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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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arbeitete sich dann vorwärts oder rückwärts durch, wie sie gerade Lust hatte. Rex ging methodischer vor. Er las die Seiten nacheinander, überschlug Artikel über Musik und technische Geräte, runzelte aber die Stirn bei Storys über Inneneinrichtung, Grundstücksentwicklung und Gartengestaltung. Ab und zu faltete er eine Seite zurück und strich mit dem Daumennagel über den Knick, bevor er sie aus der Zeitung riss, zusammenfaltete und zur Seite legte, vermutlich um sie zu verwahren und in eins seiner Alben zu kleben, wenn wir wieder zu Hause wären. Seine Finger waren grau von Druckerschwärze, und er hatte einen Fleck mitten auf der Stirn, weil er sich mit der Hand durch die Haare gefahren war oder sich die Stirn gerieben hatte.
    Ab und zu fanden sie etwas, das sie laut vorlasen– ein charmanter viktorianischer Anachronismus, vielleicht das Erbe einer Kindheit ohne Fernsehen.
    » Hört euch das an, das wird euch gefallen«, sagten sie. Rex las dann irgendeinen Absatz oder ein Zitat vor, aber Biba begann mit der Überschrift und trug dann eine zweiseitige Geschichte von Anfang bis Ende vor, ohne ein einziges Mal über die Worte zu stolpern. Abgesehen von dem einen Mal, an dem ich sie auf der Bühne erlebt habe, habe ich sie wohl niemals so lange nicht rauchen oder trinken sehen.
    » Du bist dran, Karen«, sagte sie, als sie fertig war. Ich hatte das Magazin des Observer auf einer Seite mit einem Artikel über Teeläden in Granada aufgeschlagen, aber ich hatte noch kein Wort davon gelesen. » Such was, das uns unterhält.«
    » Oh, das kann ich nicht«, sagte ich, und das war keine Bescheidenheit. Damals wie heute hatte ich meinen Akzent im Griff, wenn ich diskutierte, wenn ich aufgeregt oder sogar betrunken war, aber sobald ich laut vorlesen musste, klangen meine Vokale flach und verzerrt.
    Mir war zu heiß, um die Qualität des Rostbratens zu beurteilen, dessen Ankunft mich rettete. Rex aß seine ganze Portion, die Hälfte von Bibas und ein bisschen von meiner auf, und mit einem Yorkshirepudding, den ich nicht herunterbrachte, wischte er die Soße von ihrem Teller. Dann sah er mich mit blassem Lächeln an und wandte sich wieder seinem Zeitschriftenstapel zu. Ein männliches Model in einer Anzeige für eine klobige Taucheruhr schaute von seinem Heft in den Pub hinaus und war von uns offenbar kein bisschen beeindruckt. Rex nahm das Magazin in die Hand und drehte es um, bevor er es so plötzlich und mit einem so schmerzlich gequälten Gesichtsausdruck an die Brust presste, dass ich dachte, er habe einen Herzanfall.
    » Was ist los?«, fragte ich. » Was hast du?«
    Rex schüttelte den Kopf und weckte damit nicht nur meine, sondern auch Bibas Neugier. Er hätte die Situation selbst da noch retten können, indem er Sodbrennen vorschützte– nach dem, was er gerade gegessen hatte, wäre es eine glaubhafte Ausrede gewesen. Ein Wespenstich, Kopfschmerzen oder irgendein anderes akutes, aber geringfügiges Leiden hätte es auch getan. Aber raffinierte Ausflüchte und Heimlichtuerei gehörten nicht zu seinem Repertoire, und so wanderte sein Blick in einem panischen Dreieck zwischen dem Magazin, Biba und mir hin und her.
    » Komm schon, Rex, wo liegt der Skandal?«
    Anders als seine Schwester war Rex kein Schauspieler. » Nirgends. Es ist bloß… Es ist bloß… ein Dings über Wintergärten.«
    » Am Arsch«, sagte Biba und grinste. » Na los, lass die Gruppe daran teilhaben.«
    Er schüttelte den Kopf.
    » Zeig’s mir.« Ihre Stimme hatte jetzt einen scharfen Unterton. Sie bettelte nicht mehr, sie forderte.
    » Das willst du nicht«, sagte Rex. Er faltete das Heft zusammen, setzte sich darauf und verschränkte die Arme. Aber man musste sich schon etwas Besseres einfallen lassen, wenn man Biba etwas vorenthalten wollte. Sie zog das Magazin unter seinem Hintern weg. Rex ließ den Kopf in die Hände sinken. Biba faltete das Heft auseinander und strich die Falte glatt. Alle drei starrten wir auf das Cover und in das Gesicht eines Geistes.
    Ich hatte nur zwei Bilder von ihm gesehen und keins, das so neu war wie dieses. Aber er war es ganz eindeutig: ein paar Jahre älter, ein paar Pfund schwerer und sehr viel lebendiger, als ich geglaubt hatte. Roger Capel. Er war schwarz gekleidet; eine bekannt aussehende junge Frau mit langen blonden Haaren, nicht viel älter als Rex, umschlang ihn wie eine Python. Ihre Augen waren so blau wie der Hintergrund. Die Titelzeile bestätigte es in fetten gelben Lettern: » Zurück aus der

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