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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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huschte in geringer Höhe über ihn hinweg. »Der Katz-Engel«, sagte Stoffele, »von dem hab ich dir doch mal erzählt,
     weißt du noch?«
    »Und wie! Ich hab eine sehr schöne Geschichte daraus gemacht. Wie geht’s dem Osterzwerg?«
    »Der läßt dich grüßen. Der Bimbl auch.«
    »Stoffele«, sagte ich, »es liegt wieder wer in deinem Körbchen.«
    »Weiß ich doch.«
    »Bist du mir böse?«
    »Ein Körbchen«, sagte Stoffele, »ist dazu da, daß jemand drinliegt. Leere Körbchen heulen leis vor sich hin.«
    »Des Teufels Enkelkind liegt drin«, sagte ich. »Ich hab Schlumpel lieb. Wie dich.«
    Stoffele schnurrte.
    »War schön mit dir, Stoffele. Und jetzt ist es schön mit Schlumpel.«
    Stoffele klappte zustimmend die Augen auf und zu.
    »Stoffele«, sagte ich, »wenn ich mal – natürlich nicht gleich, sondern später – man wird ja nicht jünger – also dann – verstehst
     du?«
    |106| »Wenn du mal vom Dach fällst?«
    »Es muß ja nicht gerade ein Dach sein. Man kann auch ganz friedlich – vielleicht schön gemütlich im Bett – oder im Schaukelstuhl
     – aber erst in höherem Alter, bitte – wenn ich also   –«
    »Verstehe«, sagte Stoffele.
    »Ich möcht so gern vom Teufel geholt, ich mein, abgeholt werden.«
    »Mach ich.«
    »Sag mal – bist du jetzt irgendwie heilig oder verklärt oder geläutert, oder so?«
    »Ich merk nix«, sagte Stoffele. Es klang glaubhaft. Er schien nicht besonders unter seiner fehlenden Geläutertheit zu leiden.
    »Da bin ich aber froh.«
    »Ich auch.«
    Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest an mich. »Stoffele, du bist der liebste und schönste Kater, den ich kenn.«
    »Find ich auch.«
    »Und Schlumpel ist die liebste und schönste Katze, die ich kenn.«
    »Find ich auch.« Wieder schnurrte er. Sein Schnurren wurde immer lauter, und dann war da kein Kater mehr, sondern ein Stern,
     der sauste in hohem Bogen zurück an den Himmel, wo er seinen Platz wieder einnahm und Gluhaugen machte, ich meine, wo er großartig
     funkelte. Ich stand auf |107| der Wiese und schaute hinauf, aber das Schnurren hörte nicht auf, es war ganz nahe an meinem Ohr, und dann schleckte mir jemand
     das Ohr, was sehr kitzelte, und Schlumpel sagte: »Ich hab Hunger!«

|108| Türquälerei
    »Hörst du nichts?« Ich sah von meinem Buch auf. »Da maunzt wer.«
    »Der Maunzer, vielmehr die Maunzerin«, sagte Konrad, »hockt draußen vor der
    Balkontür.«
    »Sie kann nicht rein.«
    »Ganz recht. Die Tür ist zu.«
    »Jemand müßte sich einen Ruck geben, sich erheben, durchs Zimmer gehen, die Klinke herunterdrücken.« Ich las weiter. ›Das
     geheime Seelenleben des Mannes jenseits der Lebensmitte‹.
    »Es ist deine Katze.« Konrad brütete seit einer Stunde über einer Schachaufgabe: Weiß zieht und setzt Schwarz in zwei Zügen
     matt.
    »Du bist näher an der Tür.«
    Durch Konrad ging kein Ruck, er streckte Schlumpel nicht sehr gentlemanlike die Zunge raus. Die stellte sich auf die Hinterpfoten
     und trommelte mit den Vorderpfoten gegen das Glas. Was Konrad sehr amüsierte. Dann trippelte sie unruhig vor der Tür auf und
     ab.
    |109| Konrad begab sich nun auch dorthin, doch nicht, um sie zu öffnen; er stand da wie der grimme Kafkasche Hüter vor der Tür,
     die zum Gesetz führt. Nur die Pelzmütze fehlte.
    Ich legte das Buchzeichen in den Mann in der Lebensmitte, rappelte mich auf, um dem grausamen Spiel ein Ende zu machen, aber
     Konrad, der Schlumpel den Überfall im Klo immer noch nicht verziehen hatte, sah eine günstige Gelegenheit, ihr eins draufzugeben.
     »Setz dich wieder hin! Ich erteile ihr jetzt eine Lehre.«
    Die beiden starrten sich durch die Scheibe an. Dann öffnete Konrad ganz langsam die Tür. »Mach mal schön bitte, bitte!«
    Schlumpel legte den Rückwärtsgang ein.
    Konrad hob die Stimme: »Ich warte!«
    Schlumpel wartete auch. Ließ den Blick nicht von der Türklinke. »Ich laß mich von so einem doch nicht drängen«, sagte meine
     Katze, was Konrad natürlich nicht verstand.
    »Herein mit dir! Aber ein bißchen Beeilung!«
    Dieser Ton und die äußerst katzenfeindliche Forderung, sich zu sputen, mißfielen Schlumpel so sehr, daß sie nicht daran dachte,
     hereinzukommen, kein bißchen. Sie ließ sich erst mal vor der Tür nieder, was Konrad zu einem Stirnrunzeln veranlaßte.
    Weiteres gegenseitiges Anstarren. Dann machte |110| Konrad die Tür etwas weiter auf. Nun aber fand Schlumpel die Öffnung zu groß. Vermutlich dachte sie, Konrads plötzliche

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