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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Schneiden der Ente helfen?" Er erhob sich von seinem Stuhl. "Oder hat Jan schon damit angefangen?"
    Sie war offensichtlich verwirrt. "Was ist los, Simon?"
    "Nichts ist los." Er ging auf die Tür zu. "Ich will nur nicht mehr darüber reden. Nicht über Dinge, die ich am Ende doch allein bewältigen muss."

    Die Unruhe der Kinder vom Vorabend hatte sich in leichte Lethargie verwandelt. Rhea und Timmy saßen geradezu artig vor ihren Tellern, während die Erwachsenen lautlos ihr Essen zu sich nahmen, hin und wieder durch eine Höflichkeitsfloskel unterbrochen. Ein Satz über den ausgebliebenen Schnee. Ansonsten Schweigen.
    Lediglich Frau Jäger konnte mit der allgemeinen Stille wenig anfangen.
    "Ihre Weihnachtsdekoration ist wirklich ganz entzückend", sagte sie, den Blick auf Marie gerichtet. "Das ganze Haus ist einfach hinreißend."
    "Vielen Dank", antwortete Marie.
    "Den Baum haben Timmy und ich mit Onkel Simon geschmückt", sagte Rhea zu Frau Jäger, die man ihr als Tante Judith vorgestellt hatte. Simon hatte lachen müssen, als Marie ein Tante vor den Namen schob. Auch ihre Eltern hatten ihnen, als sie klein waren, alle Freunde und Bekannte stets mit dem allgemeinen Zusatz Tante oder Onkel vorgestellt. Manche Dinge änderten sich scheinbar nie.
    "Das habt ihr ganz wunderbar gemacht", antwortete Frau Jäger.
    Rhea nickte stolz. Timmy zuckte desinteressiert mit den Schultern und zog mit einem Stück Fleisch Bahnen durch die Soße auf seinem Teller.
    "Hör auf, mit deinem Essen zu spielen", schimpfte Marie.
    "Ich esse doch!", brummte Timmy.
    "Das sehe ich!"
    Timmy rollte mit den Augen. Frau Jäger musterte ihn lächelnd.
    "Der Kleine erinnert mich an meinen Bruder Siegfried", sagte sie. "Der wollte auch nie essen, hat sich dann aber immer wie ein hungriger Löwe auf den Nachtisch gestürzt."
    "Ich bin nicht klein ", protestierte Timmy.
    "Oh, da hab ich mich versprochen", sagte sie. "Tut mir leid. Ich meinte natürlich, dass du mich vor allem deshalb an meinen Bruder erinnerst, weil der auch schon in deinem Alter genauso groß gewachsen war wie du. Und wenn ich mich nicht täusche ..." Sie berührte sein Kinn mit ihrem Zeigefinger. "Dann entdecke ich da doch tatsächlich schon erste Bartstoppeln, oder?"
    Allgemeines Lachen in der Runde.
    Simon saß an der Kopfseite des Tisches, gegenüber von Frau Jäger, Jan und Marie an der einen Seite, die Kinder an der anderen. Schweigend musterte er die Runde, und ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit überkam ihn. So sehr ihn die letzten Wochen auch aufgewühlt hatten, in diesem Moment war er dankbar für das friedliche Beisammensein. Keine schmerzenden Parallelen zur Vergangenheit. Keine altbekannten Rituale, die ihn an die Feste mit Emma erinnerten. Allein die Anwesenheit seiner Nachbarin machte das Ganze neu, ohne jedoch befremdlich zu sein.
    Aus dem Hintergrund erklang eine altbekannte Melodie. Simons Handy. Er sprang auf und eilte zur Kommode, erkannte aber schnell, dass es sich nur um einen Anruf von Rico handelte. Sicher hatte er ihn spontan zum Weihnachtsessen einladen wollen, in der Vermutung, er säße allein zu Haus.
    "Du willst da doch jetzt nicht rangehen, oder?" Marie schaute ihn mit demselben Blick an, mit dem sie noch wenige Augenblicke zuvor Timmy ermahnt hatte. "Wir sind mitten im Essen."
    "Nein." Simon wies den Anruf ab und legte das Handy auf die Kommode. "Das kann warten."
    Er setzte sich wieder und griff nach der Gabel neben seinem Teller.
    "Jemand wegen der Annonce?", fragte Marie.
    "Nein, nur Rico."
    "Oh, die Annonce." Frau Jäger mischte sich in das Gespräch. "Die habe ich auch gelesen und sofort Ihre Nummer erkannt."
    "Tatsächlich?" Simon schaute leicht verlegen zu ihr herüber.
    "Ich habe mich allerdings gewundert, warum Sie diesen Weg gewählt haben", sagte sie. "Wenn Sie Kontakt zu anderen Angehörigen der Opfer des Amoklaufs suchen, hätten Sie doch einfach nur Bescheid sagen müssen. Ich kenne Nita, besser gesagt ihre Eltern. Mit ihrer Mutter war ich jahrelang im Kleingartenverein."
    Simon legte die Gabel auf den Tisch. Der Raum schien sich um ihn zu drehen.
    Er spürte Maries ungläubigen Blick. Die irritierten Mienen der Kinder. Das leichte Raunen aus Jans Richtung, der scheinbar empört über die unüberlegte Äußerung der fremden Frau war, die nicht darüber nachgedacht hatte, dass die Kinder nichts über das schreckliche Drama, nichts über die Details von Emmas Tod wussten.
    Simon öffnete den Mund, um zu antworten, und schloss ihn im

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