Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
Vom Netzwerk:
sich gleich.«
    Lady Mandible beugte sich vor, ihre Augen glitzerten. »Kannst du sie genau zu dem Tag beschaffen, an dem ich sie brauche?«
    »Auf die Stunde genau sogar«, sagte Hector ein wenig leichtsinnig. »Ich kann das Schlüpfen mithilfe der Temperatur einleiten.«
    »Schön, schön«, sagte sie schließlich mit einem Blick, der seinen Schädel zu durchdringen schien. »Wenn du also kannst, was du behauptest, musst du hierbleiben und die Schmetterlinge für das Fest heranschaffen. Aber ich sage dir, sieh zu, dass es gelingt! Ich habe etwas gegen Leute, die ihr Wort nicht halten.«
    »Ich halte immer mein Wort«, sagte Hector entschieden. »Aber ich brauche Geld, um die Kokons und das nötige Zubehör zu kaufen. In Urbs Umida gibt es einen Lieferanten für …«
    Lady Mandible hob geringschätzig die Hand. »Du kannst alles haben, was du brauchst. Wende dich an Gerulphus. Nur sorge dafür, dass die Schmetterlinge an dem betreffenden Abend da sind.« Sie lächelte gewinnend, aber in ihrer Stimme schwang ein leicht drohender Ton, der Hector unwillkürlich an Perigoes Warnung denken ließ.
    Da er spürte, dass sich das Gespräch dem Ende zuneigte, erhob er sich. Doch bevor er einen Schritt tun konnte, ging die Tür auf, und ein Mann trat ein. Aller Augen wandten sich ihm entgegen. Lady Mandible zog grüßend eine Braue hoch und Hectors Herz begann zu flattern.
    Der Mann war Baron Bovrik de Vandolin.
    Bovrik hatte nur Augen für Lady Mandible und ging zielstrebig auf sie zu, um ihre ausgestreckte Hand zu küssen. Hector, der nur mühsam die Wut zurückdrängen konnte, die beim Anblick des Barons wieder in ihm aufstieg, ergriff die Gelegenheit, ihn genauer anzusehen. Die Farben seiner Kleidung ließen sich nur als schrill bezeichnen, und die Augenklappe, die er trug, passte genau zu seiner Krawatte. Und wie früher schon umwehte ihn ein schwacher Zitrusduft.
    »Ah, Bovrik«, sagte Lady Mandible und klatschte erfreut in die Hände. »Das ist Hector – man hat ihn halb tot vor Erschöpfung auf der Treppe gefunden –, der Junge aus der Stadt, von dem Ihr mir erzählt habt. Ich muss Euch loben, Sir, ein echter Glückstreffer.«
    Bovrik nahm auf einem Sessel Platz und streichelte geistesabwesend die Plüschkissen, als wären sie etwas Ähnliches wie Tiere. Mit seinem gesunden Auge sah er Hector an und lächelte unergründlich.
    »Ich bin erfreut, dass er Euren hohen Erwartongen entspricht«, sagte er. Dann beugte er sich mit einer theatralischen Bewegung vor und nahm übertrieben schwungvoll seine Augenklappe ab.
    »Oh, Bovrik, nicht schon wieder eins!«, seufzte die Lady mit gespieltem Überdruss und trommelte dabei mit ihren glitzernden Fingernägeln auf den Ebenholzgriff ihres Fächers. »Rechnet Ihr denn damit, auch das rechte Auge zu verlieren? Zumindest hättet Ihr in diesem Fall genug Ersatz für beide Augenhöhlen! Welcher Edelstein ist es denn diesmal?«
    Bovrik drehte sein Gesicht ausdrücklich Hector zu, der jetzt deutlich die weiße Narbe quer über der Braue sah, die unter dem Auge endete. In der Augenhöhle saß das Glasauge, von dem Lady Mandible sprach, es hatte eine zu dem gesunden Auge passende hellblaue Iris. Es funkelte und glitzerte im Licht, und Hector wurde plötzlich klar, dass in der schwarzen Pupille ein Edelstein saß. Die Situation war befremdlich und zerrte an seinen Nerven: Es war auch ohne dieses lächerlich großspurige Gehabe schwer genug, einem Mann, dessen Schicksal man in der eigenen Hand wusste, so nahe zu sein.
    »Ein Smaragd, Lady Mandible«, sagte Bovrik, ohne den Blick von Hector zu wenden. Als ob er meine Unruhe spürt, dachte Hector. Plötzlich neigte der Schurke mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf vor und wieder zurück – und Hector musste unwillkürlich aufschreien, denn Bovriks Augenhöhle war jetzt schwarz und leer, und aus der Handfläche des Barons starrte ihm ausdruckslos das Glasauge entgegen.
    Lady Mandible lachte schelmisch. »Hector, du siehst ja geradezu fassungslos aus«, sagte sie. »Es ist nur ein Auge. Ich dachte, du bist aus härterem Holz geschnitzt.«
    »Das wirst do nämlich nötig haben«, sagte Bovrik trocken, während er das Glasauge auf seinen Platz gleiten ließ.
    »Nun, Bovrik«, sagte Lady Mandible herrisch und wandte sich wieder an den Baron. »Berichtet also, wie die Vorbereitungen für das Fest vorangehen, inzwischen führt Gerulphus den Jungen auf sein Zimmer.«
    »In der Tat!« Bovrik sah den Diener an und schnippte dabei mit dem

Weitere Kostenlose Bücher