Das Gift von Argus
verzweifelt wehrenden Tiere wie verspielte Katzen an.
Maleter tupfte eine Exofaust auf den Kopf des Bullen. Wütend brüllte das Tier und dachte gar nicht daran, das Bewußtsein zu verlieren. Noch einmal ließ Tibor die Faust walten. Der Bulle erschlaffte. Tibor lauschte. Ja, er atmete noch.
Gunnar folgte dem Beispiel des Freundes. Als sein Bulle nach dem zweiten sanften Hieb immer noch entrüstet brüllte, schlug er etwas härter zu – und brach dem Tier das Genick.
»Verdammt!« fluchte er. Er legte den Bullen ins Gras. »Was soll’s? Wir brauchen sowieso keine zwei Bullen. Ich hol’ mir eine Kuh. Dein Bulle wird sich darüber freuen. Conrad wird sich freuen, und vielleicht freut sich auch die verfluchte Kuh. Bleib du hier, mein Freund, ich bin gleich zurück.«
Ehe Maleter antworten konnte, raste der Schwede bereits mit siebzig Stundenkilometer über die grasige Ebene. Natürlich rannte die Herde davon, als er sich ihr näherte, während drei Bullen zurückblieben, um ihn anzugreifen. Genau berechnet sprang er im letzten Moment über sie und folgte der Herde. Sie konnte nicht so schnell laufen wie ein Exoskelett und schon war der Schwede mitten zwischen den Tieren, die nun panikerfüllt in alle Richtungen flohen. Aber Norstedt gelang es, eine Kuh zu erwischen. Ganz sanft schlug er ihr die Exofaust auf den Schädel. Sie erschlaffte sofort, und er war glücklich, als er hörte, daß sie noch atmete. Er rief Maleter über das Sprechgerät zu:
»Voller Erfolg. Die Doppeltgehörnte ist bereit. Kehren wir mit unseren kostbaren Exemplaren zum Stützpunkt zurück.«
Conrad, der an den Schirmen saß, sah die zwei Metallriesen mit langen Schritten über die Ebene kommen. Beide hielten etwas, das aus der Entfernung wie tote Katzen aussah, in den Exohänden.
»Tot oder lebendig?« erkundigte er sich über Sprechgerät.
»Lebendig, aber im Augenblick geistig abwesend, Commander«, meldete Norstedt. »Ein Bulle und eine Kuh. Was sagen Sie dazu?«
»Nicht schlecht«, antwortete Conrad. »Stecken Sie sie vorerst in getrennte Käfige.«
Nach dem Mittagessen – bei dem Kwango und Mirlena nicht anwesend waren – gurteten Norstedt und Maleter sich wieder ins Geschirr.
»Sehen wir uns in den Bergen um«, schlug der Schwede vor. »Dort gibt es vermutlich ganz andere Tiere als hier.«
»Aber das Gebirge ist mehr als sechzig Kilometer entfernt!«
»Na und? Ein Kinderspiel mit den Exos. Wenn wir unterwegs was finden, stecken wir es ein. Diesmal habe ich mich gut darauf vorbereitet. Ich habe eine Menge Säcke für kleinere Pelztiere und dergleichen. Also, brechen wir auf!«
Es dauerte nicht lange, da stießen sie auf Tiere, die wie riesige Pandabären aussahen, aber im Gegensatz zu diesen irdischen Tieren waren die hier ungemein flink und rasten mit ungeheurer Geschwindigkeit davon. Maleter trat versehentlich auf eines. Es war zerstampft und tot. Norstedt, dagegen, gelang es, eines unversehrt aufzuheben. Er hielt es still, während Maleter dem Tier etwas unbeholfen einen Betäubungspfeil in den Rücken schoß.
Gunnar steckte es in einen der Plastiksäcke, machte mit den Exofingern ein paar Luftlöcher, und verschnürte ihn. Er legte ihn auf eine Bodenerhebung. »Ich nehme ihn auf dem Rückweg mit«, erklärte er Tibor, und rannte weiter.
Kurz darauf sahen sie in der Ferne eine Schar der großen Laufvögel, die Straußen ähnelten. Die Vögel wurden auf sie aufmerksam, als sie noch etwa einen Kilometer entfernt waren, kümmerten sich jedoch nicht weiter um sie, sondern fraßen sorglos an den Blättern einer Gruppe von Büschen. Die Vögel rührten sich auch noch nicht, als die Exos kaum noch zehn Meter entfernt waren.
»Gleich werden wir wieder Exemplare für Conrads Zoo haben«, freute sich Norstedt. »Wie diese riesigen Vögel wohl schmecken? Ha, für Weihnachten stehen Argustruthähne auf dem Speiseplan!«
Doch nun warteten die gut zwei Meter hohen, straußenähnlichen Vögel nicht länger – und die beiden ENTS staunten. Die langbeinigen Vögel schafften mehr als achtzig Kilometer pro Stunde. Anfangs wollten die Männer nicht glauben, daß die tolpatschig aussehenden Vögel tatsächlich schneller sein konnten als sie, und sie nahmen auch an, daß sie ihre Geschwindigkeit nicht lange durchhalten würden. Doch sie täuschten sich, das wurde ihnen bereits nach zehn Kilometer klar, als die Vögel nur noch bewegliche Punkte in der Ferne waren.
Die Männer keuchten, denn auch ein simulierter Lauf im
Weitere Kostenlose Bücher