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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wirklich reiche Leute, mit Sinn für Kunst, er sagt, sie werden mich feiern wie einen der Größten!«
    Â»Wie schön für dich«, sagte Wanda. Am kommenden Sonntag war der große Tag? Dann war also schon Oktober … War Richard gekommen, um sie einzuladen?Er hatte sie bisher nicht geküßt. Sie nicht einmal in den Arm genommen.
    Ach, Richard – was ist aus uns geworden?
    Er räusperte sich. »Wanda, ich … Was ich dir jetzt sagen werde … Glaub nicht, daß es mir leichtfällt, aber ich habe das Gefühl, daß ich es jetzt tun muß, vor der Ausstellung! Ich muß das einfach aus dem Kopf kriegen!« Seine Hände fuhren durch die Luft, als wollten sie das, was durch seinen Kopf spukte, ausradieren.
    Â»Ja?« Ihre Stimme ein einziges Fragezeichen. Ihr Magen ein schwerer Klumpen.
    Er holte tief Luft. »Ich glaube, es geht nicht gut mit uns beiden! Unsere Verlobung … mein Heiratsversprechen – vielleicht war das alles etwas verfrüht. Aus einer Verliebtheit heraus! Du bist ein gutes Mädchen, hast mir den Kopf verdreht. Natürlich habe ich mich auch geschmeichelt gefühlt, daß sich die amerikanische Tochter von Thomas Heimer ausgerechnet für mich interessiert. Aber … Schau uns doch an, du und ich – wir passen einfach nicht zueinander. Wir haben nicht die gleichen Ziele!«
    Â»Wie meinst du das?« wollte sie fragen, doch da war dieser Kloß in ihrem Hals, der sie am Sprechen hinderte.
    Â»Richard ist so zielstrebig. Wie ein Ruderer, der, das Ufer im Blick, sein Paddel kräftig durchs Wasser zieht«  – warum fielen ihr diese Worte gerade jetzt wieder ein? Es waren ihre Worte, sie hatte sie an Marie geschrieben, in einem Brief nach Genua. In einem anderen Leben.
    Die gleichen Ziele? Kümmerte es ihn denn gar nicht, daß sie irgendwann über Bord gegangen war? Merkte er nicht, daß ihre Kraft sie verlassen hatte? Ziele? Sie brauchte nur eine Hand, die sie hielt!
    Wanda senkte die Lider, er sollte ihre Tränen nicht sehen.
    Seine Stimme kam von weit her. »Herrje, jetzt sag doch was! Mach es mir doch nicht so schwer, ich … Bitte weine nicht!« Er nahm Wandas Hand, die klebrig war vom Lavendelwasser. »Schau, es ist doch so … Die letzten Wochen … Meine Ausstellung … Ich wußte nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Und du? Du kümmerst dich um alles andere, nur nicht um meine Belange!« Seine Stimme. So sanft. So vorwurfsvoll.
    Wanda entzog ihm ihre Hand, und nur allzu rasch gab er sie frei. Jetzt kamen sie also, die Vorwürfe!
    Eine weitere Welle schwappte über Wanda hinweg, trieb sie noch weiter vom Ufer fort. Sie bemühte sich um eine aufrechtere Haltung – den Kopf hoch, Luftholen, nicht absaufen. Nicht jetzt, nicht hier, vor ihm.
    Â»Ich hätte dir geholfen«, sagte sie. »Mehr als einmal habe ich dir meine Hilfe angeboten! Wollte mich um Werbezettel kümmern, deine Exponate beschriften, was weiß ich. Mir wäre schon das eine oder andere eingefallen. Aber du wolltest alles unbedingt allein schaffen.«
    Â»Ja, schon …«
    Â»Dann kannst du mir das jetzt nicht zum Vorwurf machen!«
    Â»Mach ich ja auch nicht, aber …« Er zuckte mit den Schultern. »Verdammt noch mal, was hast du nur angerichtet?« platzte er heraus.
    Dumm habe sie sich verhalten. Sich selbst überschätzt. Etliche Male habe er sie schützen wollen vor ihrem Übermut. Damals, als er den Glasbläsern das Geld zurückgeben wollte. Und dann, als er –
    Seine Worte rauschten an Wandas Ohren vorbei.
    Â»â€¦ und als es um den Gang zur Bank ging: Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger davon lassen? Aber nein, du mußtest ja unbedingt auch hier das Steuer in die Handnehmen! Und nun? Alles ist so gekommen, wie ich es vorhergesehen habe.«
    Â»Dann kannst du dich ja jetzt freuen!« Jedes Wort schmerzhaft, scharfkantig wie ein Stein.
    Er zuckte zusammen. »So ein Blödsinn, als ob es mir darum ginge! Aber … Immer wieder machst du dieselben Fehler, das ist es, was ich nicht kapiere. Du kannst einfach keinen Rat annehmen!« Er hatte sich im Eifer zu ihr gebeugt, sein Atem eine heiße Bö in ihrem Gesicht. Sie drehte sich weg.
    Â»Ja, das willst du auch nicht hören!« Richard lachte harsch auf.
    Warum kann ich nichts antworten? dachte sie. Etwas wie: »Ich habe mich

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