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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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ging Marvin ins Eßzimmer zurück, holte die Kaffeekanne und zwei Tassen. Dann folgte er Lloyd in die Bibliothek.
    „Nun schieß mal los, Lloyd“, forderte er seinen Besucher auf. „Du wurdest mir doch kaum in aller Herrgottsfrühe einen Besuch abstatten, wenn kein triftiger Grund vorläge.“ Er goß ihm eine Tasse Kaffee ein.
    „Danke“, murmelte Lloyd, trank einen Schluck und räusperte sich dann umständlich. „Also, Marvin, du weißt bestimmt, daß ich kein Schwarzmaler bin.
    Und ich bin auch nicht dumm. Mir ist auch nicht entgangen, daß es zwischen dir und Barbara nicht zum besten steht.“
    Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl herum, während er den Blick auf Edwards Porträt heftete, das an der Wand hing.
    Marvin tat so, als hätte er die Andeutung überhört. „Ja?“ fragte er interessiert.
    „Nun, ich war immer der Ansicht, daß du ein gerechter Mann bist und wahrscheinlich der einzige, der manchen Vorgängen in unserer Stadt Einhalt gebieten kannst.“ „Das kann ich nur, wenn du mir endlich erzählst, worum es geht.“
    „Es dreht sich um diesen Schuft, Mason Hershell. Er will es Barbara heimzahlen, daß sie ihn…“
    Lloyd errötete, nahm hastig einen Schluck Kaffee und schaute Marvin an. „Darf ich ehrlich mit dir sprechen, Marvin?“ erkundigte er sich.
    „Aber natürlich“, erwiderte Marvin gedehnt.
    „Nun, er trägt es ihr nach, daß sie ihn unter Druck gesetzt, blamiert hat, damals, als sie die Hypothek der FarrettBergwerke erwarb. Und jeder in der Stadt weiß das.“
    „Das ist ja gewöhnlich der Fall“, bemerkte Marvin trocken, der versuchte seinen Zorn zu unterdrücken.
    „Jedenfalls hat Hershell aus Rache ein paar schlimme Gerüchte verbreitet – zum Beispiel, daß Hayden Petroleum die FarrettBergwerke übernommen hat und die hiesigen Grubenarbeiter durch billige Gastarbeiter ersetzen wird. Er erzählt jedem, daß bald das halbe Dorf arbeitslos sein wird und daß wir schweren Zeiten entgegensehen.“
    Lloyd trank seinen Kaffee aus, stellte hart die Tasse auf den Schreibtisch. „Ich sage dir, Marvin, im Dorf ist Panik ausgebrochen.
    Die Leute sind außer sich. Und all ihre Wut richtet sich gegen Barbara.“ Marvin konnte zunächst gar nicht verstehen, daß in der einen Woche, die er nicht in seinem Büro war, solch ein Durcheinander hatte passieren können. Dabei vergaß er ganz, daß er strikte Anweisung gegeben hatte, ihn auf keinen Fall zu Hause zu stören. Schweigend hörte er sich an, was Lloyd sonst noch zu berichten hatte.
    „Wie ich schon sagte, Marvin, ich weiß, du hast keinen Grund, Barbara einen Gefallen zu tun. Aber dieses bösartige Geschwätz hat sie nicht verdient. Dieser schmierige Hershell will sie reinlegen: Ich habe schon oft mit ansehen müssen, wie die Leute Barbara bitteres Unrecht taten. Aber diesmal bin ich nicht bereit, den Mund zu halten. Wenigstens soviel bin ich ihr schuldig.“
    „Warum?“
    „Warum?“ wiederholte Lloyd verständnislos.
    „Warum hast du das Gefühl, ihr etwas schuldig zu sein?“
    „Weil ich nicht jemanden verletzen will, der mir nie etwas getan hat. Barbara ist ein guter Mensch. Als wir jung waren, haben wir es nicht für nötig gehalten, sie zu schützen, den bösartigen Gerüchten entgegenzutreten. Obwohl wir alle genau wußten, daß sie erlogen waren…
    Aber heute ist das anders. Die Wunden, die wir uns zufügen, werden immer tiefer. Ich habe nicht übertrieben, Marvin. Die Stimmung im Ort ist gefährlich.
    Für heute abend ist eine außerordentliche Versammlung einberufen worden. Um ehrlich zu sein, ich mache mir Sorgen um Barbara und den Jungen. Diese Geschichte könnte leicht zu einer Hexenjagd werden. Wenn die Leute dermaßen aufgewiegelt sind, suchen sie sich einen Sündenbock. Ich möchte nicht, daß Barbara das wird.“
    „Glaubst du wirklich, es ist so schlimm?“ Hart umklammerte Marvin seine Kaffeetasse.
    „Ja, das glaube ich.“ Lloyd stand auf und drehte nervös seinen Hut zwischen den Fingern. „Und da es sich um dein Bergwerk und in gewissem Sinne auch um deine Stadt handelt, dachte ich, du solltest Bescheid wissen.“
    „Ich bin dir sehr dankbar, daß du gekommen bist, Lloyd“, erklärte Marvin und streckte ihm die Hand hin.
    Lloyd zögerte. Er war sich nicht sicher, ob Marvin mit dieser Geste die ganze Sache abtun oder ihm seine Unterstützung zusichern wollte. „Ich weiß, du bist auf Barbara nicht gut zu sprechen, Marvin. Aber soviel blinden Haß hat sie nicht verdient.“ Während er

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