DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 2: Edition Nancy Salchow (German Edition)
bereits im nächsten Moment enttäuscht. Keine fremde Frauenstimme. Keine Antwort auf seine Annonce.
Nur Frau Jäger.
"Simon, sind Sie das?"
"Ja, Frau Jäger. Gibt es irgendwelche Probleme?"
"Ich hoffe, ich störe nicht?"
"Nein, Frau Jäger. Was gibt es denn? Ist etwas mit dem Haus?"
"Ich habe ein Paket für sie entgegengenommen. Ein sehr großes. Und ich dachte, jetzt an Weihnachten ist es vielleicht etwas, auf das sie warten."
"Ein Paket?" Simon überlegte. "Ach, das wird sicher die jährliche Post meiner Großtante aus der Schweiz sein."
"Oh."
"Ich würde mich freuen, wenn Sie es bis zu meiner Rückkehr aufbewahren könnten."
"Aber natürlich, mein Junge. Wenn es so lange warten kann."
"Und wie verbringen Sie Weihnachten, Frau Jäger?"
"Ich habe mir eine Hühnerbrühe gekocht", antwortete sie. "Die werde ich bis übermorgen essen können. Genau das Richtige für kalte Wintertage. Und ich freue mich auf ein ganz besonders gutes Buch. Das liegt schon viel zu lange ungelesen in meinem Bücherregal."
Der Gedanke, diese gutherzige Frau allein mit einer Schüssel Brühe am Küchentisch zu wissen, bedrückte ihn. All die Monate hatte sie sich so rührend um sein Wohlergehen gekümmert, sein Haus bewacht und stets sein Wohl über ihr eigenes gestellt, während er nicht einmal daran gedacht hatte, ihr ein Weihnachtsgeschenk zu besorgen. Er schämte sich. Und mit der Scham meldete sich sein schlechtes Gewissen.
Sein Blick wanderte durch die offene Esszimmertür zum festlich geschmückten Weihnachtsbaum. Der Geruch von Zimt stieg ihm in die Nase. Fragend suchte er Maries Blick, die bereits zu ahnen schien, was er vorhatte.
"Kann ich Sie gleich zurückrufen, Frau Jäger?"
Kapitel 11
"Bei aller Liebe, Süße. Aber das, was du mit Detlef veranstaltet hast, geht echt zu weit."
"Was ich mit ihm veranstaltet habe? Umgekehrt wird vielleicht ein Schuh draus."
Nita schloss die Wohnungstür hinter Claudia.
"Aber er hat nichts mit alldem zu tun." Claudia zog ihren Mantel aus und legte ihn auf den Rattansessel neben der Tür.
"Und das glaubst du ihm?"
"Warum sollte ich es ihm nicht glauben? Er hat mich völlig aufgelöst angerufen. Wie ein Schwerverbrecher kommt er sich vor, ohne eine Ahnung zu haben, was in dich gefahren ist. Ich kenne Detlef mein ganzes Leben lang, Nita. Er würde so etwas nicht tun."
Nita wandte ihr den Rücken zu und verschwand im Wohnzimmer.
"Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass jemand anderes nach dir sucht?", fragte Claudia, während sie ihr folgte. "Dass tatsächlich ein gewisser Simon hinter dieser Annonce steckt und dass auch er es war, der im Buchladen und im Café nach dir gefragt hat?"
"Natürlich ist mir der Gedanke gekommen." Nita ließ sich auf einen Sessel fallen.
"Und?"
"Nichts und."
"Sehr gesprächig bist du heute aber nicht." Claudia setzte sich auf das Sofa.
"Ich habe einfach keine Lust mehr, darüber nachzudenken. Die Sache ist erledigt und gut."
"Weil du sie Detlef angehängt und deine ganze Wut an ihm ausgelassen hast."
Nita überlegte kurz. "Ja. Vielleicht hast du recht. Vielleicht hab ich überzogen reagiert, aber ich war einfach nur so ... so entsetzt über die Annonce. Dass er Patrick erwähnt hat." Ihre Stimme wurde ruhiger. "Es wurde mir einfach alles zu viel."
"Das verstehe ich. Aber es muss dir auch klar sein, dass du mit deinem Verhalten hin und wieder auch andere Menschen verletzt, Nita."
"Das wollte ich nicht." Inzwischen fühlte sie tatsächlich so etwas wie Reue in sich. Die Art und Weise, wie sie Detlef zusammengestaucht hatte, passte so gar nicht zu ihrem sonstigen Verhalten.
"Und was willst du jetzt tun?", fragte Claudia.
"Wie meinst du das?"
"Na ja, hast du nicht vor, der Sache auf den Grund zu gehen?"
Nita lehnte sich im Sessel zurück. "Was sollte das bringen?"
"Gewissheit. Und eine Antwort auf die Frage, wer hinter all dem steckt."
"Vielleicht möchte ich gar keine Antwort."
"Ja ja, schon klar. Das ist er dann wohl wieder. Der Startschuss zum altbewährten , Ich will einfach nur meine Ruhe? ." Claudia rollte mit den Augen.
"Was soll das nun wieder heißen?"
"Du weißt genau, was das heißt, Nita." Claudia sammelte sich, während sie Nita mit festem Blick fixierte. "Das ist deine Antwort auf alles. Deine Begründung auf jeden Vorschlag, den ich dir mache. Immer dasselbe Mantra, das du dir in vertrauter Ignoranz seit Monaten selbst einredest. Wie lange soll das noch so weitergehen? Wie lange willst du dich noch vor der Welt
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