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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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Gestalt einer Katze – und mich wieder hinlegte. Meine Füße wurden schön warm. Und schön naß. Die
     Bettflasche leckte, der Bettkatze lief, anatomisch unkorrekt, das Wasser zu den Ohren raus. Ich überzog das Bett neu, die
     Laken waren frisch, kalt und klamm, wer soll da einschlafen können. Also stand ich wieder auf und suchte meine Angora-Bettsocken,
     weich und wollig, das Paar zwanzig Euro, in wärmendem, sonnigem Gelb. Fand aber nur einen, und der war verfilzt, zu heiß gebadet,
     wie man so sagt. Paßte kaum über den großen Zeh.
    Blieb die elektrische Heizdecke. Ich hasse elektrische Heizdecken, wie alle Geräte und Apparate, die irgendwie mit Strom zu
     tun haben. Und alle |55| Apparate und Geräte, die irgendwie mit Strom zu tun haben, hassen mich. Gehen dauernd kaputt, funken, stinken, verschmoren
     oder geben den Geist sonst irgendwie auf, weshalb Konrad, der bisher gottlob noch nicht in Erscheinung getretene Besitzer
     des musikalischen Sessels, mir ernsthaft und dringend geraten hat, mich von solchen Geräten und Apparaten fernzuhalten, bloß
     keine neuen Glühbirnen in die Fassung zu schrauben, ich hätte wohl den bösen Blick, das spürten die gleich und platzten, ich
     möge lieber im Dunkeln sitzen und warten, bis er komme und es wieder Licht werde. Weshalb ich, nach Ausmalung aller denkbaren
     Schrecklichkeiten, die passieren konnten, die Heizdecke Heizdecke sein ließ und wieder ins inzwischen noch mehr erkaltete
     Bett kroch.
    Ich hatte eisige Träume, aus denen ich fröstelnd erwachte, mußte zweimal aufs Klo, weil Blase und Nieren auch froren, was
     übel ausgehen kann. Ich machte mir in der Küche einen sehr heißen, von innen wärmenden Ingwertee, an dem ich mir den Mund
     verbrannte. Betrachtete Schlumpel, die zusammengerollt in ihrem Körbchen schlief und ausgesprochen molligwarm aussah.
    Vielleicht merkt sie’s nicht, dachte ich, trug sie vorsichtig in mein Bett, legte sie aufs Fußende und kroch hinein.
    |56| Die Eiszapfen fingen an zu tauen, von meinen Füßen aus zog eine schöne gleichmäßige Wärme durch den ganzen Körper, auch meine
     Ohren wurden warm, meine Träume, ein warmes, tiefes, wunderbares Geräusch, das Geräusch einer schnurrenden Katze, untermalte
     sie musikalisch.

|57| Konrad
    Da stehen ja zwei Schüsselchen.« Schlumpel starrte vom Lautsprecher, auf dem sie es sich gemütlich gemacht hatte, herunter
     auf den Tisch. Der Lautsprecher ist nämlich so hoch, daß sie von dort oben alles sehen kann, und eine Katze muß immer den
     Überblick haben.
    »Eins für mich, eins für Konrad.«
    Meine Katze legte die Ohren flach an. »Ist das der mit dem Tabu-Sessel?«
    »Derselbe.«
    Schlumpel machte ein ausgesprochenes Anti-Konrad-Gesicht. Auch ihr Schwanz schien was gegen ihn zu haben. »Ich mag keine Konrads.«
    »Es kommt ja nur einer.«
    »Ich mag auch einen Konrad nicht.«
    »Aber das weißt du doch noch gar nicht. Konrad ist sehr, sehr   –«
    Schlumpels Schwanz war in wildem Aufruhr.
    »Sehr lieb ist er.«
    »Der verstellt sich bloß.«
    »Nein, der ist von Natur aus lieb.«
    |58| »Woher weißt du das?«
    »Das weiß ich, weil ich eines Tags mit dem Auto auf seine Stoßstange gefahren bin und er sich dafür bei mir entschuldigt hat.«
    »Blöder Name!«
    »Das ist kein blöder, sondern ein sehr schöner, traditionsreicher Name, der schon in der Weltliteratur vorkommt, und zwar
     im ›Struwwelpeter‹:
Konrad, sprach die Frau Mama, ich geh fort und du bleibst da.
«
    »Bleibt der lang da?«
    Ich zeigte auf unsere beiden Schüsselchen. »Erst mal zum Essen.«
    »Wir haben noch Kaninchenhäppchen.«
    »Konrad mag lieber Pfannkuchen, gefüllt mit geschmorten Pilzen.«
    »Und dann haut er wieder ab.«
    »Tut er nicht. Er bleibt.«
    »Warum?«
    »Dann spielen wir vielleicht Schach.«
    »Und dann haut er wieder ab.«
    »Tut er nicht. Er bleibt.«
    »Warum?«
    »Dann hören wir vielleicht ein bißchen Musik.«
    »Wo?«
    »Konrad in seinem musikalischen Sessel, ich in meinem Schaukelstuhl.«
    »Und dann haut er wieder ab.«
    |59| »Tut er nicht. Er bleibt.«
    »Warum?«
    »Dann essen wir vielleicht noch ein paar Mohrenküsse«, sagte ich. »Und jetzt reicht’s.«
    »Die Mohrenküsse? Wie viele frißt er denn?«
    »Die Ausfragerei reicht mir.«
    »Ich frag ja nicht. Aber man will doch wissen, was so ein Konrad in unserem Haus treibt.« Sie legte beleidigt den Kopf auf
     die Pfoten.
    »Ich bin sicher, du wirst ihm gefallen.«
    Schlumpels Ohren zuckten, kein Zeichen

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