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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Gleis bringen würde. Aber in den zwei Tagen meiner Abwesenheit war es bereits aus dem Gleis geraten.
    Voller Hoffnung und Begierde fuhr ich nach Hause. Ich freute mich auf das Essen mit Biba und das Bett mit Rex, aber als ich die einsame Gestalt vor der Haustür sah, wusste ich, dass beides würde warten müssen. Rex hockte auf der mittleren Stufe, ein Glas Rotwein in der Hand und eine fast leere Flasche neben sich. Obwohl wir jeden Abend zusammen tranken, war es das erste Mal, dass ich ihn betrunken sah. Auf seinen Lippen lag der unverwechselbare Kuss des Rotweins, und sein Gesicht war angstverzerrt.
    » Wo warst du?«, fragte er. Er streckte mir die Arme nicht entgegen, und ich blieb unten an der Treppe stehen.
    » Was ist passiert?«, fragte ich.
    » Alles ist schiefgegangen«, sagte er. » Warum musstest du wegfahren? Ich konnte sie nicht aufhalten.«
    Ich drängte mich an ihm vorbei ins Haus und folgte der Musik, die plärrend aus dem Samtzimmer kam. Die Möbel waren umgestellt worden, und einen verwirrenden Augenblick lang hatte ich das Gefühl, das Zimmer aus einem falschen Winkel zu betreten. Der Couchtisch stand an der Wand, an seinem Platz ragte der Sitzsack, und das grüne Sofa hatte jemand zur Balkonterrasse geschoben. Biba hatte sich darauf ausgestreckt; ihre Füße lagen in der Abendsonne, ihr restlicher Körper blieb im Schatten. Sie trug meinen roten Bikini, aber sie hatte die Strings zu stramm gezogen, und die Stoffdreiecke klafften faltig an ihrer zierlichen Gestalt. Als sie mich sah, begrüßte sie mich lallend mit » Schätzchen!«
    Das lederne Chesterfield-Sofa war ebenfalls an die Terrassentür geschoben worden. Ein sonnengebräunter Mann lag bäuchlings darauf. Er trug eine graue Jogginghose, deren Beine bis oben hochgekrempelt waren. Die Sohlen seiner nackten Füße waren schwarz von Dreck. Als er Bibas Gruß hörte, drehte er den blonden Kopf herum. Blutunterlaufene Augen sahen mich zwei Sekunden lang desinteressiert an.
    » Alles klar?«, sagte Guy.

NEUNZEHN
    A nscheinend trifft sie sich seit Wochen hinter meinem Rücken mit ihm«, sagte Rex. » Sie behauptet, sie hätten sich in der U-Bahn getroffen, er hätte sich entschuldigt, und sie hätte ihm verziehen– einfach so! Sie glaubt, es war Zufall, dass sie sich getroffen haben.«
    » War es ja vielleicht auch«, sagte ich.
    » Quatsch. Ich traue ihm zu, dass er sie verfolgt hat, bis er seine Gelegenheit sah.« Ich erinnerte mich an die lauernde Gestalt im Wald, aber jetzt war es zu spät, um noch zu sagen, dass ich ihn dort gesehen hatte. » Was kann ich tun? Was kann ich dagegen tun?« Er fuhr sich mit den Fingern von den Schläfen zum Hinterkopf und wiederholte die Bewegung immer wieder wie unter einem Zwang.
    » Ich persönlich finde, wir sollten es einfach laufen lassen«, meinte ich. » Du weißt, wie sie ist. Je öfter du sagst, dass Guy einen schlechten Einfluss auf sie hat, desto attraktiver wird sie ihn finden. Deshalb hat sie dir nicht erzählt, dass sie sich mit ihm trifft. Der Reiz des Neuen wird wahrscheinlich bald vergehen, wenn es jetzt kein großes, aufregendes Geheimnis mehr ist.« Das klang selbst in meinen eigenen Ohren nach Sandkastenpsychologie, und Rex ging nicht darauf ein.
    » Sie hat so überzeugend gelogen«, sagte er. » Sagt mir, sie trinkt Kaffee mit Rachael, und die ganze Zeit trifft sie sich mit ihm.« Er goss sich den Rest aus der Flasche ins Glas. Seine Lippen und seine Zunge waren fleckig vom Rotwein, und seine Zähne hatten einen dunkelblauen Schimmer. Ich fragte mich, ob das überhaupt die erste Flasche des Abends für ihn war, und ich nahm ihm das Glas aus der Hand und trank es leer.
    » Wir sind nicht gerade diejenigen, die ihr vorwerfen können, dass sie eine heimliche Beziehung hat«, sagte ich.
    » Das war etwas völlig anderes. Zunächst mal hab ich dich nicht mit Drogen abgefüllt, vergewaltigt und für tot liegen lassen, als wir das erste Mal zusammen waren.«
    » Er hat sie nicht draußen im Wald liegen lassen«, sagte ich. » Und ich glaube, vergewaltigen ist ein bisschen stark…« Ich erinnerte mich an die Autofahrt vom Theater nach Hause, als Biba mir flüsternd erzählt hatte, sie könne es nicht erwarten, mit Guy zu schlafen, und ich war sicher, dass da kein Zwang im Spiel gewesen war.
    » Das ändert nichts an der Tatsache, dass er sich aus dem Staub gemacht hat«, sagte Rex. » Und es ist auch immer noch völlig anders als das zwischen dir und mir. Er vögelt sie nur. Er liebt sie

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