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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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als Magister gehandelt: er hatte bei einem Repetenten Gereiztheit und Mangel an Haltung bemerkt und hatte erzieherisch darauf reagiert, ohne einen Moment diesen Repetenten als Person anzusehen und zu sich selbst in Beziehung zu bringen. Als ihn, um Monate später, der Freund an diese Szene erinnerte und ihm versicherte, wie sehr er ihn durch dies Zeichen des Wohlwollens erfreut und getröstet habe, schwieg Josef Knecht, der die Sache völlig vergessen hatte, und ließ den Irrtum auf sich beruhen.
    Schließlich war das Ziel erreicht und der Kampf gewonnen, es war eine große Arbeit gewesen, mit dieser Elite fertig zu werden, sie müde zu exerzieren, die Strebsamen zu zähmen, die Unentschiedenen für sich zu gewinnen, den Hochmütigen zu imponieren; aber nun war die Arbeit geleistet, die
    Kandidatenschaft des Spielerdorfes hatte ihren Meister anerkannt und sich ihm ergeben, plötzlich ging alles leicht, als habe es nur an einem Tropfen öl gefehlt. Der Einpauker stellte mit Knecht ein letztes Arbeitsprogramm zusammen, sprach ihm die Anerkennung der Behörde aus und verschwand, der
    Meditationsmeister Alexander ebenso. An Stelle der Massage am Morgen trat wieder der Spaziergang, an etwas wie Studium oder auch nur Lektüre war zwar vorläufig noch nicht zu denken, doch wurde am Abend vor Schlafengehen an manchen Tagen schon wieder ein wenig musiziert. Bei ,seinem nächsten Erscheinen in der Behörde spürte Knecht deutlich, ohne daß es mit Worten berührt worden wäre, daß er jetzt unter seinen
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    Kollegen als bewährt und ebenbürtig gelte. Nach der Glut und Hingabe des Kampfes um seine Bewährung überkam ihn nun ein Erwachen, eine Erkühlung und Ernüchterung, er sah sich im Innersten Kastaliens, sah sich im obersten Rang der Hierarchie und nahm mit wunderlicher Nüchternheit, beinah Enttäuschung wahr, daß auch diese sehr dünne Luft sich atmen lasse, daß aber freilich er, der sie nun atmete, als kenne er keine andre, durchaus gewandelt sei. Es war die Frucht dieser harten Prüfungszeit, die ihn ausgeglüht hatte, wie kein anderer Dienst, keine andere Anstrengung es bisher getan hatte.
    Die Anerkennung des Regenten durch die Elite fand diesmal in einer besonderen Geste ihren Ausdruck. Als Knecht das Aufhören der Widerstände, das Vertrauen und Einverständnis der Repetentenschaft spürte und das Schwerste geleistet wußte, war der Augenblick für ihn gekommen, sich einen »Schatten«
    zu wählen, und in der Tat war er eines solchen und einer Entlastung niemals bedürftiger als in jenem Moment nach gewonnenem Sieg, wo die beinah übermenschliche Kraftprobe ihn plötzlich in eine relative Freiheit entließ; schon mancher war gerade an dieser Stelle des Weges umgesunken. Knecht nun verzichtete auf das ihm zustehende Recht der Wahl unter den Kandidaten und bat die Repetentenschaft, ihm einen »Schatten«
    nach ihrer eigenen Wahl zur Verfügung zu stellen. Noch unter dem Eindruck von Bertrams Schicksal stehend, nahm die Elite dieses Entgegenkommen doppelt ernst, traf nach mehreren Sitzungen und geheimen Befragungen ihre Wahl und stellte dem Magister einen ihrer besten Männer als Stellvertreter vor, der bis zu Knechts Ernennung für einen der aussichtsvollsten Kandidaten für die Meisterwürde gegolten hatte.
    Wohl war das Härteste nun überstanden, es gab wieder Spaziergang und Musik, mit der Zeit würde auch wieder an Lektüre zu denken erlaubt sein, würde die Freundschaft mit Tegularius, je und je ein Briefaustausch mit Ferromonte möglich sein, es würde zuweilen einen freien Halbtag, etwa auch einmal
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    einen kleinen Reiseurlaub geben.
    Allein diese Annehmlichkeiten alle würden einem andern zugute kommen, nicht dem bisherigen Josef, der sich für einen beflissenen Glasperlenspieler und einen leidlich guten Kastalier gehalten hatte und doch so ohne Ahnung vom Innersten der kastalischen Ordnung gewesen war, der so harmlos
    eigensüchtig, so kindlich spielerisch, so unvorstellbar privat und verantwortungsfrei gelebt hatte. Einmal fielen die spöttisch mahnenden Worte ihm ein, die er einst von Meister Thomas sich hatte sagen lassen müssen, nachdem er den Wunsch hatte laut werden lassen, noch eine Weile dem freien Studium leben zu dürfen: »Eine Weilewie lang ist das? Du sprichst noch die Studentensprache, Josef.« Das war vor wenigen Jahren gewesen; mit Bewunderung und tiefer Ehrfurcht hatte er ihn angehört, und auch mit einem ganz leisen Grauen vor der unpersönlichen Vollkommenheit und Zucht

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