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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wallace
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gerührt und fühlte sich geschmeichelt. Jetzt und hier fühlte sie sich Alex Markoff so nah wie noch nie einem Menschen zuvor. Sie saßen beide in der Sonne auf diesem einsamen Felsen, und es war, als gehörten sie zusammen.
    „Wissen Sie schon, was Sie machen, wenn Sie wieder in New York sind? Wenn Ihr Job hier zu Ende ist?“
    Mit einem leisen Knall verpuffte ihr schönes Traumgebilde. Das gerade errichtete Luftschloss löste sich in nichts auf.
    „Ich denke nie so weit voraus“, antwortete sie achselzuckend und versuchte, den Kloß im Hals zu unterdrücken. „Pläne können sich so schnell ändern.“ Oder der Boden kann einem plötzlich unter den Füßen weggezogen werden. „Zeitarbeit gibt es immer. Ich werde etwas anderes finden, das mich interessiert.“
    „Einen anderen schwierigen Chef, für den es Sonderzulage gibt?“
    „Ich hoffe, bald schaffe ich es auch so.“ Als er sie fragend ansah, ergänzte sie: „Ich muss Schulden abzahlen.“
    „Darf ich fragen, warum?“
    Wieder überfiel Kelsey das unwiderstehliche Bedürfnis, ihm von ihren eigenen Sorgen zu erzählen. Vielleicht lag es an der friedlichen Umgebung. Oder es war noch ein Nachklang der Nähe, die sie vorhin zwischen ihnen gespürt hatte.
    „Meine Großmutter hat für einen Kredit meine Unterschrift gefälscht und ihn nie zurückgezahlt“, erzählte sie. „Und bevor Sie mich jetzt fragen: Nein, sie hatte keinen guten Grund dafür.“ Ihre Grandma hatte vermutlich nie in ihrem Leben so etwas wie moralische Skrupel gekannt.
    Kelsey machte eine abwehrende Handbewegung, als sie das Mitgefühl in Alex’ Augen sah. Sie hasste diesen Ausdruck. Ihr Leben lang war sie immer die bedauernswerte kleine Waise gewesen. Sie wollte nicht mehr so angeblickt werden, schon gar nicht von diesem Mann.
    „Sie war sowieso nie eine richtige Großmutter“, erklärte sie nüchtern. „Dieser Kreditbetrug war keine große Überraschung für mich, als ich dahintergekommen bin.“
    „Sie wissen, dass Sie gesetzlich nicht verpflichtet sind …“
    „Zu zahlen? Ich weiß, aber dann müsste ich sie wegen Betruges anzeigen.“
    „Und das möchten Sie nicht.“
    Sie lächelte ihm schief zu. „Auch wenn sie als Großmutter ziemlich versagt hat, ist sie meine einzige Angehörige. Außerdem sitzt sie schon hinter Gittern.“ Kelsey wandte den Blick ab, damit Alex die Beschämung in ihren Augen nicht sah. „Wegen Scheckfälschung.“
    Ein Fisch sprang sehr hoch aus dem Wasser, und ein Tropfenregen spritzte über ihre nackten Fußzehen. Kelsey hatte ihr Kinn auf die angezogenen Knie gelegt und rieb sich das nasse Bein. „Ich finde, sie ist schon gestraft genug. Mehr wollte ich ihr nicht zumuten. Sonst wäre ich mir wirklich schäbig vorgekommen.“
    Alex antwortete nicht.
    Hatte sie denn etwas anderes erwartet? Wie sollte er schon reagieren, wenn er von seiner Assistentin eine solche Geschichte vor den Latz geknallt bekam? Sicher bereute er schon, dass er gefragt hatte. Bei ihrem letzten Satz schien er sich langsam in sich zurückzuziehen.
    Sie hätte nie davon erzählen dürfen. Jedes Mal, wenn er sie jetzt ansah, würde er die arme kleine Kelsey sehen, die von ihrer Großmutter ausgenutzt und betrogen worden war. Was sieht er denn sonst in dir? Die Assistentin? Die Frau?
    „Das zeigt nur wieder, dass man eben niemandem trauen kann, stimmt’s?“, sagte sie abschließend. Dabei klang ihre Munterkeit ein bisschen übertrieben.
    „Ja, so ist es wohl.“ Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne, und seine Miene war ausdruckslos.
    Der Kloß in ihrem Hals war wieder da, größer als zuvor. „Jedenfalls habe ich dank Ihnen und Mr Lefkowitz’ Zulage bis Herbst den Großteil abbezahlt und kann diese unangenehme Geschichte demnächst vergessen.“
    In der darauffolgenden Stille griff sie nach ihren Schuhen und Strümpfen. Die Bewegung schien Alex wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen. Er sah auf.
    „Also ist mein … launisches Verhalten am Ende sogar zu etwas gut“, bemerkte er langsam.
    „Sieht so aus“, gab sie zurück und lächelte schief.
    Sie band sich die Schuhe zu, und sie standen beide auf. Wieder war Kelsey fasziniert davon, wie geschmeidig und mühelos Alex sich bewegte. Was für einen Anblick würde er wohl erst mit zwei gesunden Armen bieten!
    „Noch ein Monat mit dem Gips ist für Sie kaum ein Problem“, sagte sie und wies mit dem Kinn auf seinen Gipsarm. „Sie bewegen sich doch sehr gut.“
    „Bewegen geht. Aber manchmal würde ich meinen

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