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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Einfahrt, aber ein großer Minivan war da, und Licht schimmerte durch die undurchsichtigen Jalousien an den vorderen Fenstern. Ich drückte auf den Klingelknopf und war dankbar, dass sie keine Überwachungskamera am Tor installiert hatten.
    » Ich habe eine Kurierlieferung für Juliet Millar«, sagte ich, als sich eine leise Frauenstimme meldete.
    » Kommen Sie herein.« Ich war so überrascht, dass es so einfach war hineinzukommen, dass das Tor sich geöffnet hatte und schon wieder anfing, sich zu schließen, bevor ich hindurchschlüpfte. Ich war genau in dem Augenblick an der Haustür, als Jules sie mit erwartungsvoll strahlendem Gesicht öffnete. Ihr Ausdruck veränderte sich, als sie mich sah– nicht, weil sie mich wiedererkannte, sondern weil sie begriff, dass sie belogen worden war.
    » Jules! Bitte machen Sie die Tür nicht wieder zu. Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte ich. Sie legte die Kette vor und ließ die Tür zwei Handbreit offen. » Wir sind uns schon einmal begegnet. Ich heiße Karen und bin eine Freundin von Biba.« Ich sah ganz anders aus als beim letzten Mal, aber sie machte schmale Augen und bemühte sich, mich wiederzuerkennen. » Ich bin… Ich warRex’ Freundin.«
    Sie schlug mir die Tür vor der Nase zu und öffnete sie wieder, jetzt ohne die Kette.
    » Kommen Sie herein.«
    Sie war noch hübscher als in meiner Erinnerung. Wenige Frauen verleihen dem lächerlichen Attribut » duftig« wirklich Bedeutung, aber Jules tat es. Selbst in lässiger Kleidung sah sie besser aus als die meisten Frauen, wenn sie stundenlang vor dem Spiegel gesessen haben. Ihr blondes Haar hing weich und glatt herab, und sie trug ein kostspieliges Kleidungsstück aus Cashmere oder Mohair, dessen Anfang und Ende nicht genau zu erkennen waren. Der Kontrast zwischen uns beiden war mir mit unbehaglicher Schärfe bewusst. Jules öffnete die Tür zu einem Wirtschaftsraum und legte meine tropfende Jacke, meinen Rucksack und meine Stiefel zum Trocknen auf einen Heizkörper. Die Kleider, die ich noch anhatte, waren fast trocken, und obwohl mir heiß war, zog ich nichts weiter aus. Ich wusste noch nicht genau, wie lange ich hier würde bleiben wollen oder wie lange diese zögernde Gastfreundschaft Bestand haben würde.
    Das einzige Geräusch im Haus kam von einem Radio in der Küche. Die Kinder gingen zwar noch nicht zur Schule, aber sie waren anscheinend nicht da. Vielleicht machte ihr Vater einen Ausflug mit ihnen, und sie gingen spazieren oder zum Essen. Der Gedanke daran, dass er seine zweite Familie mit Aufmerksamkeit überhäufte, während der Himmel wusste, wo seine erste war, machte mich beinahe starr vor Zorn.
    Ich folgte Jules in die riesige, luftige Küche, die das halbe Erdgeschoss ausfüllte. Nur die Kinderzeichnungen an den Wänden verhinderten, dass sie aussah wie ein OP . Eine weiße Arbeitsplatte erstreckte sich über die ganze Länge des Raums, und darauf reihten sich weiße Küchengeräte in Abständen von jeweils einem Meter. Der einzige Farbfleck war ein Exemplar von Jules’ eigenem Buch auf einem Ständer rechts neben der leeren Spüle.
    Sie machte sich an einer Filterkaffeemaschine zu schaffen; ich nahm an, sie war froh, dass dieses Ritual ihr Gelegenheit gab, mir den Rücken zuzuwenden und mit Kaffeebohnen, Milch und Zucker zu hantieren. Ich dachte an meine erste Begegnung mit Nina: eine andere Küche, eine andere Kaffeekanne, eine andere junge Mutter, ein anderes Leben.
    » So«, sagte sie viel zu gut gelaunt, als ich die Tasse in der Hand hielt. » Wie ist es Ihnen ergangen?« Small Talk wäre jetzt nicht zu ertragen. Ich war nur hier, weil ich nicht wusste, wie ich meine Freunde sonst wiederfinden sollte.
    » Wo ist Rex?«, fragte ich. » Ich meine, ich weiß, dass er im Gefängnis ist, aber wo genau?«
    » In Brixton«, sagte sie. Der Name seines Gefängnisses ließ seine Situation finstere Wirklichkeit werden.
    » Und Biba? Wo ist sie?«
    » Sie war eine Zeit lang hier.« Jules umfasste ihre große, flache Kaffeetasse mit beiden Händen– nicht nur, weil sie warm war, sondern weil sie ihr Trost und Sicherheit gab. Drei Ringe steckten auf ihrem Ringfinger: ein schlichter Trauring, einer mit einem dicken Solitär und einer, der mit winzigen Steinen überzogen war. » Wir hielten es für das Beste, sie erst einmal aufzunehmen, nachdem… nach dem, was passiert war.«
    » Sie hielten es für das Beste? Oder Roger?«
    » Na ja, die Idee war meine. Aber leider hat es nicht geklappt.«
    » Warum

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