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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wallace
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einem derart elenden Zustand gesehen. Rochelle, ihre zweite Pflegemutter, hatte früher hin und wieder Migräneanfälle bekommen. Dann hatte sie jedes Mal alle Kinder für den Rest des Tages aus dem Haus geschickt, egal, was für Wetter draußen herrschte. Und selbst auf der Straße hatte sie ihnen noch jeden Lärm verboten.
    In ihren schlimmsten Stunden hatte Rochelle nie so elend ausgesehen wie Alex.
    Bei dem Gedanken an Rochelle fiel Kelsey etwas anderes ein. „Haben Sie irgendwelche Medikamente dagegen im Haus?“
    Alex brummte: „Oben. Im Bad.“ Er sprach immer noch mit zusammengebissenen Zähnen, als schmerzte jedes Wort.
    „Soll ich Ihnen nach oben helfen?“, bot sie an und fasste ihn am Ellbogen. „Dann können Sie …“
    „Nein!“, sagte er heftig und zuckte sofort zusammen. Seine Stimme wurde zum Flüstern. „Ich muss nur sitzen. Allein. Bitte gehen Sie.“
    Sie konnte ihn in dem Zustand doch nicht sich selbst überlassen! „Wo genau haben Sie Ihre Medikamente?“
    „Medizinschrank im Bad“
    „Bewegen Sie sich nicht. Ich bin gleich wieder da!“, rief sie.
    Sie hastete nach oben und betrat zum ersten Mal sein Schlafzimmer, das direkt neben ihrem lag. Alex’ Zimmer entsprach genau dem Bild, das sie sich vorher gemacht hatte: edel, dunkel, und unverkennbar von einem Mann bewohnt. Rotbraun, Dunkelbraun und Beige waren die vorherrschenden Farben. Eine Herbstlandschaft. An der Wand stand ein nobles, riesiges Bett, von Büchern und Papieren übersät.
    Sie ging in das dahinterliegende große, moderne Bad. Ein Hauch von Holz und Gewürznelken hing in der Luft und verriet ihr, dass Alex vor Kurzem noch hier gewesen war. Ein Plastikärmel, der wohl den Gips trocken halten sollte, baumelte an dem Duschkopf. Die Matte vor der Duschkabine war noch feucht. Plötzlich sah sie Alex unter der Dusche vor sich, verfolgte den Lauf des Wassers, das seinen Körper entlangströmte …
    Die Bilder trieben ihr die Röte ins Gesicht, und schnell verdrängte sie sie. Jetzt war nicht der Moment, sich sinnlosen, absurden Fantasien hinzugeben. Sie fand das Medikament im Medizinschrank, schnappte es, füllte ein Glas mit Wasser und lief wieder nach unten.
    Alex hatte sich nicht gerührt. Kelsey dachte schon fast, er sei eingeschlafen, da bewegte er sich ein wenig. „Vielleicht ist es schon zu spät für die Tabletten, um die Schmerzen ganz zu vertreiben. Aber es hilft bestimmt. Hier.“
    Er brummte leise, aber er nahm das Glas.
    Kelsey lächelte über ihren Sieg. „Wollen Sie sich nicht doch lieber hinlegen? Glauben Sie, Sie schaffen es bis zum Sofa?“
    „Ich habe zwar Kopfschmerzen, aber ich bin nicht gelähmt“, entgegnete er mit geschlossenen Augen.
    Immerhin hielt die Migräne ihn nicht von seiner üblichen Liebenswürdigkeit ab! Kelsey sah zu, wie er sich langsam aufrichtete. Vorsichtig und leicht gebückt bewegte er sich mühsam wie ein alter Mann durch das Zimmer.
    Am liebsten hätte sie ihm einen Arm um die Taille geschlungen und ihn gestützt. Sie hätte es vielleicht sogar getan, wenn sie nicht überzeugt gewesen wäre, dass Alex ihre Hilfe vehement abgewehrt hätte. So folgte sie ihm nur schweigend, während er sich auf dem Sofa ausstreckte.
    „Sind Sie sicher, dass Sie nicht in Ihr Zimmer hinaufwollen? Im Bett hätten Sie es bequemer“, versuchte sie es ein letztes Mal.
    „Zu viele Stufen“, murmelte er. „Hier ist es gut.“
    Das Sofa war mit Kissen vollgestopft und eigentlich zu klein für den großen Mann. Am Fußende hing ein Bein hinaus auf den Boden. Alex’ Gipsarm ruhte auf seiner Brust, und mit dem unversehrten Arm bedeckte er sich die Augen.
    Der hilflose Anblick traf Kelsey mitten ins Herz.
    „Sie können jetzt gehen“, sagte er.
    Ja, natürlich konnte sie. Aber sie ging nicht. Stattdessen trat sie näher und sah eine Gänsehaut auf seinem Arm. Obwohl die Nachmittagssonne durch die Fenster hereinschien und den Raum wärmte, fröstelte er.
    „Sie sind immer noch da“, sagte er leise.
    „Und Sie frieren“, gab sie zurück. „Möchten Sie eine Decke?“
    „Nein.“
    Was war der Mann bloß für ein Dickkopf! Wollte er hier einfach liegen und frieren? Ahnte er, wie kläglich er aussah? Sie hielt Ausschau nach etwas, womit sie ihn zudecken konnte. Es gab zwar ein Dutzend Kissen, aber keinen Überwurf weit und breit. Die Zusatzdecke in ihrem Zimmer oben fiel ihr ein, und sie rannte hinauf und holte sie. Sanft stopfte sie die Decke um ihn herum fest und achtete darauf, ihn nicht zu sehr

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