Das Gift der Drachen Drachen3
verschlossen.
»Du bist mehr, als du zu sein scheinst, Zweite Tochter!«
»Der Felsbrocken schimpft den Kieselstein hart«, stieß der Drachenmeister neben mir bissig hervor.
Tansans Blick zuckte zu ihm, und ihre Lippen wurden schmal. Aber sie antwortete ihm nicht, sondern sah mich an. »Wer bist du, Kazonvia?«
»Das ist eine lange Geschichte, und dies ist weder der rechte Ort noch der rechte Zeitpunkt dafür. Aber ich stehe auf deiner Seite, das musst du wissen. Ich halte zu euch!«
Sie betrachtete mich prüfend. Ich erwiderte ihren Blick und unterdrückte den Impuls, ungeduldig mit den Kiefern zu mahlen. Sie musste selbst entscheiden, ob man mir trauen konnte. Sonst spielte nichts von dem, was ich zu sagen hatte, eine Rolle.
Nach einer langen Pause nickte sie einmal brüsk. »Ich glaube es. Du bist auf unserer Seite.«
Ich stieß den Atem aus, den ich die ganze Zeit angehalten hatte, und wollte etwas sagen, aber sie kam mir zuvor.
»Wir sind bereit, loszuschlagen. Die beiden Boten, die wir vorausgeschickt haben, haben das Zentrum der Brutstätte gestern Nacht erreicht und unsere Myazedo dort informiert. Die Boten sind heute nach Einbruch der Dämmerung zu uns zurückgekehrt. Die Myazedo im Herzen der Brutstätte sind bereit. Von einem Gebäude werden bald zwei brennende Fackeln geschwenkt werden. Das ist das Zeichen für den Angriff.
Wir haben mehrere Gruppen gebildet, die alle eine Aufgabe zu erledigen haben. Einige werden die Wohnbereiche der Drachenjünger umzingeln, alle Ein-und Ausgänge blockieren und die Bewohner töten. Wir wissen, wo die Soldaten postiert sind, wie viele es gibt, kennen ihre Bewaffnung und wissen, wer von ihnen diszipliniert und kampferprobt ist. Einige werden sich vermutlich loyal zu dem neuen Vorsteher verhalten und die Waffen nicht niederlegen. Die werden wir ebenfalls töten.
Andere Myazedo werden durch die Hauptstraße der Bayen gehen. Wir werden alle Waffen einsammeln, die Berater und sämtliche Bayen-Männer töten. Frauen und Kinder dagegen verschonen wir …«
»Warte!«, unterbrach ich sie. »Der Brut-Vorsteher darf nicht getötet werden! Wir brauchen ihn lebend!«
Sie sah mich fragend an.
»Er heißt Rutgar Re Ghepp und ist der Halbbruder von Waikar Re Kratt, dem Lupini von Brut Re«, erklärte ich, während ich das Zentrum von Xxamer Zu im Auge behielt, für den Fall, dass diese Fackeln geschwenkt würden, bevor ich Tansan alles erklären konnte. Wenn ich nicht verhindern konnte, dass ihre Krieger in das Herz Xxamer Zus eindrangen und Ghepp ermordeten, wäre alles umsonst, was ich bei Langbeins Ritus in Erfahrung gebracht hatte.
»Vor einigen Tagen«, fuhr ich hastig fort, »hat Kratt Brutstätte Cuhan mit Billigung des Tempels in Besitz genommen. Als Grund führte er an, dass der dortige Vorsteher mich versteckt hätte. Kratt wusste genau, dass ich nicht in Cuhan war, sondern hat nur seine Muskeln spielen lassen und diesen Vorwand benutzt, um sich zum Vorsteher einer der größten Brutstätten Malacars aufzuschwingen. Die nächste Brutstätte, die er angreift, wird diese sein, wo ich tatsächlich bin … es sei denn, sein Bruder kann ihn durch Verhandlungen hinhalten. Wir brauchen Ghepp lebend, um Kratts Angriff wenigstens noch acht Wochen lang hinauszögern zu können.«
Tansan erstarrte. »Du bist wahrhaftig eine wichtige Person. Aber ich verstehe nicht, welchen Nutzen uns diese acht Wochen bringen sollen.«
»Wenn Ghepp uns seinen Bruder und den Tempel noch acht Wochen vom Hals halten kann, dann garantiere ich dir Macht, Wohlstand und Verbündete. Ich schaffe das, Tansan. Aber ich brauche acht Wochen Zeit.«
Der Drachenmeister neben mir zischte scharf. »Du weißt es! Du weißt es !«
Ich löste meinen Blick nicht von Tansans schwarzen Augen. »Ja, ich weiß es. Ich kenne das Geheimnis, wie man Bullen in Gefangenschaft züchtet. Und ich brauche acht Wochen, um es zu beweisen.«
Als Tansans Blick jetzt über mich glitt, waren ihre Augen nicht mehr schwarz, sondern funkelten und strahlten. Es waren die Augen eines gereizten Drachen.
»Der Vorsteher muss als Geisel genommen und am Leben gelassen werden«, wiederholte ich hartnäckig. »Und es gibt Kinder in den Gebäuden der Drachenjünger, Jungen, die als Sklaven für den Tempel gedacht sind. Die darfst du nicht töten!«
»Alle unterhalb eines bestimmten Alters werden verschont; wer Rishi-Eltern hat, wird befreit. Wir sind keine Barbaren, Kazonvia.«
Die dunklen Silhouetten der Myazedo auf dem Hügel
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