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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ausschließlich ihrer Arbeit, andere verbargen ihr Interesse nicht und lauschten mit offenen Mündern. Manch einer stieß seinen Kameraden in die Rippen, einige lachten.
    Karl der Schweizer Flein, der sich inzwischen wieder zu ihnen gesellt hatte, warf Wanda einen erzürnten Blick zu. An diesem Tag würde Gustav wahrscheinlich noch eine Menge Ausschuß auszusortieren haben – zu interessant war der Wortwechsel zwischen der hübschen, jungen Amerikanerin und dem Mann, der selbst Amerikaner werden wollte.
    Â»Aber der Kaufvertrag ist noch nicht unterschrieben, oder?« fragte Wanda forscher, als ihr zumute war.
    Irritiert schaute Alois Gründler sein Gegenüber an.
    Â»Ich sagte doch schon, das geht niemanden etwas an. Wenn man dich reden hört, könnte man den Eindruck bekommen, du hättest selbst Interesse, die Hütte zu kaufen!« Mit diesen Worten wandte er sich zu Karl um und zischte: »Was hat die Kleine hier überhaupt zu suchen?«
    Â»Ich die Hütte kaufen? Du lieber Himmel, ich bin doch nur eine einfache junge Frau!« erwiderte Wanda, bevor Karl das Wort ergreifen konnte. »Aber – was wäre denn, wenn es tatsächlich einen zweiten Investor gäbe?« fügte sie gedehnt hinzu. Wo sie schon einmal dabei war, sich lächerlich zu machen, konnte sie dies auch gleich vollständig tun.
    Â»Ein Kaufinteressent, der aus Lauscha käme, einer, der Ahnung hat vom Geschäft … Würden Sie nicht viel lieber an ihn verkaufen?«

16. K APITEL
    Â»Und warum sollten wir uns auf solch eine Schnapsidee einlassen? Die ausgerechnet von einer Fremden kommt?«
    Aufgeregtes Gemurmel von allen Seiten begleitete Jockels Frage, doch schon im nächsten Moment wurde es wieder still im Raum.
    Alle warteten auf die Antwort der jungen Frau, die neben dem Stammtisch auf einen der Stühle geklettert war und von dort oben herab seit einer halben Stunde unablässig redete und dabei wild mit den Armen gestikulierte.Monika, Bennos Frau, wurde unwirsch fortgewinkt, als sie es wagte, mit einem Arm voller Krüge durch den Raum zu laufen. Benno, der Wirt, ließ sich auf einem Schemel hinter der Theke nieder und zündete sich eine Pfeife an. Er hatte alle Zeit der Welt zum Nachschenken – an diesem Abend waren Schnaps und Bier im »Schwarzen Adler« zur Nebensache geworden. Dabei war die Wirtschaft so voll, daß kein Mäuschen mehr hineingepaßt hätte. Wie ein Lauffeuer hatte es sich herumgesprochen, daß die Amerikanerin dem Gründler-Alois einen Besuch abgestattet hatte. Seitdem kursierten die wildesten Gerüchte: daß es einen weiteren geheimnisvollen Investor gäbe, aus Lauscha! Man stelle sich vor! Andernorts hieß es, Wanda selbst habe die Glashütte gekauft. Dann wieder, daß die Amerikanerin von Woolworth, dem Kaufhausmenschen, geschickt worden sei und daß dieser nun ins Glashüttengeschäft einsteigen wolle. Karl der Schweizer Flein, Gustav Müller Sohn und ein paar andere winkten zwar heftig ab, konnten die Leute aber nicht überzeugen. Am Ende wußte niemand etwas Genaues. Aber alle wußten, daß es keinen besseren Ort gab, um mehr zu erfahren, als den »Schwarzen Adler«. Wäre Wanda an diesem Abend nicht von selbst aufgetaucht – irgend jemand hätte so lange an Heimers Haustür geklopft, bis Wanda herausgekommen wäre.
    Â»Weil es keine Schnapsidee ist, sondern eure Rettung sein könnte!« erwiderte Wanda auf Jockels Einwurf. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war mehr als abschätzig zu nennen.
    Â»Alois Gründler hat offen zugegeben, daß noch kein Vertrag unterschrieben ist – außer einer Absichtserklärung seitens des Verlegers liegt nichts vor. Er sagte ebenfalls, daß er kein Problem damit hätte, an einen ausLauscha zu verkaufen – sein Herz hängt schließlich auch nicht an den Verlegern! Und deshalb wäre er bereit, euch bis Anfang September Zeit zu geben, um diese Möglichkeit zu prüfen. Er …« Ihre nächsten Worte gingen in einem aufgeregten Geplapper unter.
    Mit verschränkten Armen lehnte sich Thomas Heimer zurück, während von allen Seiten Wortfetzen wie Fliegen um seine Ohren surrten.
    Er wußte nicht, was er machen sollte: Wanda an ihren Haaren aus der Wirtschaft ziehen oder den Spöttern übers Maul fahren. So saß er da und starrte stumm vor sich hin. Seine Tochter – was

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