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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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nicht.«
    Seine Panik entstand aus einem Gefühl der Machtlosigkeit. Er konnte nichts tun gegen den Mann, den er als Bedrohung für seine Schwester und sogar für sein Heim empfand. Aber er hatte sie so nachdrücklich zur Rede gestellt, wie er es nur wagte. Weil ich das wusste, war es leicht, seine nächste Frage vorherzusehen.
    » Kannst du nicht mit ihr sprechen? Auf dich wird sie hören.«
    Es sollte eine Weile dauern, bis ich dazu Gelegenheit bekam. Das Haus hatte jetzt vier Bewohner, nicht drei, und von diesem Abend an verlagerte sich die Dynamik. Ich war mit Pauken und Trompeten eingezogen, mit einer großartigen Entscheidung und einer Bekanntmachung, nach der das eigentliche Ereignis– ich hatte eine Tasche mit ein paar Habseligkeiten auf den Rücksitz meines Wagens geworfen– fast ernüchternd gewirkt hatte. Guys Einzug kam auf entgegengesetzte Art zustande. Er wurde niemals bekannt gegeben oder besprochen– entweder, weil Biba dazu zu schlau war, oder weil es tatsächlich ein spontaner und organischer Vorgang war. Er hatte uns erzählt, er komme aus Ladbroke Grove, und wir wussten, dass er alle zwei Tage für ein paar Stunden verschwand. Bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen er seine Wohnung in Westlondon überhaupt erwähnte, ließ er durchklingen, dass es fast so was wie ein besetztes Haus sei, eine Absteige, bevölkert von Gangstern und Drogendealern. Details waren unter seiner Würde: Er verriet nie, wo diese Wohnung genau lag oder wer da sonst noch wohnte. Er blieb so vage und unverbindlich wie an dem ersten Abend, den er mit uns verbracht hatte.
    Die Stille war das Erste, was verschwand. Die Ruhe, die Rex und mir so kostbar war, wurde vertrieben vom ständigen Hämmern von Trance und Techno. Er verschob die Lautsprecher von der Anlage hinaus auf die Terrasse und installierte ein Midisystem in Bibas Zimmer, sodass er überall Zugang zu seinen verstärkten Beats hatte. Guys Musik verfolgte Rex und mich hinunter in die Kellerküche und hinauf in mein Dachzimmer. Obwohl Guy fast die ganze Zeit in Bibas Zimmer war, schaffte er es, jeden Raum im Haus mit seinen Sachen zu füllen: Im Bad fand man ein Paar Laufschuhe, im Wohnzimmer eine Musikzeitschrift, eine Plattentasche in der Diele, eine Jacke über einer Stuhllehne und immer ein flaches schwarzes Handy in dem Zimmer, wo er zuletzt gewesen war. Handys verbreiteten sich damals unter den Leuten, die ich immer noch als » Erwachsene« betrachtete: Berufstätige, die Geschäfte machten und Geld verdienten. Bei Studenten und ganz jungen Leuten waren sie immer noch eine Seltenheit. Guy war der erste meiner Bekannten, der eins hatte, und er trug es immer bei sich. Verglichen mit denen, die wir heute benutzen, sah es lächerlich plump aus; eigentlich war es noch ein Prototyp, aber trotzdem ein Stück Raumfahrttechnologie für Rex und mich. Guy benutzte es nie, um jemanden anzurufen– das tat er von unserem Haustelefon aus–, aber bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen er einen Anruf bekam, zog er mit großem Getue die Antenne heraus, drückte auf eine Taste und verließ dann das Zimmer, um abseits neugieriger Ohren » seine Geschäfte abzuwickeln«. Am liebsten benutzte er den Garten als sein behelfsmäßiges Büro. Von der Terrasse aus sah ich oft, wie er im hüfthohen Gras hin und her ging und eine Hand ans Ohr drückte. Auf der anderen Seite des Zauns wäre er noch ungestörter gewesen, aber soweit ich weiß, war jener unglückselige Ausflug zwischen die Bäume das einzige Mal, dass er unseren Teil des Waldes betreten hat.
    Eines Tages kamen wir aus Highgate Village zurück und fanden einen weißen Pitbull-Terrier am Pfosten der Eingangspforte angebunden. Sein Machtbereich erstreckte sich von der Türschwelle bis zum Bordstein. Eine Familie wechselte auf die andere Straßenseite, um ihm aus dem Weg zu gehen, und wir hatten zu viel Angst, an ihm vorbeizulaufen, und mussten deshalb hinten herum durch den Wald ins Haus.
    » Jetzt platzt mir der Kragen«, sagte Rex, als ich mir beim Kriechen durch den Zaun einen Splitter in den Finger riss. Auf meiner Fingerspitze leuchtete rot das Blut, das aus der winzigen Wunde quoll. » Ich gehe nach oben und trag’s mit ihm aus.« Aber als er den Splitter endlich aus meiner Haut gezupft hatte, war nur noch Biba im Haus.
    » Das war nur heute«, sagte sie wichtigtuerisch. » Er brauchte den Hund zum Schutz.«
    » Wenn er jemanden oder etwas Unsauberes in mein Haus bringt, rufe ich die Polizei«, sagte Rex. » Im

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