Das Glueck Beginnt in Dir
Mystagogie, den Menschen, der sich heute nach spiritueller Erfahrung sehnt, in die Erfahrung des unaussprechlichen Gottes einzuweisen und ihm so zu seiner wahren Würde zu verhelfen. Denn der Mensch wird erst Mensch, wenn göttliches Leben in ihm strömt. Die Begegnung mit diesem Geheimnis führt zum Geheimnis des eigenen Lebens.
21. OKTOBER :
Unerfüllte Sehnsucht
Ohne Sehnsucht gibt es keine Religion, gibt es keinen Glauben, keine Spiritualität. Dorothee Sölle hat dies einmal so formuliert: «Da der umfassende Sinn des Lebens nicht sichtbar oder feststellbar ist (es sei denn für tränenlose Augen), entsteht das religiöse Bedürfnis immer wieder am Mangel, am Fehlen von Vergewisserung; Zweifel und unerfüllte Sehnsucht begleiten die religiöse Erfahrung. Dieser Schmerz kann nur um den Preis der Religiosität selbst vermieden werden.» Für die Theologin gehört die unerfüllte Sehnsucht also wesentlich zur Religiosität: In der Religion binde ich mich an etwas, was ich nicht zu fassen vermag, was mich über mein Erkennen hinausführt in eine Welt jenseits des Sichtbaren und Begreifbaren.
22. OKTOBER :
Da schmeckt das Leben
Lust am Leben, das kann heißen, dass ich ganz im Augenblick bin, dass ich durch einen herbstlichen Wald wandere und mit allen Sinnen wahrnehme, was sich mir da anbietet. Ich schaue dem Spiel des Lichtes zu, wie die Sonne durch den Laubwald hindurchscheint und die grünen und bunten Blätter in farbigem Licht aufleuchten lässt. Ich lasse die milden Sonnenstrahlen in meine Haut dringen. Ich rieche den Geruch des Waldes, der alle Augenblicke wechselt. Da habe ich Lust am Leben, da koste ich den Geschmack des Lebens.
23. OKTOBER :
Ich selbst sein
Selbstvertrauen zu gewinnen ist für viele Menschen eine ganz schwierige Aufgabe. Es gibt in der Bibel dazu eine Geschichte, die in diesem Zusammenhang hilfreich ist. Christus sagt nach seiner Auferstehung zu den Jüngern, die auf sein Eintreten in ihren Kreis mit Angst reagierten: «Ich bin es selbst» (Lukas 24,39). Das hat eine tiefere Bedeutung. Denn das griechische Wort für «selbst» ist für die stoische Philosophie das innere Heiligtum des Menschen, der innere Kern, das wahre Selbst. In der Auferstehung ist Jesus zu seinem wahren Selbst geworden.
Menschen, die Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben, rate ich, folgendes Ritual zu üben: Sie sagen sich immer wieder vor: «Ich bin ich selbst.» Sie werden spüren, dass Sie oft nicht Sie selber sind. Wenn Sie in einen Raum kommen, passen Sie sich an, damit Sie dort angenommen werden. Wenn Sie in einem Gespräch sind, geben Sie sich so, dass die anderen mit Ihnen zufrieden sind. Sie richten sich nach deren Erwartungen. Nehmen Sie es sich ganz konkret vor, sich tagsüber immer wieder einmal vorzusagen: «Ich bin ich selbst.» Sagen Sie sich diesen Satz, wenn morgens der Wecker schellt. Dann werden Sie nicht von den Terminen bestimmt, die an diesem Tag auf Sie warten. Sie werden innerlich frei aufstehen.
24. OKTOBER :
Häutungen
Der Mystiker Johannes Tauler hat für das Phänomen der geistigen und geistlichen Entwicklung ein schönes Bild gefunden. Er verwendet das Bild von der Schlange, die ihre Haut abstreift. Sie häutet sich, damit eine neue Haut wachsen kann. Sie sucht zwei eng zusammenliegende Steine und schlängelt sich durch diese Enge hindurch. Auf diese Weise kann sie die alte Haut abstreifen. So müssen auch wir in unserem Leben durch manchen Engpass hindurch. Dann verwandelt sich unser Leben wirklich. Dann werden wir innerlich erneuert.
25. OKTOBER :
Mit der Sehnsucht in Berührung
Für Jesus ist das Gebet der Weg, mit unserer Seele in Berührung zu kommen und sie zu stärken gegenüber den Kräften und Mächten dieser Welt. Jesus spricht vom unablässigen Gebet. Wer im Gebet ist, der ist auch mit seiner Seele in Kontakt. Der spirituelle Weg ist der Weg der Seele. Für Augustinus heißt beten: mit der Sehnsucht der Seele in Berührung kommen. Wenn ich bete, spüre ich, dass ich nicht aufgehe im äußeren Tun, in Erfolg und Misserfolg, in gelungenen und misslingenden Beziehungen. In mir ist eine andere Welt, die göttliche Welt, in der meine Seele zu Hause ist. Dort blüht meine Seele auf. Und niemand kann sie mehr beschneiden und beschränken.
26. OKTOBER :
Weg zur eigenen Wahrheit
Gebet hat nicht nur heilende Kraft hat, wie es heute viele wissenschaftliche Forschungen belegen, sondern im Gebet kommen wir auch mit der eigenen Wahrheit in Berührung. Jesus ist in seiner
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