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Das giftige Herz

Das giftige Herz

Titel: Das giftige Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Doyle
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weiterhelfen.«
    »Vielleicht doch«, entgegnete Wanner.
    Schaller zog überrascht die Augenbrauen zusammen.
    »Sie kannten doch Jakobus Ehrenhoff«, fuhr Wanner fort.
    Schaller schüttelte andeutungsweise den Kopf: »Kaum.«
    »Kaum?«
    »Kaum.«
    Er will, dass ich ihm alles aus der Nase ziehe, dachte Wanner, aber ich werde ihn schon antreiben.
    »Es gibt Zeugen, die beobachtet haben, dass Sie Herrn Ehrenhoff regelmäßig aufgesucht haben. Sie sind dort ein und aus gegangen, wurde mir berichtet.«
    »Ach ja?« Schaller zog belustigt die Augenbrauen in die Höhe. »Halten Sie mich etwa für den Mörder?«
    »Das zu fragen ist wohl eher meine Aufgabe. Sind Sie es?« Der unfertige Zustand des Hauses machte Wanner Mut. Ein Mensch, der auf einer Baustelle lebt, kann nicht über sehr viel Charakter verfügen, entschied er.
    Zornesröte trat in Schallers Gesicht: »Was? Was erlauben Sie sich …?«
    »Sie haben die Frage provoziert, Herr Schaller«, sagte Wanner.
    »Hören Sie …«, empörte sich der Fabrikant. »In meinem eigenen Haus muss ich mir so etwas anhören?«
    »Nein«, sagte Wanner seelenruhig. »Ich kann Ihnen auch eine Vorladung schicken, dann können wir das Verhör in meinem Büro durchführen.«
    Schaller war schockiert, dass jemand so mit ihm umsprang. Einen Moment lang schien er zu schwanken, ob er einlenken sollte, aber dann gewann der Zorn die Oberhand, und er schrie: »Ist das ein abgekartetes Spiel? Stehen die Ratsherren schon draußen? Braucht man einen Sündenbock? Hat man endlich ein Mittel gefunden, mich aus der Stadt zu vertreiben?«
    Wanner lächelte sanft: »Ich versichere Ihnen, Herr Schaller, dass ich aus eigenem Antrieb hergekommen bin.«
    Schaller schnaubte verächtlich und bemerkte, dass es falsch gewesen war, sich derart hinreißen zu lassen. Er hatte sich eine Blöße gegeben.
    »Ich frage Sie nur nach Ihrem Verhältnis zu dem verstorbenen Jakobus Ehrenhoff. Er gehörte zum Patriziat der Stadt. Sie hingegen sind relativ neu in Nürnberg, man würde eine innige Verbindung nicht so ohne weiteres vermuten.«
    »Von inniger Verbindung kann hier keine Rede sein«, sagte Schaller verärgert, aber gefasst.
    »Ich sage dies nur, weil ich aus sicherer Quelle weiß, dass sie Herrn Ehrenhoff häufig aufgesucht haben.«
    Schaller verschränkte die Hände auf dem Rücken und wandte sich nachdenklich zur Seite. Dann drehte er sich ruckartig um, sah Wanner mit einem Gesichtsausdruck an, der wohl Aufrichtigkeit signalisieren sollte, und sagte: »Ach, hören wir doch auf mit dem Katz-und-Maus-Spiel. Es wird ohnehin alles ans Tageslicht kommen.«
    Wanner blickte ihn gespannt an.
    »Wir hatten ein rein geschäftliches Verhältnis, Herr Inspektor.«
    »In welcher Form, wenn ich fragen darf?«
    »Ich habe ihm Geld geliehen.«
    »Wie?« Wanner war verblüfft. Dieser Neureiche hatte dem Ratsherrn Geld geliehen?
    »Aber ja!« Schallers Augen leuchteten triumphierend. »Er war bei mir hoch verschuldet.« Er breitete die Arme aus. »So ist es nun mal. Da sehen Sie, dass ich nun wirklich kein Interesse daran haben konnte, den armen Jakobus umzubringen.«
    »Den armen Jakobus?«
    Schaller machte eine wegwerfende Handbewegung: »Ach was, so hab ich ihn nur im Stillen genannt.«
    »Aber warum denn?«, beharrte Wanner.
    Schaller zögerte kurz. »Er war ein geplagter Mensch«, sagte er dann.
    »Geplagt?«
    »Ja. Den Eindruck hatte ich. Er wurde von Dämonen heimgesucht.«
    »Von welchen Dämonen?«
    »Wenn ich das wüsste … aber er hat aus irgendeinem Grund immer wieder Geld gebraucht. Seine finanzielle Situation schien geradezu verzweifelt. Das hat mich sehr gewundert, aber ich habe nie nachgefragt.«
    »Hatte er geschäftliche Misserfolge zu beklagen?«, fragte Wanner.
    »Welche Geschäfte denn?«, fragte Schaller abfällig. »Er hat Ämter bekleidet und Privilegien genossen, mehr war doch nicht übrig.«
    »Vielleicht seine Ländereien …?«
    »Was weiß ich von seinen Ländereien? Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »War er sehr hoch bei Ihnen verschuldet?«
    »Nun, sogar für einen Patrizier waren es recht ansehnliche Beträge.«
    »Und Sie wissen nicht, wofür er das Geld benötigt hat?«
    »Nein, ich kannte ihn wirklich nicht näher. Er hat mir nichts Privates erzählt«, sagte Schaller. »Aber Sie können sich eins denken …«
    »Was denn?«
    »… als er zu mir kam und mich um Geld anbettelte, muss er vorher schon bei vielen anderen gewesen sein … oder er hatte Interesse daran, dass niemand von

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