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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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geändert! Habe gelernt aus meinen Fehlern! Ich weiß, daß ich vieles nicht mehr gutmachen kann, aber bitte gib mir noch eine Chance! Gib uns eine Chance …« Die Worte waren in ihrem Kopf, aber sie kamen nicht über ihre Lippen.
    Sein Blick lastete auf ihr, eindringlich, verzweifelt jetzt. »Wanda, bitte versteh mich: Ich halte das einfach nicht aus. Wenn ich mir vorstelle, wir wären verheiratet … Deine ewigen Eskapaden … Sie rauben mir die Kraft! Nie weiß man, womit man am nächsten Tag wieder zu rechnen hat. Ich habe nicht einmal mehr Lust, in den ›Schwarzen Adler‹ zu gehen, weil sich dort auch alles nur um diese elende Geschichte dreht! Wie soll ich mich entspannen, wenn ich nie weiß, in welchem Zusammenhang dein Name als nächstes fällt? Verflixt, ich brauche meine ganze Kraft und Konzentration für meine Arbeit, verstehst du das denn nicht? Ich bin Künstler! Nicht, daß dies hier irgend jemanden interessiert! Täuber ist der erste, der mein Talent erkannt hat. Er unterstützt mich, will, daß ich vorankomme im Leben. Vielleicht habe ich nur diese eineChance. Die kann ich mir doch nicht kaputtmachen lassen!« Der letzte Satz seines Wortgewitters klang wütend, aber auch selbstquälerisch.
    Wanda nickte langsam. »Doch, ich verstehe dich.« Und sie verstand tatsächlich: Richard hatte nur eine Geliebte, und die hieß »Glas«.
    Â»Du verstehst?« Ungläubig schaute er sie an.
    Sie war stolz auf das Lächeln, das ihr gelang. »Vielleicht ist es tatsächlich besser so …«
    Danach ging alles ganz schnell. Er umarmte sie, tat seine Erleichterung ob ihres Verständnisses kund, sprach die Hoffnung aus, daß sie Freunde bleiben könnten. Er würde ihr von seiner Ausstellung berichten – alles haargenau! –, versprach er ihr. Spätestens in zwei, drei Wochen würde er sie wieder besuchen kommen.
    Wanda nickte.
    Â»Freust du dich, daß deine Tante morgen zurückkommt?« fragte er noch im Hinausgehen.
    Wanda, die wie betäubt im Bett saß, zuckte zusammen.
    Johanna – die hatte sie ganz vergessen. Noch mehr Vorwürfe …
    Â»Morgen schon?«
    Er lachte, strich ihr freundlich über die Wange. »Hast wohl nicht viel mitbekommen in der letzten Zeit, was?«
    Â»Und woher weißt du das mit Johannas Heimkehr?«
    Â»Na, von Anna«, sagte er. »Von wem sonst?«

46. K APITEL
    Sehnsüchtig schaute Alois Sawatzky auf die zehn Kisten mit Büchern, die am Morgen angeliefert worden waren. Er hatte Glück gehabt, hatte die komplette Bibliothek einer großen Villa in Suhl aufkaufen können. Die Erben hatten kein Interesse an den Schätzen, die der verstorbene Villenbesitzer im Laufe seines langen Lebens gesammelt hatte. Wunderbare Einzelstücke, sogar manch wertvolle Erstausgabe hatte Sawatzky schon erspäht, einige sogar mit persönlichen Widmungen der Autoren. Amerikaner waren darunter – sein Blick fiel auf Mark Twain –, auch Engländer wie Charles Dickens und Oscar Wilde, aber der alte Herr hatte auch Bücher deutscher Autoren wie Schiller, Fontane und Goethe besessen. In einer Kiste befanden sich die gesammelten Werke von Gotthold Ephraim Lessing – wundervoll!
    Einen Moment lang verspürte der alte Buchhändler Bedauern darüber, den Verstorbenen nie kennengelernt zu haben – wenn man von den Büchern auf ihren ursprünglichen Besitzer schloß, mußte dieser eine gebildete, am Leben sehr interessierte Persönlichkeit gewesen sein.
    Sawatzky sah es als seine Pflicht an, die Sammlung des Verstorbenen entsprechend zu würdigen und dafür zu sorgen, daß die Bücher wieder in Hände kamen, die sie ebenfalls würdigten.
    Wie gern hätte er nun die Kisten durchwühlt, vorsortiert, was sofort in den Verkauf gelangen konnte und was restauriert werden mußte. Oder sollte er einen Teil seines Ladens freiräumen und die Sammlung komplett anbieten? Das würde allerdings bedeuten, daß –
    Â»Dieser Friedhelm Strobel! Ich schäme mich so, daß ich jemals solch einen schrecklichen Mann beeindruckenwollte! Erst vorhin ist er mir auf der Straße begegnet. Wie er daherkam! Wie ein Feldherr! Als gehöre ihm die ganze Stadt! Für mich hatte er gerade einmal einen stummen Gruß übrig, wahrscheinlich muß ich ihm dankbar sein, daß er mich nicht

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