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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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eine Droge in mich ein. Auch mein Mund klafft weit auseinander. Ich trinke das Licht, das mein Schicksal war und ist und ewig sein wird.
    Es dauert nicht lange, bis mein Haar sprießt. Bis ich mir wie im Rausch jeden Fetzen Kleidung vom Leib schäle und meine gespreizten Finger durch das dichte Fell kämmen, das über meine Haut wuchert. Mein Sehen wandelt sich. Die Nacht explodiert. Ich sehe ... Farben. Und in den Farben . Formen!
    Speichel rinnt von meinen Lefzen. Zehen und Finger biegen sich zu Klauen, die es ratsam machen, sich auf allen Vieren zu bewegen.
    Hinter den Knochen meines Schädels ist ein kleiner, silbrig strahlender Mond aufgegangen - eine Miniatur des gewaltigen Versuchers, der in dieser Nacht nicht nur mich aus seinem Menschsein rüttelt. Ich bin nicht die einzige, die ihm hörig ist und Gehorsam schuldet. Meinesgleichen gibt es an vielen Orten.
    Auch hier? Auch in Perpignan?
    Und wenn ja, werde ich ihnen begegnen? Werde ich ihnen dort begegnen, wohin es mich - in Landrus Namen - zieht, obwohl der Boden dort für meinesgleichen verboten und tabu sein sollte?
    Jetzt, da ich selbst dazu geworden bin, glaube ich weniger denn je, daß ein Werwolf Kinder stiehlt.
    Tote Kinder.
    Vorsichtig witternd verlasse ich den Garten. Der Wind trägt mir Düfte zu, die sich zu Bildern möglicher Beute zusammenfügen. Ich denke und fühle völlig verändert in diesem Kleid aus Haaren.
    Und dennoch versuche ich die Erinnerung wachzuhalten, warum ich ausgerechnet diesen Weg einschlage.
    Zum nahen Friedhof. Zu einem Feld von Gräbern.
    Aas hat mich nie interessiert. Der Weg zählt, nicht das Ziel. Die Jagd ist mehr als Fressen. Ich zehre von der Angst des Wildes. Vom Entsetzen meiner Opfer, wenn sie meinen Atem in ihren Nacken spüren ...
    Und dennoch wende ich mich dorthin, wo das letzte Kindergrab geschändet wurde.
    Daß es, kriechen Landrus Worte wie eine mit Blut geschriebene Mahnung durch mein Hirn, einen Zusammenhang geben könnte zwischen dem, was mir und dem, was all den Toten widerfährt...!
    Ihm zuliebe hoffte ich, er hätte recht.
    Ihm zuliebe will ich zwischen Kreuzen wandeln .
    *
    Das Tor zum Friedhof ist bewacht. Ein ganzer Trupp Soldaten steht davor. Ich höre ihre Reden bis in mein Versteck. Und ihre Flüche. Sie überbieten sich gegenseitig in Drohungen, was sie dem, der die Totenruhe stört, alles antun wollen, wenn sie ihn auf frischer Tat ertappen .
    Außer der Gruppe am Tor bewegen sich noch andere Gestalten entlang der hohen Friedhofsmauer. Sie sind bewaffnet mit Säbeln, Handfeuerwaffen und Flinten. Unterschätzen darf ich sie nicht.
    Ich entferne mich vom Toreingang. In mir brennt die Begierde, die erst Ruhe geben wird, wenn meine Pranken im sich windenden und wehrenden Fleisch eines Opfers wüten.
    Ich muß verrückt sein, mich dagegen aufzulehnen, mich so zu kasteien .
    Als sich die Patrouillengänger weit genug entfernt haben, hetze ich auf die Mauer zu und überwinde sie mit einem gewaltigen Satz. Auf der anderen Seite will ich federnd auf allen Vieren landen, doch ich pralle gegen einen Grabstein und bleibe für Augenblicke benommen auf dem Rücken liegen. Die Augen der Wölfin sehen eine in Stein gemeißelte Inschrift, doch erst mein Verstand entziffert die Glyphen:
    Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines.
    Das eine Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines.
    Doch dieses eine Blatt allein war Teil in unsrem Leben.
    Drum wird das eine Blatt allein uns immer wieder fehlen.
    Ein böses Glitzern füllt meine Augen. Ich verzichte darauf, Namen und Sterbedaten des hier Begrabenen zu lesen. Sentimentalität hat im Herzen des hungrigen Jägers keinen Platz, und so will ich mich just in dem Moment vom Boden erheben, als sich Stimmen nähern.
    Ich wälze mich auf den Bauch und halte inne.
    Vor mir kommt Bewegung in die Muster der Nacht. Ich schnappe Wortfetzen auf.
    ». genau gehört . wirst schon sehen .«
    ». hörst und siehst Gespenster . war nichts .«
    Es sind drei - drei Männer, die sich ziemlich schnurgerade auf mich zu bewegen. Der Dritte beteiligt sich nicht am Gerede der beiden anderen. Er trägt eine Laterne und leuchtet der Gruppe den Weg.
    Verdammt.
    Ich finde Gefallen an ihnen, aber eigentlich wollte ich erst ...
    Zu spät. Lichtschein fällt auf mein Fell.
    »Da!« schreit der Kerl mit der Lampe. »Da ist -«
    Weiter kommt er nicht.
    Die Lampe fällt und erlischt, als das Glas beim Aufprall auf den Boden splittert. Ich beiße zu. Sein Fleisch ist

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