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Das Gift von Argus

Das Gift von Argus

Titel: Das Gift von Argus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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der Herde und die Strategie der Insekten war die gleiche, wie Kwango sie bereits erlebt hatte, nur blieben diesmal vier Bullen zurück, um sich zu opfern, und es war auch ein größerer Schwarm. Kwango wandte sich an Mirlena, die bereits zu filmen begonnen hatte. »Offenbar weiß die Herde, wie viele von ihr benötigt werden, um die Piranhalibellen sattzumachen, und die Insekten wissen, in welcher Zahl sie kommen müssen. Diese Herde ist etwa um ein Drittel größer als die, die ich beobachtet habe, und der Schwarm ist ebenfalls um ein Drittel umfangreicher. Offenbar gibt es gute Telekommunikation auf diesem Planeten.«
    Die Prozedur war wie beim erstenmal. Mirlena wurde übel, während sie filmte, aber geistesgegenwärtig übergab sie sich in einen Plastikbeutel, den sie schnell aus dem Hubschrauber warf.
    »Ich schäme mich so, Kurt«, gestand sie. »Ich bin Biologin und dürfte mich doch selbst von so einem Anblick nicht aus der Fassung bringen lassen!« Tränen glänzten in ihren Augen.
    »Deine Reaktion ist ganz natürlich, Kleines«, tröstete Kwango sie. »Als erstes bist du Frau, und Biologin erst als zweites. Und drittens bist du bei Kwango, also entspann dich. Wir folgen jetzt dem Schwarm.«
    Die gesättigten Piranhalibellen flogen zu einem seltsamen Sumpf, etwa achtundfünfzig Kilometer nordwestlich von der Santa Maria. Kwango folgte ihm vorsichtig und kreiste in einer Höhe von dreihundert Meter über dem Sumpf, der in etwa bananenförmig war, ungefähr zwei Kilometer lang und an seiner breitesten Stelle einen halben weit. Die Vegetation bestand hier hauptsächlich aus hohem, dickem Schilf, das sich in der leichten Brise neigte, aber seltsamerweise auch den Eindruck erweckte, sich ohne die Nachhilfe von Luftströmungen zu bewegen. Da und dort waren kleinere Stellen klaren Wassers zu erkennen, aus vielen von ihnen hoben sich Erdbuckel, und auf jedem von ihnen eine weißliche, völlig symmetrische Kuppe, die aussah, als wäre sie aus Papier.
    »Piranhalibellenstadt!« jubelte Kwango. »Hier leben und brüten diese fliegenden Ungeheuer. Filme weiter, Baby, dreißigfache Vergrößerung. Ich werde versuchen, den Hubschrauber so ruhig wie möglich zu halten, damit du scharfe Bilder kriegst.«
    »Diese Kuppen müssen ihre Nester oder Stöcke sein«, sagte Mirlena.
    »Richtig, meine Schöne. Wie hoch schätzt du sie?«
    »Drei bis vier Meter mit einem Durchmesser von zwei Meter am Fuß. Können wir nicht näher heranfliegen? Ich hätte gern eine größere Schärfe für die Aufnahmen.«
    Kwango schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich glaube nicht, daß die Biester einen roten Teppich für uns ausrollen würden. Erst sehen wir zu, was wir an Einzelheiten aus dieser Entfernung auf den Film bannen können. Dann fliegen wir höher und machen Aufnahmen aus der Senkrechten. Danach sehen wir weiter.«
    »Dieses Schilf«, murmelte Mirlena, »bewegt sich sehr merkwürdig. Es wiegt sich im Wind, aber es schwankt auch ohne und wirkt kopflastig.«
    Kwango grinste. »Erklärung?«
    »Noch nicht, ich muß näher heran.«
    »Nicht nötig. Ich gebe dir ein paar Anhaltspunkte: Larven, Puppen, Imagines.«
    »Aber natürlich! Das muß es sein!« Mirlena nickte. »Die Piranhalibellen legen ihre Eier im Wasser, die Larven kriechen die Schilfrohre hoch, werden zu Puppen, und bis sie oben sind zu fertig ausgebildeten Insekten.«
    Jetzt nickte Kwango. »Ja, deshalb bewegt sich das Schilf so seltsam. Es ist voll von jungen Piranhalibellen.«
    »Schau doch!« rief Mirlena. »Einer der Stöcke brennt! Es kommt oben Rauch heraus!«
    Kwango lächelte mitleidig. »Dieser Rauch wird sich schnell zu einer Wolke sehr hungriger Insekten verwandeln. Gehen wir höher und machen ein paar gute Aufnahmen von der Piranhalibellenstadt. Der gute Commander dürfte heute mit uns zufrieden sein.« Er brachte den Hubschrauber fünfhundert Meter hoch, flog zur Mitte des Sumpfes und ging langsam tiefer. »Rauch«, stieg aus mehr als hundert Stöcken auf. Die Luft wurde schwarz von Piranhalibellen. Hastig ging Kwango höher.
    »Kurt, was machst du denn?« beschwerte sich Mirlena. »Geh tiefer, damit ich bessere Aufnahmen schießen kann.«
    »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!« gab Kwango zum besten. »Wenn diese kleinen Ungeheuer so was wie einen Denkapparat haben, kommen sie vielleicht auf die Idee, sich auf dem Hubschrauber niederzulassen. Dann könnten sie uns nicht nur die Sicht rauben, sondern uns durch das Gewicht ihrer gewaltigen Zahl zu Boden

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