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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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selben Moment wieder. Geschah das tatsächlich? Erreichte ihn die Antwort auf all seine Fragen der vergangenen Wochen wahrhaftig in diesem einen unerwarteten Moment? War sie das wirklich, die Begründung für die unerklärliche Bindung, die ihn zu dieser aufreibenden und doch aussichtslosen Suche getrieben hatte, die nun letztendlich direkt vor seinen Füßen zu enden schien? Lag sein Schicksal tatsächlich in einer so unscheinbaren, lapidar in den Raum geworfenen Äußerung?
    Die Gedanken schienen aus seinem Kopf hervorzubrechen.
    Das war unmöglich. Einfach unmöglich!

Kapitel 12
    Am liebsten wäre er in großen, schnellen Schritten den Weg zum See hinuntergegangen. Der Drang, sich möglichst zügig im eisigen Dezemberwind fortzubewegen, hätte vielleicht seine wirren Gedanken weggefegt. Oder zumindest Ordnung in sie gebracht. Stattdessen passte er sich der eher bedächtigen Geschwindigkeit von Frau Jäger an, die mit tief in den Manteltaschen vergrabenen Händen neben ihm herging.
    "Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie all die Zeit über gewusst haben, wer Nita ist, während ich überall nach ihr gesucht habe."
    "Aber wenn Sie doch wussten, dass sie ihren Mann beim selben Drama verloren hat wie Sie Ihre Frau, dann müssen Sie doch auch gewusst haben, dass sie ganz aus der Nähe kommt."
    "Das ist es ja gerade. Ich habe nicht gewusst, dass sie ebenfalls eine Angehörige des Amoklaufes war."
    Sie blieb stehen. "Das verstehe ich nicht."
    "Das zu erklären wäre auch sehr kompliziert", antwortete Simon. "Fakt ist einfach, dass ich nach Nita gesucht habe. Schon eine ganze Weile."
    "Deshalb die Annonce."
    Er nickte, während sie ihren Weg zum See fortsetzten. Die Gewissheit, dass die Antwort auf seine Fragen die ganze Zeit über nur eine Haustür entfernt gewohnt hatte, war noch immer nicht in vollem Umfang bei ihm angekommen.
    Sie blieb erneut stehen. "Es tut mir leid, dass ich das vor den Kindern gesagt habe. Ich meine, es war mir nicht klar, dass sie es nicht wissen. Ich wollte die Kleinen nicht erschrecken."
    "Marie wird es ihnen erklären."
    "Ich hoffe, es gibt deswegen keine Probleme."
    Unvermittelt legte er die Hände auf ihre Schultern. Sein Blick war durchdringend und flehend zugleich. "Sie müssen mir alles über Nita erzählen. Wo sie wohnt, wo sie arbeitet. Einfach alles."
    "Wo sie wohnt, weiß ich nicht", antwortete sie. "Das könnte ich sicher bei ihrer Mutter erfragen. Aber wo sie arbeitet, kann ich ihnen ganz genau sagen."
    "Tatsächlich?" Er hielt den Atem an.
    "Sie ist eine der Verkäuferinnen im Buchladen am Dierkower Damm", sagte sie. "Sie wissen schon, der Laden, in dem dieser alberne Plastikhund mit der Lesebrille auf der Nase im Schaufenster sitzt."
    Simon schüttelte den Kopf. "Nein, das kann nicht sein. In dem Laden bin ich bereits gewesen, und da sagte man mir, dass dort niemand mit dem Namen Nita angestellt sei."
    "Ich denke, sie wussten nicht, wo Nita arbeitet?"
    "Das stimmt ja auch, aber -"
    "Ich muss zugeben, ich bin verwirrt."
    "Sicher nicht halb so sehr wie ich, Frau Jäger." Er überlegte. "Ich verstehe nur nicht, warum man mir gesagt hat, dass sie dort nicht arbeitet. Sind Sie sicher, dass es der richtige Laden ist?"
    "Absolut sicher. Erst vor zwei Wochen habe ich dort einen Kalender gekauft. Und Nita hat kassiert."
    Er lehnte sich gegen den Stamm einer Eiche am Rande des Weges. Die kalte Winterluft drang in jede Pore, jede Faser seines Körpers, während sein Kopf zu brennen schien. All die Fragen, all die unerklärlichen Anhaltspunkte weigerten sich regelrecht, sich zu einem Sinn zusammenzufügen.
    "Es ist so lange her", sagte er leise. "Die Schüsse. Die schrecklichen sieben Minuten, von denen ich bis heute das Gefühl habe, sie miterlebt zu haben. All die Zeit über, in der ich versucht habe, es irgendwie zu verdrängen, war ich mir sicher, dass niemand auch nur im Ansatz verstehen könnte, was dieses Drama für einen Angehörigen bedeutet. Und jetzt?" Sein Atem wurde flacher. "Jetzt schickt mir das Schicksal eine Person, die dasselbe durchgemacht hat wie ich, nur um mir dann doch jeglichen Zugang zu ihr zu verwehren."
    Sie legte ihre nackte Hand um die Fingerkuppen, die aus seinem Handschuh ragten. "Es wird leichter werden, Simon. Glauben Sie mir. Der Schmerz. Die Erinnerungen. Und ich bin mir sicher, wenn Sie mit Nita reden, wird es Ihnen helfen, das alles besser zu verarbeiten."
    "Das ist es ja gerade." Er löste sich aus ihrem Griff. "Verstehen Sie denn nicht? Ich will ja

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