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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wallace
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sein.
    „Wer ist Puddin’?“
    Sie sprang von dem Stuhl, eilte zur Tür, die in den Garten führte, öffnete, und im selben Moment schoss etwas Klitschnasses und Miauendes an ihr vorbei in die Küche. Da flammte eine Taschenlampe auf. Markoff musste sie sich in der Zwischenzeit aus dem Schrank geangelt haben. Er richtete den Lichtstrahl auf das tropfende orangefarbene Bündel, das unter dem Küchentisch zitterte.
    „Das ist Puddin’“, erklärte Kelsey.
    „Ein Kater“, stellte Markoff fest.
    Beinahe hätte sie darauf eine sehr sarkastische Bemerkung gemacht, aber sie beherrschte sich. „Ein sehr nasser Kater. Könnten Sie mir ein Küchenhandtuch geben?“
    „Wofür?“
    „Um ihn abzutrocknen, natürlich. Oder wäre es Ihnen lieber, er hinterlässt seine nassen Spuren überall?“
    Markoff seufzte, aber sie hörte, wie er zum Spülbecken ging. Dabei hielt er ununterbrochen den Schein seiner Lampe auf das tropfnasse Tier gerichtet.
    „Armer Kleiner, er zittert.“ Sie streckte die Hand aus und ließ den ängstlichen Kater daran schnuppern. „Alles wird gut“, beruhigte sie ihn. Zu Markoff gewandt erklärte sie: „Ich glaube, er lebt schon seit einer Weile in Ihrem Garten. Neulich morgens ist er auf der Terrasse erschienen und leistet mir seitdem immer Gesellschaft.“
    „Sie meinen, Sie haben ihn dazu ermutigt?“
    Oje, sie hatte gegen eine weitere Regel verstoßen! Sie nahm das Tuch, das Alex ihr über die Schulter gelegt hatte, und wickelte den streunenden Kater sanft hinein. Der protestierte kaum, ein Zeichen, wie nass und elend er sich fühlen musste. Im nächsten Augenblick ertönte auf einmal ein leises, tiefes Schnurren.
    „Sehen Sie, er fühlt sich schon viel wohler“, sagte sie erleichtert.
    „Wie schön für ihn“, brummte Markoff. „Was wollen Sie jetzt mit ihm machen?“
    Gute Frage. Sie hatte sich nur darum gesorgt, den Kater ins Trockene zu bringen. Viel weiter hatte sie noch nicht gedacht.
    „Wir können ihn nicht gut wieder vor die Tür setzen“, sagte sie.
    „Nein?“
    „Schauen Sie hinaus. Es schüttet wie aus Kübeln.“
    „Das wird er wohl gewohnt sein.“
    „Könnte er nicht diese eine Nacht hierbleiben? Er ist ein liebes Tier.“ Sie hob Puddin’ hoch. Sofort kuschelte der Kater sich an sie, auf der Suche nach Wärme und Zuwendung. „Sehen Sie?“
    Markoff richtete die Lampe auf sie. „Er gehört nicht hierher.“
    Diese Worte trafen einen empfindlichen Punkt in Kelsey. Wie oft hatte sie in ihrem Leben schon diesen abweisenden, gleichgültigen Tonfall gehört! „Wer sagt das?“, fragte sie herausfordernd.
    „Ich, der Hausherr.“
    Sie betrachtete Puddin’, der seine Vorderpfoten ausstreckte und die Auseinandersetzung um ihn völlig ignorierte. Frust und Ärger stiegen in ihr auf. Plötzlich ging es gar nicht mehr darum, eine Katze im Trockenen zu behalten. Es ging darum, erwünscht zu sein. Darum, dass man irgendwo auf der Welt von jemandem gewollt wurde. Dem Kater ging es wie ihr.
    „Ich werde ihn nicht bei diesem Wetter nach draußen jagen. Er wird noch krank“, erklärte sie fest.
    „Er ist ein Kater und kein Kind.“
    „Ja, und? Er hat trotzdem Gefühle. Haben Sie denn keine?“ Sie sah hoch und direkt in den hellen Strahl der Taschenlampe, den Alex Markoff auf sie gerichtet hatte. Geblendet blinzelte sie. „Sie werden die Welt doch wohl nicht so sehr hassen, dass Sie ein hilfloses Tier in diese Sintflut hinausjagen und dort ertrinken lassen?“
    Sie hörte, wie Markoff tief Luft holte. Zwar konnte sie seine Miene nicht sehen, aber sie stellte sich vor, wie er entnervt das Gesicht verzog. Mit ihrer letzten Bemerkung war sie vielleicht wirklich etwas zu weit gegangen.
    „Seien Sie froh, dass ich Sie nicht beide zum Schlafen hinaus in den Regen jage.“
    Womöglich meinte er das sogar ernst? Kelsey zog Puddin’ enger an sich.
    Markoff wandte sich ab und nahm das Licht mit. Während sie noch blinzelte, um sich wieder an das Dunkel zu gewöhnen, hörte sie, wie eine Tür aufging. Eine Sekunde lang fragte sie sich erschrocken, ob er seine Drohung etwa wahr machen wollte. Bis sie hörte, dass er die Treppe hinunter in den Keller stieg.
    „Aber morgen früh setzen Sie ihn hinaus“, brummte er noch über die Schulter. „Und sollte er zum Dank irgendeine Kleinigkeit vor meiner Tür hinterlassen, dann werden Sie es beseitigen.“
    Kelsey musste lächeln. Sie hatte gewonnen! Ein kleiner Sieg, aber dennoch. Vielleicht war Alex Markoff doch nicht ganz so

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