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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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warteten mit sichtbarer Anspannung auf die Feuerzeichen ihrer Mitverschwörer. Der Wind strich seufzend über das Gras. Irgendwo im Zentrum der Brutstätte kläffte ein Hund. Etliche andere stimmten in das Bellen ein.
    In diesem Moment züngelten in der Ferne dünne Flammen in die Luft, und die schwarzen Silhouetten auf dem Hügel setzten sich in Bewegung, strömten in Richtung des Tempels von Xxamer Zu.
    »Bring meine Kinder und meine Mutter in den Arbiyesku«, befahl Tansan und wandte sich ab. »Bewache die Escoas. Wir werden Lupini Xxamer Zu unverletzt gefangen nehmen.«
    »Warte!«, rief ich ihr nach, als sie den Hügel hinabgehen wollte. »Wo ist Ryn?«
    »Hier!«, rief ein dünnes Stimmchen. Ich sah drei Schatten etwas weiter unten am Hang stehen bleiben. Sie rangen miteinander.
    »Lass den Jungen frei!«, befahl ich Tansan. »Wir brauchen aber einen Führer in den Mauern der Drachenjünger …«
    »Er hat dir alles gesagt, was er weiß. Ich habe ihm versprochen, dass ihm nichts geschieht. Lass ihn gehen. Er ist nur ein Kind.«
    Tansan spitzte die Lippen, drehte sich um und gab den kämpfenden Schatten ein Zeichen. Überall um uns herum strömten Schatten den Hügel hinab über die Steppe, verschmolzen mit der Dunkelheit, angezogen von dem Leuchtfeuer in der Ferne.
    Dann war auch Tansan nur noch ein dunkler Umriss, der mit leichten Schritten auf diese lodernden Zeichen zulief und in der Finsternis verschwand, und Ryn stand vor mir, am ganzen Leib zitternd. Savgas kleine Hand öffnete hartnäckig die Finger einer meiner geballten Fäuste und schob ihre kleine Hand in den Schutz meiner Handfläche, wie sich ein kleines, verängstigtes Tier in seine Höhle flüchtet.
     
    Wir standen auf dem Hügelkamm und beobachteten die flackernden Flammen in der Ferne. Sie wirkten harmlos. Wie seidene Bänder aus Rot und Orange, die von der Schabracke eines Drachen bei einem Umzug flatterten. Dann erloschen die Flammen.
    Auf dem Hügel kehrte Stille ein.
    Nur der Wind wehte, das Gras raschelte, die Escoas schnaubten. Sattelleder knarrte.
    Es schien unmöglich, dass wir das metallische Scheppern der zinnenen Mondtore der Tempelanlage nicht hören konnten, die von den Myazedo aufgestoßen wurden, oder die Schreie, das Flehen, das Gurgeln der Heiligen Hüter, die in ihren Zellen rasch und systematisch ermordet wurden. Wir hörten kein Grunzen von kämpfenden Männern, keine dumpfen Schläge von Klingen, die sich in Fleisch und Knochen gruben oder Bettlaken zertrennten. Wir hörten kein Jammern von Frauen oder Schluchzen von Kindern, als die Bayen-Anwesen gestürmt und ihre Herren niedergemetzelt wurden.
    Vielleicht fand der Angriff ja gar nicht statt.
    »Agawan ist entwöhnt worden«, sagte eine Stimme. Zum ersten Mal drehte ich mich um und sah Fwipi, die die ganze Zeit, verborgen von der Dunkelheit, neben mir gestanden hatte. Sie trat näher heran, wirkte jedoch fast körperlos, als wäre sie in den letzten Tagen zu einem schwachen Abklatsch von dem geschrumpft, was sie einst gewesen war. »Damit unter anderem hat sich Tansan auf diese Nacht vorbereitet. Sie hat ihren Sohn von der Brust entwöhnt. Wenn sie stirbt, wird er nicht vor Hunger nach ihrer Milch krank werden.«
    »Tansan wird nicht sterben«, erwiderte ich und sah wieder zu den dunklen Umrissen des Tempels der Brutstätte.
    »Du hast jetzt auch die Drachensicht, stimmt’s? Also ist es ansteckend wie Keuchhusten.«
    Ich blickte auf Savga, die immer noch meine Hand hielt.
    »Du glaubst nicht, dass Savga durch die Augen des Einen Drachen sehen kann.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    Fwipi blickte auf Agawan herunter, der in der Schlinge schlummerte, die Fwipi sich über Schulter und Brust geschlungen hatte. Ein pummeliges braunes Bein baumelte heraus. Die winzigen, vollkommen geformten Zehen rührten sich nicht und waren in der Dunkelheit fast unsichtbar. Fwipi berührte mit ihren welken Fingern sacht diese Zehen.
    »Nachdem ich Tansan empfangen hatte«, sagte sie mit einer Ehrfurcht einflößenden Ruhe, »hat meine Großmutter mich nachts in die Steppe geführt, während alle anderen Frauen noch schliefen. Sie hat … Dinge mit mir gemacht. Alte Dinge. Vor allem daran erinnere ich mich noch, dass ich nicht atmen konnte. Ich konnte nicht atmen, weil ich etwas im Mund hatte und würgte. Der Schmerz in meinem Bauch brannte wie Feuer. Ich stieß das Kind aus meinem Bauch, so dachte ich jedenfalls, und dann starb meine Großmutter. Sie fiel mit einem leisen Rums vor

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