Das Glueck einer einzigen Nacht
von dem Mann, der sich niemals für sie entscheiden würde?
Vor vielen Jahren hatte das Schicksal ihr Jess geschenkt. Er war älter und erfahrener als sie und hatte nicht mehr von ihr verlangt, als sie ihm hatte geben können. Aber Wunder wie Jess passierten selten. Im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Mann, glich Jim mehr dem romantischen Edward. Der Kreis schien sich geschlossen zu haben. Wieder einmal mußte sie die Hoffnungen eines empfindsamen Freundes zerstören. Warum geriet sie nur immer an Männer, deren Liebe sie nicht erwidern konnte?
Aber warum konnte sie es nicht? Warum versagte sie sich die Erfüllung, die sie erst richtig zur Frau machen würde? Wollte sie sich für einen Mann bewahren, den es nur in ihren Erinnerungen gab? Wann würde sie endlich ihre unstillbare Sehnsucht begraben können?
Ohne daß es Barbara bewußt war, wanderte sie genau dorthin, wohin es sie am meisten zog. Zu Marvin Farretts Haus. Als sie an den Ställen vorbeikam, sah sie durch die Türritze einen Lichtstrahl schimmern. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie geradewegs auf die Stalltür zuging, warum sie nicht stehenblieb und umkehrte. Irgendeine Kraft trieb sie vorwärts.
Sie öffnete die Tür und trat in den Stall. Benommen starrte Marvin sie an. Mit einer Flasche Apfelwein hatte er es sich auf einem Stapel Heu gemütlich gemacht. Als sich ihre Blicke trafen, schien der Raum plötzlich vor Spannung zu flimmern.
„Warum bist du gekommen, Barbara? Hat der gute Doc dich enttäuscht?“ Marvin war leicht angetrunken, und entsprechend derb fiel seine Sprechweise aus.
Unbehaglich trat Barbara von einem Fuß auf den anderen. „Bitte, sei nicht so grob zu mir, Marvin. Ich kann das heute abend nicht verkraften.“
„Tut mir leid, aber du darfst mich im Moment nicht ganz ernst nehmen. Willst du auch einen Schluck?“ Ihr Kopfschütteln beantwortete er nur mit einem gleichmütigen Lächeln und prostete ihr zu. „Ich nehme an, du weißt, daß er in dich verliebt ist. Das kann ja selbst ein Blinder sehen. Aber wahrscheinlich erstaunt dich das nicht einmal. Du mußt ja inzwischen daran gewöhnt sein, daß die Männer sich deinetwegen lächerlich machen.“
Barbara fürchtete seinen Sarkasmus, wollte nicht schon wieder von ihm verletzt werden. Stumm wandte sie sich zum Gehen. Doch in diesem Moment sprang Marvin auf, schlug die Tür zu und drängte Barbara dagegen. Ängstlich schaute sie zu ihm auf.
„Ich frage dich noch einmal, Barbara“, wiederholte er beharrlich. „Warum bist du gekommen?“
Unsicher senkte sie den Blick. „Ich war so unruhig. Da bin ich noch ein wenig spazierengegangen. Und dann sah ich Licht…“
„Nein, Barbara“, flüsterte er und zog sie sanft am Haar, damit sie wieder zu ihm aufschauen mußte. „Du bist spazierengegangen, weil deine Erinnerungen dir keine Ruhe ließen. Du wolltest mit mir Zusammensein.“ Zärtlich spielten seine Finger in ihrem Haar.
Ihre Haut fing unter seiner zärtlichen Berührung an zu prickeln. „Bitte, Marvin, laß das. Ich bin dieses Spielchen leid. Ich möchte niemandem weh tun, aber ich lasse mich auch von niemandem mehr verletzen“, sagte sie traurig.
Behutsam legte er ihr die Hände auf die Schultern, zog sie eng an sich. „Ich habe genauso große Angst wie du, Barbara. Was glaubst du, warum ich hier meine trübsinnigen Gedanken in Alkohol ertränkt habe?“ Seine Hände strichen liebevoll über ihren Rücken. „Wir wissen beide, warum du gekommen bist. Du wolltest es.
Und ich habe dich gerufen.“ Marvin drängte sich an sie und bedeckte ihren Mund mit verführerischen kleinen Küssen. „Mein Gott! Wie sehr habe ich mich nach dir gesehnt“, bekannte er mit rauher Stimme. „Dieser Augenblick mag uns beiden später weh tun, aber was haben wir zu verlieren? Können wir es nicht darauf ankommen lassen?“
Barbaras Antwort war ein leidenschaftlicher Kuß. War nicht dieser eine Moment des Glücks Entschädigung für all die einsamen Stunden? Marvin stöhnte auf, als ihre Lippen auf seine Zärtlichkeiten antworteten. Noch enger drückte er sie an seinen harten Körper. All ihre Träume in den vielen einsamen Stunden wurden wahr, die Leidenschaft riß sie beide mit sich. Als Marvin ihren Mund freigab, um mit der Zungenspitze ihren schlanken Hals zu liebkosen, seufzte Barbara tief auf.
„Sag mir, daß du mich ebenso begehrst wie ich dich“, flüsterte sie.
„Habe ich dir das nicht schon gesagt?“
„Bitte, Marvin. Es ist wichtig für mich“, bat sie
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