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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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gerade noch gesehen, wohin Marvin davongestürmt war und entschied sich für die entgegengesetzte Richtung. „Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden ihn finden“, beruhigte er Grandma, bevor auch er von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    „Ich feure einen Schuß ab, wenn Danny gefunden wurde!“ rief Grandma ihm nach und verkroch sich tiefer in ihr Schultertuch. Angestrengt spähte sie in die Dunkelheit.
    Marvin bewegte sich in dem dichten Unterholz gewandt wie eine Raubkatze. Da der Strahl seiner Taschenlampe ihm nur eine sehr begrenzte Sicht gestattete, verließ er sich ganz auf sein Gehör. Ab und zu blieb er stehen, rief Dannys Namen oder versuchte sich die Richtung einzuprägen, in die er ging. Er war etwa eine Meile gelaufen, als er ganz plötzlich in der Nähe ein schwaches Wimmern hörte.
    „Danny?“ sagte er laut und leuchtete mit seiner Taschenlampe die Dunkelheit ab.
    „Marvin?“ rief ein zitterndes Stimmchen.
    Der Strahl seiner Taschenlampe leuchtete auf Dannys verängstigtes Gesicht.
    Marvin wollte auf ihn zustürzen, doch ihn hielt das Entsetzen in den Augen des Jungen zurück. Und dann hörte er es – ein drohendes Klappern.
    Langsam richtete er den Lichtstrahl etwas tiefer, auf die nassen, verdreckten Turnschuhe des Jungen. Nur wenige Zentimeter von diesen Schuhen entfernt lag aufgerollt eine Klapperschlange, die ein gereiztes, drohendes Klappern von sich gab. Jetzt weiteten sich auch Marvins Augen vor Entsetzen.
    „Du darfst dich nicht bewegen, Danny“, flüsterte er. „Und auch nicht sprechen.
    Ich weiß, es ist schwer, aber du mußt mir vertrauen. Schau mich an und atme ganz gleichmäßig.“
    Langsam glitt die Schlange auf Danny zu. Vorsichtig bückte sich Marvin nach einer Astgabel, die zu seinen Füßen lag. Als die Schlange die Turnschuhe des Jungen erreicht hatte, umklammerte er den Ast mit beiden Händen. Und dann, im allerletzten Moment, fällte er eine Entscheidung.
    Würde er das Tier jetzt angreifen, geriet Danny nur in noch größere Gefahr. Denn die Chancen, daß er die Schlange sofort totschlug, bevor sie zubeißen konnte, standen schlecht. Es war die schwerste Entscheidung seines Lebens.
    „Schau mich an, Danny“, wiederholte er. „Du darfst jetzt nicht die geringste Bewegung machen.“
    Die Klapperschlange wand sich in wellenförmigen Bewegungen über Dannys Turnschuhe. Ihr lautes, erregtes Klappern erfüllte die nächtliche Stühle. Marvin hielt den Atem an. Mit den Augen zwang er* Danny zum Gehorsam. „Es ist gleich vorbei“, flüsterte er. „Bleib ganz still stehen.“ Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bevor die Schlange von Dannys Schuhen glitt und im Unterholz verschwand.
    Marvin breitete die Arme aus. „Und jetzt komm, mein Junge!“ sagte er mit brüchiger Stimme. Danny stürzte auf ihn zu und klammerte sich an ihn und fing bitterlich an zu schluchzen. Marvin drückte ihn fest an sich, strich ihm tröstend übers Haar. „Du bist sehr tapfer gewesen, Danny“, lobte er ihn.
    Die Arme um die Taille seines Retters geschlungen, legte Danny den Kopf zurück, schaute mit tränenüberströmtem Gesicht zu ihm auf. „Ich hatte solche Angst, Marvin. Und ich habe mein Glas mit den Leuchtkäfern verloren.“ Marvin drückte ihn an sich. „Komm, laß uns nach Hause gehen. Deine Mami macht sich furchtbare Sorgen um dich.“ Damit legte er dem Jungen die Hand auf die Schulter und führte ihn durch das Unterholz zurück. Zuerst kamen sie ganz gut voran, doch bald stolperte Danny immer langsamer hinter Marvin her.
    „Bist du müde?“ erkundigte sich Marvin.
    Danny nickte zögernd. Er schämte sich, daß er nicht mit seinem Helden Schritt halten konnte.
    Marvin blieb stehen und kauerte sich auf den Boden. „Komm her, ich nehme dich Huckepack“, forderte er Danny auf.
    „Ich bin doch viel zu groß“, gab Danny zu bedenken.
    „Ach was“, meinte Marvin und machte eine auffordernde Kopfbewegung. Und Danny ließ sich nicht lange bitte. Dankbar kletterte er auf Marvins Rücken. „Nur eines noch…“ sagte Marvin, während er sich aufrichtete. „Die Geschichte mit der Schlange behalten wir vorerst besser für uns. Deine Mutter kann im Moment nicht noch mehr Aufregung gebrauchen.“
    „Okay, Marvin. Wie du willst“, murmelte der Junge schläfrig. „Und vielen Dank“, fügte er seufzend hinzu, bevor ihm vor Müdigkeit die Augen zufielen.
    Er hörte Marvins Antwort nicht mehr, weil er längst in einen erschöpften Schlaf gefallen war. Marvin umfaßte seine kleinen

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