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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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hatte. Sie war weg.
    » Wir haben sie verloren!«, sagte ich. » Rex, wir haben sie verloren!«
    » Ich weiß, wo sie hin ist.« Er seufzte und deutete zu einem kleinen Platz am Ende der Straße. Ich lief los und ließ den Fahrer stehen. Dessen Besorgnis verwandelte sich in Ärger, aber ich verschwand um die Ecke und entdeckte Biba.
    Das Haus, vor dem sie stand, war halb hinter einem Gewebe aus Clematisranken verschwunden, die sich mit den Gitterstäben eines schmiedeeisernen Zauns verflochten hatten. Aber sie konnten seine Größe, seinen Glanz und seine Schönheit nicht verhüllen. Es sah aus wie ein Foto aus einem von Rex geliebten Immobilienprospekten. Es war aus dem gleichen Londoner Stein gebaut wie das Haus in der Queenswood Lane, aber es war niedrig und breit, nicht hoch und schlank. Hölzerne Fensterläden, ein eingewachsener Garten und eine kiesbedeckte Einfahrt sprachen flüsternd von Geld. Das einzig Vulgäre war ein roter Sportwagen, der schräg auf dem Kies parkte.
    Biba drückte auf einen Knopf am Torpfosten. Keine knisternde Stimme kam aus der Sprechanlage, und als das Tor langsam aufschwang, sah sie einen Augenblick lang überrascht und ängstlich aus, als habe sie eigentlich nicht damit gerechnet, dass man sie hineinließe.
    » Was will sie da?«, fragte ich Rex, als sie sich seitwärts durch das Gittertor schob. » Wem gehört das Haus?«
    » Mein Dad wohnt da«, sagte er.
    » Dein Dad wohnt da?«, wiederholte ich, als wir Biba mit knirschenden Schritten durch die Einfahrt folgten. Jetzt, nachdem der Schock über Roger Capels Existenz allmählich verflogen war, fing ich an, die Sache persönlich zu nehmen. Ich hatte das Gefühl, dass man mit mir spielte. Warum hatte sie mich belogen? Warum hatte sie mein Mitleid geweckt und so getan, als wäre sie arm, wenn so viel Geld hinter ihr stand?
    » Colin!« Eine Stimme kam durch ein Gartentor, und jemand fummelte an einem Riegel. » Du bist früh dran.« Etwas raschelte, und ich hörte Schritte bei einer Seitenpforte. Durch einen Bogen, der offenbar nach hinten in einen Garten führte, erschien Roger Capel. Das Lächeln verschwand langsam aus seinem Gesicht. Das Tor hinter uns schloss sich mit einem Klicken.
    » Hallo, Daddy«, sagte Biba mit ihrer Kleinmädchenstimme, die sie immer dann benutzte, wenn sie wollte, dass Rex etwas für sie tat.
    » Was macht ihr beide denn hier?«, fragte er. Etwas– war es Rechenschwäche oder Desinteresse?– gestattete ihm nicht, mich zu seinen Besuchern zu zählen. Sein Tonfall war breites East End, eine Überraschung, die alle anderen noch verstärkte: Ich hatte immer angenommen, Bibas makellose Vokale seien auf eine jahrelange, sorgfältige Erziehung zurückzuführen.
    » Wir kamen nur gerade vorbei«, sagte Rex, aber sein Keuchen strafte die lahme Improvisation Lügen.
    » Der Augenblick ist nicht sehr günstig.« Sein Vater sah sich um.
    » Das ist er nie«, sagte Rex verbittert.
    » Wenn wir vorher angerufen hätten, hättest du uns dann aufgemacht?«, fragte Biba.
    » Selbstverständlich.«
    » Bullshit«, kreischte sie, und das Wort hing wie eine Glasperle an ihren Lippen. » Wir haben dich seit über einem Jahr nicht gesehen. Du hast die Einladungen zu allen meinen Stücken ignoriert. Du hast meinen einundzwanzigsten Geburtstag vergessen.«
    Roger Capel setzte sich zur Wehr.
    » Ich habe deinen Geburtstag nicht vergessen. Ich habe dir ein Geschenk gekauft.« Er wühlte in der Erinnerung und fügte dann hinzu: » Eine Tasche.«
    » Welche Farbe hatte sie?«
    » Was?«
    » Die Tasche. Dein fürsorgliches Geschenk. Das du persönlich ausgesucht hast und nie im Leben von Jules hast besorgen lassen. Welche Farbe hatte es?«
    Darauf hatte Roger Capel keine Antwort. » Hör zu, Schatz, ich habe eine Menge um die Ohren.«
    » Das sehe ich.« Sie faltete das Magazin auseinander. » Aber nicht so viel, dass du der Welt nicht von deinem wunderbaren neuen Leben erzählen konntest, ja?«
    Er zuckte die Achseln. » Ich kann nichts für das, was Journalisten schreiben.«
    » Dann hast du das ganze Zeug über Jahr Zero und das Wegwischen der Vergangenheit nicht gesagt? Mein Gott, Dad, du kannst uns nicht per Airbrush aus der Geschichte tilgen. Wir sind hier. Wir existieren.« Sie warf das Heft in den Kies. » Warte, bis ich eine berühmte Schauspielerin bin. Dann wirst du uns nicht mehr ignorieren. Dann wirst du stolz sein, dass du mich deine Tochter nennen kannst.«
    Ich bückte mich und hob das Magazin auf. Roger Capel

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