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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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Bereitschaft
     beargwöhnend, in einen Hinterhalt gelockt zu werden, und blieb, wo sie war. Vor der Tür. Bei Menschen weiß man ja nie. Das
     weiß jede Katz.
    »Wird’s bald?«
    Nichts wurde, schon gar nicht bald. Schlumpel versank in Nachdenken, was in diesem speziellen, sehr schwierigen Fall wohl
     das Richtige sei.
    Konrad reagierte unsouverän. »Ich geb dir noch zehn Sekunden!« zischte er.
    Eine Katze zischt man nicht an. Das macht sie nicht entschlußfreudiger. Schlumpel sah sich nach einer anderen Möglichkeit
     um, ins Zimmer zu kommen, ohne daß sie sich mit diesem Grobsack anlegen mußte. Es bot sich keine. Sie wich zurück und setzte
     sich, einen Meter von der Tür weg, auf den Boden. Saß zwischen zwei Töpfen, im einen blühte roter Oleander, im anderen dunkelblaues
     Heliotrop. Ein hübsches Bild. Zum Malen.
    Konrad fehlte es jedoch an Sinn für Schönheit und an der einer Katze gegenüber gebotenen Höflichkeit. Er teilte Schlumpel
     mit, sie sei eine blöde Kuh, und das auch noch ziemlich laut.
    »Ich bin eine freie Katze«, sagte Schlumpel. »Ich geh raus und rein, wann ich Lust hab. Sag ihm das.« Sie drehte die Ohren
     so, daß sie halb |111| nach vorne gespitzt und gleichzeitig halb nach hinten gelegt waren und man ihre Rückseiten sehen konnte.
    Was Konrad als das auffaßte, was es auch war, nämlich als eine unfreundliche Geste, weshalb er die offene Tür geräuschvoll
     wieder zuschob und sich abermals seinem Schachproblem widmete.
    Schlumpel hockte weiterhin wie eine Statue vor der Tür. Wer von einer Statue fixiert wird, kann kein Schachproblem lösen,
     wird kribbelig und verwechselt das Pferdchen mit dem Läufer. Nach drei Minuten erhob Konrad sich, öffnete wiederum die Tür,
     aber nur einen kleinen Spalt, durch den Schlumpel selbstverständlich durchgekommen wäre, hätte sie’s gewollt. Sie wollte aber
     nicht. Hindurchzwängen wäre unter ihrer Katzenwürde gewesen. Sie saß da wie angenagelt.
    Konrad erkundigte sich, ob sie Uhu am Hintern habe.
    Schlumpel drehte den Kopf weg und genoß den Blick auf die schöne Gegend.
    »Bist zu dick für den Spalt, was?«
    So was darf man einem weiblichen Wesen nicht sagen. Schlumpel zwängte sich demonstrativ durch die Öffnung, blieb zwei Sekunden
     im Raum; bevor Konrad die Tür wieder schließen konnte, war sie schon wieder draußen und beroch mit fest zugezwickten Augen
     ausgiebig den Türrahmen, denn |112| Türrahmen riechen oft sehr interessant nach Kater.
    Konrad verlegte sich aufs Locken. Er versprach, er werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine frische Dose
     für sie öffnen, wenn sie sich endlich bequemen könne – er kriege allmählich kalte Füße.
    Schlumpels Schwanzende peitschte hin und her. Ich glaub dir kein Wort, sagte der Schwanz.
    Konrad fiel eine neue Strategie ein. Er öffnete die Balkontür etwas weiter, dann die Tür, die zur Küche führt, und ward nicht
     mehr gesehen.
    Schlumpel dachte nicht dran, in eine Falle zu gehen. »Der versteckt sich bestimmt im süßen Schrank«, sagte sie in meine Richtung,
     »wo die Kekse sind, die er immer klaut. Und wenn ich vorbeigeh, schreit er ›buh!‹ Eine Katze läßt sich nicht anbuhen.«
    »Nein«, sagte ich, »so eine Anbuherei mußt du dir nicht gefallen lassen. Das tät ich auch nicht.«
    Sie legte sich wieder hin, knickelte die Pfoten ein und machte Müffchen. Direkt auf der Schwelle.
    Weil sich nichts tat, kam Konrad zurück, stand aber nur dumm herum, eher mehr als weniger. Sein Blick schien mir irre. »Weißt
     du eigentlich, was du willst?« blaffte er Schlumpel an. »Launisches Weibsstück! Xanthippe! Störrisches, hinterhältiges |113| Lumpenviech! Und du« – sein Finger spießte mich auf – »bist schuld.« Er erklärte, ich habe es versäumt, offenbar aus Schwäche,
     dieser Katze rechtzeitig ihre Grenzen aufzuzeigen. Sogar die Achtundsechzigergeneration habe einsehen müssen, daß die antiautoritäre
     Erziehung in den pädagogischen Abgrund führe.
    »Ich will rein«, sagte Schlumpel. »Aber zu meinen Bedingungen.«
    Konrad versprach, sie zu zerquetschen. »Hemmungslos«, sagte er, »du weißt nicht, wozu ein bis zum Äußersten gereizter Mann
     fähig ist.«
    Schlumpel fing an, sich zu putzen, vermutlich, um Konrad zur Weißglut zu bringen, was ihr nicht schlecht gelang. Er schob
     die Tür so weit zu, daß ihr Schwanz in Gefahr geriet. Schlumpel fauchte ihn so eindrucksvoll an, daß er zur Seite sprang.
     Sie hob die Tatze, schlug in die

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