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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Wanda von der Tür zu dem schreienden Kind, neben dem noch die schmutzige Windel lag.
    Richard hatte das Geld genommen! Und war damit auf und davon. Während sie hier mit Sylvie … Was sollte sie um Himmels willen davon halten?

19. K APITEL
    Konsterniert schaute Benno zu, wie die Tür des »Schwarzen Adlers« zum zweiten Mal in kurzer Zeit mit einem Knall ins Schloß fiel.
    Â»Kann mir mal jemand erklären, was das alles soll?« fragte er, ohne seine Frage an jemand Bestimmten zu richten.
    Â»Erst kommt Richard angerannt, knallt das Geld auf den Tisch und meint, Wanda habe sich anders entschieden und wolle nun mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben.« Er deutete auf die Mitte des Stammtisches, wo bis gerade eben das Holzkistchen gestanden hatte.
    Â»Wie selbstgefällig er geguckt hat – als ob ihm Wandas Stimmungsumschwung gerade recht kam!«
    Hansens Sohn schnaufte. »Vielleicht war er an Wandas Stimmungsumschwung nicht unbeteiligt! Womöglich paßt es dem Herrn Künstler nicht, daß sich seine Liebste mit uns abgibt?«
    Karl der Schweizer Flein schüttelte den Kopf. »Und keine zehn Minuten später taucht das Mädchen selbst hier auf, redet von einem ›bedauerlichen Irrtum‹ und schwört, daß sich gar nichts geändert habe und daß sie selbstverständlich weiterhin helfen wolle. Das verstehe ein Mensch …«
    Â»Helfen, wobei eigentlich?« sagte Hansens Sohn. »Als ob nicht auch einer von uns auf das Geld aufpassen könnte! Als ob wir alle unzuverlässig wären. Ich war von Anfang an dagegen, die Amerikanerin ins Spiel zu bringen.« Er starrte säuerlich in sein Bier.
    Â»Ohne die Amerikanerin würde es das ›Spiel‹, wie du es nennst, nicht geben, vergiß das nicht!« versetzte Karl der Schweizer Flein.
    Â»Und sie kennt sich in Bankangelegenheiten aus. Thomas hat erwähnt, sie habe sogar eine kaufmännische Ausbildung. Das ist mehr, als wir alle zusammen haben, oder?« Gustav Müller Sohn warf Hansens Sohn einen scharfen Blick zu, den dieser ignorierte. »Bei ihr ist unser Geld nicht nur in sicheren Händen, sie kann uns vielleicht sogar dabei helfen, den Kredit zu bekommen. Also, ich würde vorschlagen, daß wir Wanda bitten, uns beim Gang auf die Bank zu begleiten!«

    Â»Wie konntest du nur?« zischte Wanda mit erstickender Stimme. Noch immer schlug ihr Herz heftig im Hals, noch immer hatte sie Mühe, genügend Luft zu bekommen. Nachdem sie Sylvie zu Hause abgesetzt hatte – zum Glück war Eva wieder aus Steinach zurück gewesen –, war sie in den »Schwarzen Adler« gerannt. Und danach wieder zu Richard. Aber es war nicht die körperliche Anstrengung, die ihr die Luft raubte. Es war der Wirrwarr an Gefühlen – Wut, Verletztheit, Verwirrung, Angst –, der ihr den Hals zuschnürte.
    Â»Wie stehe ich denn jetzt da? Wie ein verwöhntes Gör, das nicht weiß, was es will!« Sie senkte einen Moment lang die Lider, als wolle sie ihrer eigenen Scham nicht in die Augen sehen.
    Scham, weil Richard sie lächerlich gemacht hatte.
    Scham, weil sie einen Augenblick lang tatsächlich geglaubt hatte, er wäre mit dem Geld auf und davon …
    Â»Und wie stehe ich da? Hast du dich das mal gefragt?« schrie Richard zurück. »Meine Entscheidung einfach für null und nichtig zu erklären – die lachen sich doch jetzt kaputt!« Heftig schlug er mit seiner Hand gegen das Holzkästchen, das Wanda wieder mitgebracht hatte. Es war ihm anzusehen, daß er es am liebsten kurz und klein geschlagen hätte.
    Wanda ließ sich auf einen der Stühle sinken.
    Â»So kommen wir doch nicht weiter.« Ihr Blick wanderte durch Richards Hütte, versuchte sich an den vertrauten Gegenständen festzuhalten: dem Kupfermodel, dem Herd, der so schwer anzufeuern war, den zerschlissenen Flickenteppich. Doch alles kam ihr auf einmal fremd vor, klein und unbedeutend. Nichtig im Gegensatz zu Richards Verrat.
    Â»Kannst du mir nicht einfach erklären, warum du das getan hast?« fragte sie traurig.
    Â»Weil ich nicht dumm bin«, entgegnete er mit einer Arroganz in der Stimme, die besagte: im Gegensatz zu dir.
    Â»Du hast doch keine Ahnung, auf was du dich da einläßt! Als ob so was gutgehen könnte! Die nutzen dich nur aus. Und wenn etwas schiefgeht, heißt es, du bist schuld daran!«
    Er zog

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