Das Glück ist eine Katze
für besondere Freude. »Man mag nicht jedem Dahergelaufenen gefallen. Das wär ja noch
schöner.«
»Könntest du vielleicht – aber nur, wenn’s dir nichts ausmacht – von dort oben herunterkommen? Schau, da hab ich dir ein bequemes
Kissen auf die Kaminbank gelegt.«
»Ich sitz gut«, sagte Schlumpel.
»Aber auf einem von Konrads Lautsprechern. Die hat er, wie auch den Sessel, in dem du dich so gern herumfläzest, für teures
Geld gekauft und hier aufgestellt.«
»Warum gerade hier, bei mir?«
»Konrad wohnt in Miete. Ich hab ein Haus. Hier kann er seine Musik richtig laut hören, ohne daß jemand mit dem Besenstiel
an die Decke klopft.«
»In meinem Sessel!« Schlumpel klopfte auch, aber mit dem Schwanz auf den Lautsprecher.
|60| Dann klingelte es. Und dann stand Konrad im Zimmer und sah auf Schlumpel herunter, er reicht nämlich viel höher hinauf als
der Lautsprecher, und wirkte kein bißchen angenehm überrascht. »Was ist das?«
»Schlumpel.«
»Was soll das?«
»Nicht das. Die. Wie der Name schon sagt.«
»Die hat mir gerade noch gefehlt.«
»Nicht dir«, sagte ich. »Mir. Jetzt ist sie da.«
»Ich seh’s«, sagte Konrad. »Auf meinem Lautsprecher. Bleibt die länger?«
»Warum?«
»Ich frag ja bloß. Wann haut sie wieder ab?«
»Die bleibt.«
»Warum?«
»Zum Streicheln«, sagte ich. »Zum Schnurren –«
»Dafür hast du mich«, sagte Konrad.
»Schnurr mal!«
Er versuchte es. Schlumpel fuhr zusammen und brachte sich mit einem Satz auf dem zwei Meter entfernten anderen Lautsprecher
in Sicherheit.
»Der geborene Schnurrer bist du nicht«, sagte ich.
»Ist sie stubenrein?«
»Jetzt hast du sie beleidigt.«
»Warum?«
|61| »Als wir uns kennenlernten, hab ich dich da gefragt, ob du stubenrein bist?«
Konrad guckte zerknirscht und entschuldigte sich sofort bei Schlumpel, soviel Anstand hat er immerhin. »Komm her!« sagte er.
»Gib mir deine Pfote!« Er hielt ihr die seine hin.
Schlumpel fuhr zurück und akzeptierte weder Konrads Entschuldigung noch Konrads Pfote.
»Wird’s bald?« Er hob die Stimme.
»Der soll nicht so rumbrüllen«, sagte Schlumpel. »Hier bin ich der Löwe!« Und drehte ihm den Hintern zu.
»Was hat sie gesagt?« fragte Konrad mißtrauisch.
»Sie freut sich ungemein, dich endlich kennenzulernen.«
»So guckt sie aber gar nicht.«
»Wie guckt sie denn?«
»Unverschämt.«
»Du siehst sie doch von hinten.«
»Die guckt von vorne und von hinten unverschämt. Respektlos. Anarchistisch guckt die. Sogar mit dem Schwanz.«
»Mit gutem Grund. Zu einer Katze kann man so was nicht sagen. ›Komm her! Gib mir die Pfote!‹ Eine Katz ist kein Hund.«
Dann waren gottlob die Pilze fertig und rochen nach mit in Speck gebratenen Pilzen, was sie auch waren. Ich strich sie auf
Pfannkuchen, rollte diese |62| und legte sie schön auf die Platte, deren Rand Nudeln in verschiedenen Formen zierten.
»Wieso Nudeln?« fragte Konrad. »Wo wir heute doch Pilze –«
»Die Pilze schmecken auf der Nudelplatte einfach besser. Und die Nudeln auf der Pilzplatte. Das weiß ich aus Erfahrung.«
»Warum?«
»Frag die Pilze. Und die Nudeln.«
»Lieber nicht. Unerklärt schmecken Nudeln und Pilze viel besser, wie so manches andere auch.« Und er haute rein.
Schlumpel saß die ganze Zeit mit eingeknickten Pfoten auf dem Lautsprecher und fixierte Konrad unwohlwollend.
»Vielfraß!« sagte sie leise, aber unüberhörbar.
»Was hat sie gesagt?« Konrad versteht sie nicht, während Schlumpel jedes seiner Worte mitkriegt.
»Sie freut sich, daß es dir schmeckt.«
»Bauchweh soll er kriegen«, hörte ich meine Katze in beschwörendem Ton vor sich hin sagen, »er soll Bauchweh kriegen. Bauchweh – Bauchweh – Bauchweh –«
»Mein Magen drückt ein bißchen«, erklärte Konrad, »hab zuviel gegessen.«
Ich kochte Fencheltee, der hilft in diesem Fall immer. Dann spielten wir Schach. Dann hörten wir ein bißchen Musik. Dann gab’s
Mohrenküsse.
|63| Schlumpel zog es vor, draußen zu essen und in Nachbars Heustadel zu übernachten. Ich stellte ihr einen Teller mit
Häppchen an feiner Soße
vor die Tür. Dieser Tag schien nicht ihr allerschönster Lebenstag gewesen zu sein.
|64| Von der Unanständigkeit
Heut wird bestimmt mein allerschönster Lebenstag«, sagte Schlumpel.
Ich schrieb mit Heinis Unterstützung vor mich hin. Schlumpel lag im Körbchen,
das neben meinem Schreibtisch steht, so kann ich immer, wenn einem von uns danach ist, mit der
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