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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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mit solchen Schnapsideen?« Er gluckste vor Lachen, als habe er einen grandiosen Witz gemacht. »Na, die wird dir bald gehörig auf der Nase herumtanzen!«
    Â»Noch ein Wort gegen Wanda und du kriegst es mit mirzu tun!« Thomas hielt Jockel die geballte rechte Faust entgegen. »Elender Miesmacher! Der Tag, an dem du überhaupt mal eine Idee hast, muß doch erst noch kommen!« Er warf dem Mann einen letzten abfälligen Blick zu, dann wandte er sich an Richard. »Und du? Was findest du eigentlich so lächerlich? Ist es lächerlich, seine Meinung zu sagen? Vielleicht hätte ich das in meinem Leben öfter einmal tun sollen, dann wäre womöglich manches anders gekommen!« Den Gedanken, daß er sich als junger Kerl an Richards Stelle noch viel schlimmer aufgeführt hätte, verdrängte er so schnell, wie er gekommen war. Wieviel besser fühlte es sich an, abgeklärt und weltoffen für alles Neue zu sein!
    Â»Wanda ist eben ein Mensch, der auch tagsüber träumen kann. Und dabei Dinge sieht, die denen, die nur nachts in ihrem Bett träumen, versagt bleiben! Was ist denn Schlechtes daran, Gegebenes auch einmal in Frage zu stellen? Nicht selten kommt bei einer Veränderung etwas viel Besseres heraus!« Himmel, er redete sich um Kopf und Kragen! Warum konnte er nicht einfach sagen, daß er sich mindestens so sehr über Wandas Eigenmächtigkeit ärgerte, wie Richard es tat? Oder traf das inzwischen gar nicht mehr zu? Weil er sich nun viel mehr über Richard ärgerte, der dasaß, als wolle er im nächstbesten Erdloch verschwinden?
    Ungläubig schaute der ihn an. »Du … du willst doch nicht behaupten, daß du diese Faxen gut findest?«
    Und ob! wollte Thomas trotzig erwidern. Doch bevor er überhaupt zu einer Antwort kam, ertönte eine junge Stimme.
    Â»Ihr tut gerade so, als hätte es Gemeinsinn in Lauscha noch nie gegeben! Damals, als wir das Museum eingerichtet haben, bin ich auf ein Dokument gestoßen …«
    Thomas sah, wie Wandas Kopf herumschoß, woraufhin ihr Stuhl erneut zu wackeln begann. Sie hatte anscheinend noch gar nicht bemerkt, daß sich unter den vielen Gästen auch ihr Cousin Johannes und dessen Schwester Anna befanden.
    Â»Darin steht, daß sich im Jahr 1873 die Augenmacher zusammenschlossen und vereinbarten, nur noch zu festgesetzten Preisen zu verkaufen. Im Gegenzug haben die Glashüttenbesitzer sich verpflichtet, ein halbes Jahr lang keine Glasröhren an Augenmacher abzugeben, die dieser Vereinigung nicht angehörten. Das war sicher für alle Beteiligten … von … von großem … Vorteil!« Stockend und mit hochrotem Gesicht beendete Johannes seine Rede. Seine Schultern sackten zusammen, als bereue er seine Worte schon wieder.
    Anna, die neben ihm saß, schnaubte. »Deine Geschichtskenntnisse reichen nicht sehr weit, Bruderherz, denn sonst müßtest du anfügen, daß sich diese Vereinigung kurze Zeit später wieder aufgelöst hat. Weil sich die Augenmacher nicht auf gemeinsame Preise einigen konnten – soviel zum Thema Gemeinsinn!« Abwechselnd warf sie ihrem Bruder und Wanda giftige Blicke zu.
    Â»Jetzt macht mal halblang, ihr Jungen!« mischte sich Karl der Schweizer Flein zum ersten Mal ins Gespräch. »Vor zehn Jahren wurde doch auch der Christbaumschmuckverband gegründet, der –«
    Â»Ja, und kurze Zeit später mischten sich die Verleger ein, denen es gar nicht recht war, daß die Lauschaer sich zusammentaten. Da bekamen es die Baumschmuckbläser prompt mit der Angst zu tun, und was war das Ende vom Lied? Alle gaben klein bei, und der Verband wurde aufgelöst!« fuhr sein Nachbar ihm über den Mund. »Frag mal deine Tante Johanna, wie lange sie mitgemacht hat! Diehat auch sehr schnell erkannt, daß es für sie besser ist, ihr eigenes Süppchen zu kochen!« herrschte er dann Wanda an.
    Irritiert schaute Wanda in die Runde. Hektische rote Flecken zeichneten sich auf ihren Wangen ab, ihre Lippen bebten, und einen Moment lang befürchtete Thomas, sie würde zu weinen anfangen.
    Hätte ich dem Mädchen doch nur mehr erzählt! dachte er ärgerlich, dann stünde sie jetzt nicht so unwissend hier. Es war ja nicht so, als interessiere sich Wanda nicht für die Geschichte Lauschas. Ständig fragte sie ihm irgendwelche Löcher in den Bauch. Aber ihm war es lästig, über die

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