Das Glück einer Sommernacht
Körper ausging, und atmete seinen Duft ein. Sie ahnte sogar, wie seine Brust sich bei jedem angespannten Atemzug hob und senkte. Seine Trostlosigkeit war so fühlbar, dass sie plötzlich gern den Arm ausgestreckt und ihn tröstend berührt hätte.
„Es tut mir sehr leid wegen heute Nachmittag“, sagte sie leise. „Ich hätte nicht hinter Ihrem Rücken herumschnüffeln dürfen.“
„Stimmt.“
Sie dachte an die Klatschartikel auf den Internetseiten und verstand ihn. Niemand verdiente es, dass man sein Leben vor den neugierigen Augen der ganzen Welt auseinandernahm. „Es tut mir auch leid wegen Ihrer Ehe.“
„Das ist lange her.“
„Trotzdem, Sie …“
„Ich möchte nicht darüber reden, Miss Albertelli. Die Ehe ist gescheitert. Das ist alles.“
Kelsey hörte eine Flut von unterdrückten Emotionen in seiner Stimme. Ärger, Frustration, Verletzung. Aber da sie sich schon auf sehr dünnes Eis hinausgewagt hatte, wechselte sie lieber das Thema. „Sie haben gesagt, der Generator steht im Keller?“
„Unten am Fuß der Stufen.“ Er schien ihr für den Themawechsel dankbar zu sein.
„Dürfte ich ihn vielleicht einschalten? Sie können ja in diesem Zimmer das Licht auslassen, aber ich würde den Weg hinauf in mein Zimmer gern ohne größere Zwischenfälle finden.“
Abgesehen davon, dass mit etwas mehr Licht dann auch das Intime ihrer Situation verschwinden würde! Wenn Alex Markoff sie nur erst wieder so unwillig wie üblich ansah, brach das den seltsamen Bann, unter dem sie sich an diesem Abend so zu ihm hingezogen fühlte, sicher sofort.
„Schlagen Sie sich durch.“
Im Finstern den Weg in die Küche zu finden war leichter gesagt als getan. In dem alten Haus gab es eine Unmenge Ecken, Vorsprünge und unerwartet auftauchende Stufen. Tagsüber machte dieses Verwinkelte den gemütlichen Charme von Nuttingwood aus, aber nachts in absoluter Dunkelheit wurde es zu einem Albtraum voller Stolperfallen. Das fehlte noch, dass sie irgendwo hinfiel und sich ebenfalls den Arm brach! Schlimmer noch, sie würde mit ihrem üblichen Glück dabei sicher gleich irgendein unersetzliches Familienerbstück zertrümmern.
Irgendwann erreichte sie die doppelte Schwingtür, die zur Küche führte. Gleichzeitig hörte sie Schritte hinter sich.
„Sie werden eine Taschenlampe brauchen“, sagte Alex Markoff und ging an ihr vorbei. Schweigend folgte Kelsey ihm und versuchte nicht mehr daran zu denken, wie sein Körper sie im Vorbeigehen gestreift hatte.
Er bewegte sich mit einer bewundernswerten Leichtigkeit in der finsteren Küche. Nirgends hörte Kelsey ihn anstoßen oder stolpern, ganz im Gegensatz zu ihr. Die Kellertür musste sich irgendwo rechts von ihr befinden. Vorsichtig trat sie in die Richtung, als sie hörte, wie ein Stuhl über den Boden gezogen wurde.
„Was tun Sie da?“
„Die Taschenlampe liegt oben hinten im Schrank. Mit dem Gips komme ich anders nicht dran.“
„Warten Sie, ich hole sie.“ Sie tastete sich in seine Richtung und nahm ihm den Stuhl aus der Hand. „Es ist stockfinster. Wenn Sie sich noch den anderen Arm brechen, bin ich noch bis Weihnachten hier.“
„Um Himmels willen, das wollen wir doch beide nicht! Dann klettern Sie bitte.“
Jetzt musste Kelsey unwillkürlich lachen. Wer hätte das gedacht? Alex Markoff hatte Humor! Auch wenn er sie nicht sehen konnte, lächelte sie ihm zu, während sie auf den Stuhl kletterte.
Im nächsten Augenblick legte sich eine warme, feste Hand an ihren Rücken.
„Ich stütze Sie“, sagte Markoff hinter ihr.
Sie schluckte. Er stützte sie! Warum fühlten sich ihre Knie jetzt trotzdem viel wackliger an als zuvor? Es war, als würde ihr plötzlich ein elektrischer Strom durch den Rücken laufen.
„Alles okay?“, hörte sie.
„Alles bestens“, gab sie etwas zittrig zurück. Die Dunkelheit war schuld! Sie machte alles intensiver und legte in eine simple Berührung oder in Markoffs tiefe Stimme etwas hinein, das da gar nicht war. Wenn es nur erst wieder Licht gibt, ist die Illusion vorbei.
Auf einmal ertönte ganz in der Nähe ein jämmerliches Maunzen.
„Was in Dreiteufelsnamen war das?“, fragte Markoff.
Das Maunzen ertönte wieder, und da dämmerte es Kelsey.
„Puddin’!“ Sie hatte sich noch gefragt, wo der Kater wohl Schutz vor dem Unwetter gefunden hatte. Das Tier musste gehört haben, wie sie mit dem Wagen zurückkam, und bettelte jetzt an der Küchentür um Einlass. Der arme kleine Kerl musste bis auf die Knochen durchgeweicht
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