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Das Glück der Familie Rougon - 1

Das Glück der Familie Rougon - 1

Titel: Das Glück der Familie Rougon - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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genannt haben soll. Sind Sie sicher, daß die Beleidigung auf Sie gemünzt war?«
    Granoux stutzte. Schließlich gab er zu, daß Antoine auch gemurmelt haben könne: »Du gehst also immer noch zu diesem alten Spitzbuben!«
    Herr de Carnavant strich sich übers Kinn, um das Lächeln zu verbergen, das ihm wider Willen auf die Lippen kam.
    Daraufhin sagte Rougon mit schönster Gelassenheit:
    »Ich habe mir gleich gedacht, daß ich selber mit dem alten Spitzbuben gemeint war, und bin froh, das Mißverständnis auf diese Weise aufgeklärt zu sehen. Ich bitte Sie, meine Herren, gehen Sie dem Menschen, von dem hier die Rede ist, künftig aus dem Wege. Ich habe mich offiziell von ihm losgesagt.«
    Félicité jedoch ließen die Dinge nicht so kalt. Nach jedem ärgerlichen Aufritt, den Macquart verursachte, wurde sie fast krank; ganze Nächte lang fragte sie sich, was diese Herren nur davon denken mochten.
    Wenige Monate vor dem Staatsstreich erhielten die Rougons einen anonymen Brief, drei Seiten voll gemeinster Beleidigungen, darunter die Drohung, daß, sollte jemals ihre Partei siegen, eine Zeitung die ganze Skandalgeschichte der verflossenen Liebschaften Adélaïdes veröffentlichen würde sowie den Diebstahl, dessen Pierre sich schuldig gemacht habe, als er seine durch ihre Ausschweifungen blödsinnig gewordene Mutter zur Unterzeichnung einer Empfangsbestätigung über fünfzigtausend Francs veranlaßte. Dieser Brief war sogar für Rougon ein Keulenschlag. Félicité konnte sich nicht enthalten, ihrem Mann seine schandbare, schmutzige Familie vorzuwerfen, denn die Ehegatten zweifelten nicht einen Augenblick daran, daß dieser Brief das Werk Antoines war.
    »Unter allen Umständen müssen wir diesen Halunken loswerden«, sagte Pierre finster. »Er bringt uns zu sehr in Ungelegenheiten.«
    Indessen hatte Macquart seine alte Taktik wieder aufgenommen und suchte innerhalb der Familie Rougon selbst nach Spießgesellen. Zunächst hatte er auf Aristide gerechnet, als er dessen wilde Artikel im »Indépendant« las. Aber der junge Mann war, wenn auch durch seinen Neid geblendet, keineswegs dumm genug, um mit einem Menschen wie seinem Onkel gemeinsame Sache zu machen. Er nahm sich nicht einmal die Mühe, sich gut mit ihm zu stellen, und hielt ihn stets in einiger Entfernung, weshalb er von Antoine als verdächtig behandelt wurde. In den Schenken, wo dieser das große Wort führte, ging man so weit, den Journalisten einen Spitzel zu nennen. Da Macquart hier eine Niederlage erlitten hatte, blieb ihm nur noch übrig, es mit den Kindern seiner Schwester Ursule zu versuchen.
    Ursule war im Jahre 1839 gestorben und hatte so die düstere Prophezeiung ihres Bruders wahr gemacht. Die Nervenkrankheit ihrer Mutter war bei ihr in Form einer schleichenden Lungenschwindsucht aufgetaucht, die sie nach und nach auszehrte. Sie hinterließ drei Kinder: eine achtzehnjährige Tochter, Hélène, die mit einem kleinen Beamten verheiratet war, und zwei Söhne. Der Älteste, François, war ein junger Mann von dreiundzwanzig Jahren und der Jüngste ein armer kleiner, kaum sechsjähriger Knirps, der Silvère hieß. Der Tod seiner Frau traf Mouret, der sie sehr geliebt hatte, wie ein Blitzschlag. Er schleppte sich noch ein Jahr lang so dahin, kümmerte sich nicht mehr um seine Angelegenheiten, verlor sein erspartes Geld. Dann fand man ihn eines Morgens erhängt in der Kammer, in der noch die Kleider Ursules am Ständer hingen. Sein ältester Sohn, dem er eine gute kaufmännische Ausbildung hatte zuteil werden lassen, trat als Gehilfe bei seinem Onkel Rougon ein und ersetzte dort Aristide, der soeben das Haus verlassen hatte.
    Trotz seines tiefen Hasses gegen die Macquarts nahm Rougon diesen Neffen, den er als arbeitsam und mäßig kannte, recht gern in sein Haus. Er brauchte dringend eine willige Arbeitskraft, die ihm half, sein Geschäft wieder in die Höhe zu bringen. Außerdem hatte er, solange es den Mourets wirtschaftlich gut ging, eine große Achtung vor diesem Ehepaar empfunden, das Geld verdiente, und hatte sich sofort mit seiner Schwester ausgesöhnt. Vielleicht dachte er auch, als er François einstellte, ihm dadurch einen Ausgleich zu bieten; er hatte die Mutter bestohlen, und jetzt ersparte er sich alle Gewissensbisse, indem er dem Sohn Arbeit verschaffte. Spitzbuben pflegen solche ehrbaren Berechnungen anzustellen. Es wurde eine gute Sache für Rougon. Er fand in seinem Neffen die Hilfe, die er suchte. Wenn damals das Haus Rougon nicht auf

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