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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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das mal vor!«
    Ich stellte es mir so sehr vor, daß ich mich auf einen Stuhl setzen und mir die Augen trocknen mußte, weil mir die Tränen
     die Backen herunterliefen.
    »Findest du das lustig?« fragte Konrad kühl. »Du hast einen merkwürdigen Humor. Das ist ein dicker Hund. Ich mein, es ist
     ein grober Eingriff in meine Intimsphäre.«
    »Ach was! Du hast neulich auch zugeguckt, wie sie gepinkelt hat.«
    »Das ist was anderes. Katzen haben kein Schamgefühl.«
    »Warst du schon mal eine Katze?«
    »Gottlob nicht. Und wenn ich eine gewesen wär, dann, bitteschön, höchstens ein Kater.«
    »Ganz mein lieber seliger Stoffele«, sagte ich.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Der gleiche Macho.«
    |92| »Sie hat gehört, daß ich da drin bin, und dann ist sie raufgesprungen   –«
    »Eine sportliche Leistung«, sagte ich. »Du wärst da nicht raufgekommen, einen Meter fünzig aus dem Stand schaffst du nie.«
     Ich legte den durchgewalkten Teigkloß in die rotbraune Schüssel mit dem gewellten, überall angeschlagenen Rand, die ich vor
     gut dreißig Jahren im elsässischen Soufflenheim gekauft habe, in der geht der Teig am liebsten, und deckte ihn mit einem sauberen,
     frisch gebügelten Küchenhandtuch ab. Ich nehme immer dasselbe, von meiner Schwester Ulrike mit dem Spruch
Unser täglich Brot gib uns heute
bestickte Handtuch. Einmal verwendete ich ein anderes, aber da ging der Teig, konservativ wie Brotteige nun mal sind, nicht
     so schön.
    »Was soll das mit dem Handtuch?« fragte Konrad. »Friert er vielleicht?«
    »Ist doch klar. Der Teig mag es nicht, wenn ihm jemand beim Aufgehen zuschaut. Das verletzt seine Intimsphäre. Und? Wie ging’s
     weiter?«
    »Es ging nicht weiter«, sagte Konrad düster. »Ich konnte nicht mehr. Pinkel du mal, wenn so ein Katzenviech zuguckt. Dreh
     dich wenigstens um, blöde Kuh, hab ich gesagt, aber sie hat gar nicht dran gedacht und noch mehr geguckt. Hat richtig den
     Hals verdreht. Da hab ich das Fenster |93| zugemacht und mich auf die Klobrille gesetzt, so fertig wie ich war.«
    Ich stellte die Schüssel an einen warmen Platz. »Nimm’s nicht so persönlich«, tröstete ich Konrad. »Das macht sie doch immer
     so. Sie hört, da ist wer, sie springt hinauf, dann hebt man sie herunter, macht die Tür auf, und sie zieht ab. Sie denkt sich
     nichts dabei. Sie will nur rein.«
    »Sag ihr, daß das nicht geht«, verlangte Konrad. »Jedenfalls nicht, wenn ich gerade im Klo bin. Du kannst von mir aus in ihrer
     Gesellschaft pinkeln.«
    »Aber das weiß sie doch vorher nicht. Wir könnten vielleicht auf ein Schild schreiben:
Achtung, Mann im Klo, nicht gucken!
Das hängst du dann hinaus. Sie würde es bestimmt respektieren.«
    »Kann sie lesen?« fragte Konrad kühl.
    »Dann machen wir’s anders. Wir malen ein
Männeken pis,
das ist der auf dem Brunnen in Brüssel, dann weiß sie Bescheid und läßt dich in Ruh.«
    »Blödes Weibervolk!« knurrte Konrad. »Euch ist nichts heilig, nicht mal ein pinkelnder Mann. Da ist das Mistviech!«
    Schlumpel war aus dem Garten aufs Fensterbrett gesprungen, hockte nun in einem Sonnenfleck und sondierte die Lage.
    »Guck, wie sie guckt«, sagte Konrad anklagend. »Und wie sie grinst!«
    |94| »Schlumpel grinst nicht«, sagte ich, »sie lächelt dich charmant an. Weil sie immer das Gute im Mann sieht, es mag noch so
     verkümmert sein.«
    »Ich sag dir was«, sagte Konrad. »Dieses Tier ist höchst egoistisch, scheut jegliche Verantwortung, hat keine Ahnung vom Ernst
     des Lebens und hält sich für weiß Gott was alles, vermutlich für was Besseres. Sie ist ein richtiges Widerstandsnest. Hab
     ich doch gleich gemerkt.« Er verließ die Küche und ward bis zum Abend nicht mehr gesehen. Aber zu hören. Mit der ›Tragischen
     Symphonie‹ von Franz Schubert. Sehr laut und sehr tragisch.
    »Der ist wohl mit der falschen Pfote aufgestanden«, sagte Schlumpel. »Hat er was, oder fehlt ihm was?«
    »Du hast ihm beim Pinkeln zugeguckt. Das hat seine tiefsten männlichen Gefühle verletzt.«
    »Der pinkelt vielleicht komisch«, sagte Schlumpel. »Im Stehen pinkelt der. Wo man sich doch beim Pinkeln hinkauert. Und er
     hat nicht mal gescharrt. Aber er hat ja auch kein Kistchen in seinem Klo.«
    »Ich werd’s ihm sagen«, sagte ich. »Vielleicht stell ich ihm morgen eins rein. Damit er’s lernt. Aber ich hab da meine Zweifel.«
    »Er hat auch keinen Wasserfall gemacht.«
    »Der ist ihm verständlicherweise versiegt.«
    |95| »Ich mein den Wasserfall,

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