Das Gift von Argus
zwingen. Wir haben, was wir brauchen. Jetzt ist es Zeit, daß wir heimkommen.«
16.
Als Maleter und Norstedt die Zooanlage fertig hatten, gingen sie auf Jagd. Jeder benutzte ein Exo, und jeder nahm ein Betäubungsgewehr mit. Ihr erster Fang war ein Zweitonner-Paar. Gunnar hatte den Unterschied zwischen den Geschlechtern als erster entdeckt. Die Männchen hatten ein fünfzig Zentimeter langes Horn am Ende der kräftigen Nase und die Weibchen zwei kleinere Hörner hintereinander.
Die Herde weidete etwa fünfzehn Kilometer von der Santa Maria entfernt. Der erste Versuch, ein Tier zu holen, scheiterte. Die Bullen sahen die Exos kommen, als Gunnar und Tibor noch zwei Kilometer entfernt waren. Sofort ergriff die Herde die Flucht. Fünf Bullen blieben jedoch, um dem Feind zu trotzen. Die beiden Entbehrlichen kamen langsam näher. Die Betäubungsgewehre waren in den Exofingern wie winziges Spielzeug, denn schließlich waren sie für die Bedienung von Menschen oder normal großen Robotern geschaffen. Deshalb schlug der erste Versuch auch fehl. Ehe die beiden Männer nahe genug heran waren, um die Gewehre zielsicher einsetzen zu können, griffen die Bullen an. Tibor hatte Mühe den winzigen Auslöser mit dem riesigen Exofinger zu drücken, ohne das Gewehr zu zermalmen. Als es ihm endlich doch gelang, schoß er daneben und die Bullen stürmten weiter auf sie zu. Gunnar war so aufgeregt, daß er das Gewehr zerquetschte, als wäre es aus dünnem Kunststoff.
Die Bullen kamen mit dreißig Stundenkilometern heran und warfen sich gegen die Exobeine, denn sie waren die einzigen Teile der Metallmonstren, den die Tiere erreichen konnten. Die Wucht des Aufpralls warf beide Exos um. Für die Menschen war es, als wären beide Schienbeine gleichzeitig von schweren Lederbällen getroffen worden.
Als die Exos kippten, stieß Gunnar Norstedt eine Reihe sehr unfeiner Verwünschungen hervor. Ein Bulle hatte sich das Genick gebrochen und ein zweiter war offenbar bewußtlos. Die drei überlebenden versuchten den Metallriesen mit den Hörnern aufzuschlitzen und zu zertrampeln.
Maleter verlor kurz die Besinnung, als sein Kopf beim Sturz des Exos gegen den Geschirrahmen krachte. Bis die beiden Männer sich wieder gefaßt hatten, war den Bullen offenbar klar geworden, daß sie nicht allzuviel Erfolg bei der Vernichtung dieser fremdartigen Ungeheuer hatten.
Nachdem es Norstedt gelungen war, sein Exo in Hockstellung zu bringen, streckte er vorsichtig eine Exohand aus, um sich einen der Zweitonner zu schnappen. Da brüllten die Bullen wütend und zogen sich mit großer Geschwindigkeit zurück, vermutlich um sich wieder der Herde anzuschließen, die inzwischen schon fast den Horizont erreicht hatte.
»Wie geht es dir, Tibor, mein Freund?« erkundigte sich Norstedt.
Maleter stand noch ein wenig benommen auf. »Ich glaube, ich habe eine Beule am Hinterkopf, aber mit der Exohand möchte ich lieber nicht danach tasten, um mich zu vergewissern.«
»Würde ich dir auch nicht raten. Funktioniert dein Betäubungsgewehr noch? Meines hat den Druck der Exofinger nicht ausgehalten.«
Maleter suchte im Gras danach, dann hob er es auf und begutachtete es. »Es scheint in Ordnung zu sein, aber ich bin mit der Exohand wohl ein wenig zu tolpatschig dafür.«
Norstedt lachte. »Du also auch. Dann müssen wir eben wie Kwango denken. Wie hätte er wohl so ein Flußpferd gefangen?«
»Er hätte die verdammten Zweitonner die Arbeit machen lassen und dann einfach einen wie ein Miezekätzchen aufgehoben und in Schlaf versetzt. Also, hinter der Herde her, mein Freund.«
Mit den langen Exobeinen hatten sie die Vierbeiner schnell eingeholt. Die Flußpferde wiederholten ihre Taktik, die ENTS jedoch nicht. Als die Bullen Sturm liefen, warteten die beiden Männer bis zur letzten Sekunde, dann ließen sie ihre Exos vier Meter in die Luft springen. Die Tiere konnten nicht abbremsen und rasten gut fünfzig Meter weiter, bis sie anzuhalten vermochten. Dann brüllten sie erbost, wendeten und griffen erneut an. Wieder sprangen die Exos hoch. Die Bullen machten ihrer Wut Luft und versuchten es noch einmal und noch einmal.
Nach dem siebten Versuch waren sie erschöpft, doch zu dumm es einzusehen. Wieder setzten sie zum Sturm an, bereits auf etwas zittrigen Beinen.
»Jetzt!« sagte Tibor.
Diesmal sprangen sie nicht. Sie bückten sich und jeder hob einen sehr müden, vor Furcht fast wahnsinnigen Bullen sanft hoch. Für die Männer in den Exos fühlten die sich
Weitere Kostenlose Bücher