Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
ein Blasebalg, der urplötzlich Luft verlor, sackte David auf dem nächsten Stuhl zusammen. »Kein Wunder, daß Wanda mich nicht mehr sehen will … Immer wieder versuche ich mein Glück! Aber jedesmal verwehrt mir so ein alter Besen – wahrscheinlich das Dienstmädchen – den Eintritt ins Haus. Wanda wolle niemanden sehen, sagt sie.« David schaute Sawatzky fragend an. »Sie wird sich doch nicht endgültig etwas angetan haben?«
    Der Buchhändler runzelte die Stirn. »Seit ihr Vater sie abgeholt hat, habe ich nichts mehr von Wanda gehört …«
    David stöhnte auf. »Nicht zu wissen, was da los ist – das macht mich ganz verrückt! Kein Wunder, daß ich mich nicht auf meine neue Aufgabe konzentrieren kann. Ganz abgesehen davon, daß ich –«
    Täuschte er sich oder nahm David Wandas Namen auffallend oft in den Mund? Bevor Sawatzky diesbezüglicheine Bemerkung fallenlassen konnte, verlor sich David in einer neuen Litanei, die nun mit einem Kollegen zu tun hatte, der offenbar eine schreckliche körperliche Attacke erlitten hatte und seitdem arbeitsunfähig war.
    Â»Gerade jetzt bekomme ich die Beförderung, von der ich ein Leben lang geträumt habe! Gerhard Grosse meinte, ich hätte mir meine Sporen verdient – ha! Als ob ich die Annehmlichkeiten meines neuen Postens auch nur einen Moment lang genießen könnte! Mir wäre tausendmal lieber, Siegbert Breuer säße noch gesund und munter an seinem vornehmen Schreibtisch! Und ich in meiner alten Kammer mit meinen armen –«
    Sawatzky nahm ein Buch, klappte es in der Mitte auf und schlug es mit einem lauten Knall wieder zu. David zuckte zusammen und brach mitten im Satz ab.
    Der Buchhändler schaute David eindringlich an.
    Â»Sie haben das Gefühl, den falschen Leuten vertraut zu haben. Sie haben zudem das Gefühl, versagt zu haben. Sie glauben, Ihren neuen Posten nicht verdient zu haben. Sie machen sich Sorgen um Wanda, denken ständig an sie.«
    Bei jeder Feststellung nickte David stumm.
    Â»Und was tun sie?«
    Â»Wie … was …«
    Â»Sie laufen hier herum wie ein Tiger im Käfig und schimpfen über mein Durcheinander! Vielleicht sollten Sie ebenfalls mal beginnen aufzuräumen, und zwar in Ihrem Leben! So wie ich Buch für Buch in die Hand nehmen werde, sollten Sie sich all den Dingen widmen, die Ihnen das Herz so schwermachen. Falls ich Sie erinnern darf: Genau das hatten Sie ursprünglich vor! Oder täuscht mich mein Gedächtnis, wenn ich sage, daß Sie kurz nach dieser bösen Geschichte hier antanzten und laut tönten, Sie hätten noch einige offene Rechnungen zu begleichen?«
    Â»Aber –«
    Â»Sie hatten lange genug das Wort, jetzt bin ich an der Reihe, junger Freund!« unterbrach der Buchhändler seinen Besucher. David hob erstaunt die Augenbrauen, schwieg aber.
    Â»Sie können nicht einfach die Vermutung äußern, Strobel sei womöglich in den Betrug verwickelt, ohne auch nur ein wenig in dieser Richtung nachzuforschen!«
    Â»Aber ich –«
    Â»Ruhe! Sind Sie noch im Besitz der gefälschten Aktien?«
    David nickte stumm.
    Â»Das ist gut, denn hier bietet sich schon ein erster Ansatz: Wer hat die Papiere gedruckt? Nicht jede Druckerei verfügt über solche Geräte beziehungsweise über derart kriminelle Energien. Dann ist da das Papier – wo kommt es her? Es gibt Dutzende Arten von Papier, glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche, aber für Aktien wird doch bestimmt nur eine ganz besondere Sorte verwendet, oder? Und Sie sagen doch selbst, daß es sehr gute Fälschungen sind.«
    Â»Das Papier ist ja auch in Ordnung, aber –«
    Â»Sie sollen ruhig sein, zum Kuckuck! Finden Sie lieber heraus, aus welcher Papiermühle das Material stammt! Und suchen Sie von dort aus nach weiteren Querverbindungen. Wer weiß, vielleicht kommen Sie so dem Betrüger auf die Spur? Oder unserem verehrten Herrn Strobel, falls er wirklich seine Finger mit im Spiel hat.«
    Als David daraufhin schon gar nicht mehr so düster dreinblickte, fuhr Sawatzky fort: »Daß Ihr Kollege so schwer erkrankt ist, dafür können Sie nichts. Schauen Sie mich an – ich profitiere ständig vom Unglück anderer Leute! Wahre Buchliebhaber trennen sich nur selten zu Lebzeiten von ihren Schätzen, meist muß erst jemandsterben,

Weitere Kostenlose Bücher