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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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oben droben.
     Einen – rat mal!« Sie streckte die Pfote ganz lang aus, über die grüne Decke hinaus.
    Ich schob die Pfote zurück. »Das ist eine unzulässige Grenzüberschreitung. Einen Elefanten?«
    »Nix Elefant.« Die andere Pfote wagte sich vor.
    »Ein Krokodil? Pfoten weg!«
    »Nix Krokodil.«
    »Einen Eisbär? Ein Walroß? Eine indische Seekuh?«
    »Du bist blöd«, sagte Schlumpel. »Einen Gockel. Ganz verrupft. Der hat gekikerikit. Und wie! Weil sein Herr gesagt hat, er
     muß in den Suppentopf. Göckel haben nämlich einen Herrn, Katzen natürlich nicht. Weil sie gar nicht auf die dumme Idee kommen,
     sie könnten einen haben. Aber der |118| Gockel war gegen den Suppentopf und ist mitgegangen. Zum Musikmachen. Mit dem Trompetenesel, dem Jaul- und Bellhund, dem Krähgockel
     und mit mir, der Schnurrkatze. Hör mal!«
    Schlumpels Geschnurre würde, da war ich mir ganz sicher, der vorgehabten musikalischen Darbietung in Irgendwo die Krone aufsetzen,
     wenn ich mal so sagen darf.
    »Dann waren wir auf einmal in einem tiefen, dunklen Wald. Und in dem Wald war ein Haus. In einem Haus ist’s warm, wenn’s draußen
     kalt ist.« Schlumpel kroch unter die grüne Decke wie in einen Tunnel, ich sah nur noch ihren Kopf mit den Funkelaugen. »Der
     Esel hat durchs Fenster ins Haus geguckt und die Räuber gesehen, die in jeden anständigen Wald gehören. Die haben gegessen.
     Sehr feine Sachen. Hackfleischbällchen und so. So was essen Räuber jeden Tag. Ich krieg nicht jeden Tag Hackfleischbällchen.«
     Sie fing meinen Zeh, mit dem ich unvorsichtigerweise unter dem Leintuch wackelte, und biß kräftig hinein. »Maus gab’s auch.
     Und sie haben süße Sahnemilch getrunken. Da hat der Esel sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster gestellt, der Hund ist auf
     ihn draufgesprungen, dann der Gockel, dann ich.«
    »Entschuldige«, sagte ich, »der Gockel ist auf dich gesprungen. Das weiß ich von ein paar lieben alten Freunden, den Brüdern
     Grimm.«
    |119| »Waren die dabei?« fragte Schlumpel. »Natürlich war ich oben. Eine Katze ist immer oben. Wegen dem Überblick, den sie, als
     Katze, immer haben muß. Und dann haben wir musikalisch gesungen.«
    »So? Was denn?«
    »
Im Wald, da sind die Räuber, hallihallo, die Räuber.
Das hab ich nämlich von meiner Milchfrau. Und dann sind die Hallihalloräuber abgehauen, und wir sind hinein und haben alles
     weggeputzt. Dann ist ein Räuber zurückgeschlichen, aber dem hab ich eins über die Räubernas gezogen, und er hat gebrüllt und
     ist verschwunden. Dann sind wir noch ein bißchen im Haus geblieben und haben uns ausgeruht« – sie lag nun zusammengerollt
     auf meinem Bauch – »und dem Esel, dem Hund und dem Gockel hat es so gefallen, daß sie gesagt haben, da bleiben wir.«
    »Und du, Schlumpel?« fragte ich.
    »Ich bleib auch ein bißchen. Schön weich hier. Du darfst mich bekrabbeln.«
    Ich bekrabbelte sie ausgiebig. »Ich hoffe, du weißt, daß du illegal hier liegst. Du gehörst auf die grüne Decke auf meinen
     Füßen.«
    »Klar.« Schlumpel rollte sich einmal auf mir herum.
    »Und dann?«
    »Ich bin doch eine freie Katze«, sagte Schlumpel. |120| »Was glaubst du denn? Mir war’s bald langweilig bei den alten Knochen.« Sie sprang vom Bett, umrundete es zweimal, aber da
     ich den Kopfteil nicht aufgestellt hatte wie sonst, wenn ich noch ein bißchen lesen will, und flach lag, fand sie den Einstieg
     in den Bettkasten nicht, was ihr gar nicht gefiel. Und auch der Schrank, in dem sie leidenschaftlich gern herumstöbert, war
     zu. Sie sprang aufs Fensterbrett, spitzte die Ohren und lauschte in die Nacht. »Kater gab’s auch keine, die einen ansingen
     und sich wegen einem verdreschen«, sagte sie nach einer Weile, »da bin ich abgehauen und wieder zu der Milchfrau gegangen,
     die mit dem Pfarrer, der   –«
    »Ich weiß«, sagte ich, »das wollen wir jetzt aber nicht vertiefen. Sonst klingen den beiden, die vielleicht gerade Mohrenköpfe
     essen, was ich ihnen herzlich gönne, die Ohren.«
    »Da bist du ja wieder, hat sie gesagt, und dann gab’s Milch, aber süße Sahne und ein bißchen Wasser drin wär jetzt besser.«
    Ich stand sofort auf und brachte ihr das gefüllte Schüsselchen. »Und wenn die drei alten Knacker im Räuberhaus nicht gestorben
     sind«, sagte ich, »dann leben sie heute noch. Wie du, Schlumpel. Worüber ich gottfroh bin. Tolle Geschichte! Die muß ich Konrad
     erzählen. Der kennt sie nicht. Ich mein, der erkennt sie nicht

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