Die reiterlose Escoa schien sich jeden Moment in die Luft erheben zu wollen. Ihre zerfetzten Nüstern verunstalteten ihre ganze Schnauze. Sie wirkte stupsnasig wie ein Warzenschwein, als sie mich misstrauisch beobachtete.
»Heho, falte sie zusammen. Zusammenfalten!«, befahl ich ihr scharf, obwohl sie die Schwingen schon auf dem Rücken gefaltet hatte.
Meine Zurschaustellung von Autorität genügte, um sie zu beruhigen; sie ließ den Kopf wieder zum Wasser sinken und soff geräuschvoll weiter. Die Muskeln in ihrem Hals arbeiteten bei jedem Schluck, und ihre Kinnlappen schimmerten von Wassertropfen. Zwischen dem frischen Grün des Dschungels und dem milchigen Grün des Flusses schillerten ihre Schuppen – selbst die rostroten Flecken – jadegrün. Ich legte meine Hand fest auf ihre muskulösen Schultergürtel.
Sie hatte im Sturm ihre Satteltaschen verloren. Also hatte ich keine Schwingenbolzen für sie. Nach einem Moment des Nachdenkens zerrte ich an dem improvisierten Halfter um ihren Hals, bis es mir schließlich gelang, die vom Regen aufgequollenen Knoten zu lösen. Ich zog die Zügel durch die beiden mit Messingringen eingefassten Löcher in ihren Schwingenmembranen und sicherte sie auf diese Weise.
Nachdem beide Drachen nicht mehr auffliegen konnten, trank ich ebenfalls. Bei jedem Schluck dankte ich dem Einen Drachen für die Hoffnung, mein Leben, die Escoas und die Möglichkeit, dass ich ein Morgen erleben würde. Irgendwie wusste ich, dass Savga in Sicherheit war. Ja, ich wusste es. Sie lebte und war gesund. Und wenn man einwenden wollte, dass mein Glaube nur dem Wunsch entsprang, die Wahrheit zu verdrängen, der verzweifelten Hoffnung oder einer Selbsttäuschung, die nötig war, um bei Verstand zu bleiben, könnte ich erwidern, dass man nicht den Mond anstarren muss, um zu wissen, dass man in seinem Licht des Nachts sehen kann. Der Geist eines Kindes strahlt genauso stark wie das himmlische Licht, selbst aus großer Entfernung.
Ich würde flussaufwärts weiterreisen, beschloss ich. Sofern ich mich nicht immens weit von der Steppe entfernt hatte und sofern der Fluss nicht vom Fluss der Brutstätte wegströmte, würde mich der Weg stromabwärts nur nach Xxamer Zu zurückführen. Ich würde flussaufwärts reisen und dem Einen Drachen vertrauen, dass er mich zu den Myazedo führte.
Und morgen, wenn mich meine vom Glauben geleitete Reise näher an das Lager der Aufständischen geführt hatte, würde ich hoch über den Dschungel fliegen und hoffen, dass der Drachenmeister oder Ryn mich sahen und holten. Zunächst jedoch würde ich zu Fuß gehen. Meine Escoas waren erschöpft, und ich hatte kein Verlangen danach, heute noch einmal diesen wütenden, tosenden Wolken zu trotzen.
Ich ließ die Escoas entscheiden, auf welcher Seite des Flusses sie laufen wollten. Mein Reittier entschied sich für das Ufer, das ihr näher war, und die andere Drachenkuh trottete in dem seltsam springenden Gang hinter ihr her, als wäre sie immer noch an ihr angeleint. Damit war unser Kurs entschieden.
Das Wetter blieb bewölkt und wechselhaft. Als der Wind sich legte, wurde es sofort schwül. Mücken, Fliegen und Moskitos umschwärmten uns, als wir uns den Weg durch Farne, Efeu und Palmblätter bahnten und über dicke Wurzeln und verrottende Baumstämme kletterten. Über dem Fluss schimmerten Libellen, Frösche sprangen platschend von Sandbänken ins Wasser und verschwanden unter Algen. Mehrmals schnellte der Kopf der Escoa an der Spitze vor, schnell wie eine Viper, und ihre Zunge zuckte nach einem Frosch. Aber sie erwischte nie einen. Wären ihre Giftsäcke nicht entfernt worden, hätte der Dschungel an diesem Tag vermutlich etliche Frösche und Kröten zu betrauern gehabt.
Mein Bitoo erwies sich beim Gehen als hinderlich. Ich knotete ihn um meine Oberschenkel zusammen. Manchmal legte ich meine Hände trichterförmig um den Mund und schrie nach Savga. Wenn ich Durst hatte, trank ich aus dem Fluss, ich aß noch eine Kadoob-Knolle und entfernte mir einen Egel von der Wade.
Zunehmend wurde es heißer, und gleichzeitig ballten sich
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