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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wegzublasen. Wanda mußte ein Kichern unterdrücken.
    David Wagner schaute kurz von seinen Unterlagen auf. »Die Angelegenheit ist ein wenig diffizil …«, sagte er gedehnt. »Sie wissen ja, daß es einen zweiten Kaufinteressenten gibt. Dieser Herr ist … ebenfalls Kunde unseres Hauses, ein langjähriger und sehr geschätzter Kunde, falls ich das anfügen darf. Auch mit ihm verhandeln wir in dieser Angelegenheit und zwar schon seit einiger Zeit.« Bedeutungsvoll blieb sein Blick auf Wanda haften, die daraufhin unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen begann.
    Â»Sie fragen sich, ob Sie dadurch in einen Interessenkonflikt geraten könnten?« piepste sie mit zu hoher Stimme. Verflixt! Daß die Bank ihr Kreditgesuch erst gar nicht bearbeiten würde – daran hatte keiner von ihnen gedacht.
    Der Bankangestellte hob bedauernd die Schultern. »Darlehen sind in der Regel zweckgebunden. Das bedeutet, daß wir schlecht zwei Darlehen für ein und dieselbe Sache herausgeben können. In Ihrem Fall verhält es sich ähnlich wie beim Kauf einer Immobilie: Wenn es dafür mehrere Interessenten gibt, erhält in der Regel der Kaufinteressent mit der größeren Bonität den Zuschlag, anders können Banken heutzutage gar nicht mehr agieren. In diesem Fall sieht es so aus, daß Ihr … Konkurrent ein wesentlich geringeres Darlehen beantragt hat, für das er außerdem beachtliche Sicherheiten aufweisen kann. Im Gegensatz zu Ihnen … Das von Ihnen gewünschte Darlehen von 54 000 Goldmark stellt selbst für unsere Bank eine hohe Summe dar!«
    Â»Der Verleger! Hat Sicherheiten aufzuweisen, pah!« Karl spuckte die Worte aus, bevor Wanda etwas dagegen tun konnte. »Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Ihr Herr Verleger zu seinem Vermögen gekommen ist?« fragte er dann und beugte sich dabei weit in Wagners Richtung. »Auf dem Rücken von uns Glasbläsern hat er es sich ergaunert, so sieht’s doch aus!«
    Â»Karl …«, murmelte Wanda.
    David Wagner verzog keine Miene. »Natürlich werde ich Ihr Anliegen mit Herrn Grosse persönlich durchsprechen, aber große Hoffnungen kann ich Ihnen nicht machen.« Er öffnete eine dicke, leicht zerfledderte Kladde und begann darin zu blättern. Als er die richtige Seite gefunden hatte, fuhr er mit dem Zeigefinger von oben nach unten.
    Unwillkürlich verfolgten Wandas Augen jede seiner Bewegungen, als hinge ihr Leben davon ab.
    Â»Herr Gründler will der Genossenschaft auf alle Fälle den Vorzug geben, wenn wir nur das Geld zusammenbekommen! Wenn es eine Hilfe wäre, könnte ich Herrn Gründler bitten, Ihnen dies nochmals persönlich zu bestätigen …«
    David Wagner nickte gedankenverloren, dann klappte er seine Kladde zu.
    Â»Kommen Sie morgen nachmittag um drei Uhr wieder. Bis dahin kann ich Ihnen bezüglich Ihres Kreditwunsches Näheres sagen und –«
    Â»Teufel auch! Jetzt weiß ich’s endlich!« platzte Gustav heraus. »Du bist der Wagner-David! Der Sohn vom Wagner-Wirt aus Steinach!«
    Â»Genau!« rief nun auch Martin Ehrenpreis. »Mir ist der Junge auch gleich so bekannt vorgekommen! Das waren noch Zeiten, als wir nach jedem Gang nach Sonneberg inSteinach bei deinem Vater in der Wirtschaft landeten!« Er lachte so heftig, daß sein fetter Wanst bebte. »Wer nichts wird, wird Wirt, heißt es doch! Und jetzt sitzt der Sohn vom Wirt in der feinsten Bank Sonnebergs! Wer hätte das gedacht …«
    Wanda glaubte, vor Scham im nächsten Moment tot umzufallen.
    Â»Martin, Gustav!« zischte sie. »Das gehört doch nun wirklich nicht hierher.« Sie lächelte David entschuldigend an. Das Feuer in seinen Augen war erloschen, zurückgeblieben war kalte Glut.
    Â»So ein kleiner Bub war er!« sagte Martin Ehrenpreis zu Wanda, als habe er nichts gehört. »So klein!« wiederholte er, seine Hand auf Bauchhöhe haltend. »Ist immer zwischen den Wirtshaustischen herumgesprungen und hat Bierreste erbettelt. Und sein Vater, der Wagner-Wirt, ist in der ganzen Gegend wie ein bunter Hund dafür bekannt, daß er –«
    Wanda, die keinesfalls hören wollte, wofür Davids Vater bekannt war, räusperte sich so heftig, daß ein Hustenanfall die Folge war. Wenigstens reichte er aus, Martin in seiner Rede zu unterbrechen.
    Hastig schnappte Wanda ihre

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